Jazz Heidenheim

Jazz Connection mit einem Kuss ins neue Jahr in der DHBW

Mit viel Groove unterwegs: Die Jazz Connection spielte in der DHBW vor ausverkauftem Haus und begeisterte das Publikum mit Soul, Funk und Latin.

„Kiss“: Diesen Hammer-Hit der Popikone Prince spendierte die Jazz Connection als hammerharte Zugabe. Dass sich das traditionelle Konzert von Jazz Heidenheim am 27. Dezember jenseits von Besinnlichkeit abspielen werde, hatte Bandleader Martin Sörös gleich zu Beginn angedeutet. Sein Rezept, um die nebelreichen Tage zu vergessen: ein Ausflug in die heißen Gefilde des Jazz zu Latin, Soul und Funk. Mit 160 Besuchern und Besucherinnen war die Cafeteria in der Alten DHBW bis auf den letzten Platz gefüllt. Aus deren anfänglicher Spannung wurde schnell Begeisterung.

Zum dritten Mal in Folge war dem Pianisten Martin Sörös die Aufgabe zugefallen, seine Verbindungen spielen zu lassen für dieses Konzert zwischen den Jahren. Mit der Sängerin Regina Heiß, dem Posaunisten Benjamin Gerny und dem Bassisten Andreas Schmid hatte Sörös exzellente Musiker gewinnen können, die dazu noch alle einen Lebensbezug zu Heidenheim haben. Ihr Auftritt bei Jazz Heidenheim war zugleich ein Wiedersehen mit der Heimat. Nur der in Schwäbisch Gmünd wohnende Schlagzeuger Felix Schrack fremdelt noch mit Heidenheim, Exzellenz brachte aber auch er mit.

Schon als Jugendliche bei „Crazyness“ zusammen gespielt

Es ist auch für Profimusiker nicht leicht, binnen Wochen, ohne sich persönlich treffen zu können, ein abendfüllendes Programm mit viel Groove und Freude an Melodien zusammenzustellen und diese Stücke passend zu arrangieren. Geholfen hat vielleicht, dass Sörös und Gerny schon als Jugendliche zusammen gespielt hatten. „Crazyness“ nannten sie damals ihre Band und eiferten Nils Landgren nach. Dieser Posaunist und Sänger ist auch heute noch Vorbild für Gerny. Und so durfte das Publikum nicht nur ein Stück von ihm hören. Aber das macht den Jazz aus: Man spielt eben keine identische Coverversion, sondern interpretiert und arrangiert alle Stücke neu.

Auch Miles Davis hätte sicher seine Freude an seinem 1959 geschriebenen und nun von der Jazz Connection expressiv und mit Vorrang für die Posaune gespielten Titel „So What“ gehabt. Regina Heiß, die heute in Nürnberg Gesang unterrichtet, brachte gleich zwei Songs der Grammy-Preisträgerin Esperanza Spalding mit, die es schon einmal geschafft hatte, weltweit meistverkaufte Jazzmusikerin zu sein. Heiß singt mit Leidenschaft und lässt sich ganz auf die Stimmung ihrer Lieder ein – aber mit sicherem Abstand zu Pathos und Drama. Technisch nimmt sie schwierige Passagen mit Leichtigkeit.

Teamtauglich und mit sauberem Ton

Sie und Gerny bildeten die Frontline auf der Bühne. Auch Gerny ist ein Musiker, der nicht ins Schwelgen kommt, dafür auf einen sauberen Ton Wert legt und immer teamtauglich spielt. Nachdem ein wohliger Latin-Titel die Winterstarre vertrieben und Regina Heiß Liebesfreud und Liebesleiden einfühlsam besungen hatte, wurde im zweiten Set nach einer ruhigen Ballade und einem feinen Solo von Gerny mehr als einen Gang hochgeschaltet. Am Mischpult gab Tonmeister Bastian Martin dem neu angeschafften Bass-Verstärker mehr Raum und damit grünes Licht für Andreas Schmid und seinen fünfsaitigen E-Bass: Diesen durfte man hören und nun auch fühlen.

Bei mehreren Soli zeigte Schmid, wie gut er selbst verästelte Melodien und Rhythmus zusammenführen kann. Eine ganz sichere Bank für die Connection war Felix Schrack am Schlagzeug. Stets mit Blick auf das Notenskript gab er exakt und variabel schlagend Salsa, Soul und Songs einen überzeugenden Rahmen. Überraschungsschläge inbegriffen. Und Martin Sörös? Eine Freude am Flügel und ein Hexer am E-Piano, mit dem er den Sound zum Blubbern und zum Brodeln brachte oder mit einem sensiblen „Take It Easy“ dahingleiten ließ. Vom Saxophonisten und Smooth-Jazzer Grover Washington hatte die Band noch eine alte Nummer ausgegraben, dann ließ die Connection den Druck im Kessel steigen.

„Einfach geil hier“, lobte Sörös den Club, die Ton- und Lichtregie und das heftigst klatschende Publikum. Die Funknummer „Ain’t Nobody“ gab es zum Abschluss und als Zugabe „Kiss“. Das dürfe man auch praktizieren, meinte Heiß, so man den richtigen Partner habe.

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