Kulturschiene

Kabarett-Urgestein Bodo Bachs „Welttournee“ führte nach Heidenheim

Im Lokschuppen bot der wortgewandte Hesse als Godfather of Babbsack „Das Guteste aus 20 Jahren Bodo Bach“. Rund 170 Zuhörer waren mit dabei.

Seit inzwischen annähernd 25 Jahren ist Bodo Bach laut Eigenaussage bereits auf „Welttournee“ durch Deutschland unterwegs. Erstmals führte den wortgewandten Hessen der Weg nach Heidenheim. Und Bodo Bach war richtig gut vorbereitet – laut Wikipedia sagt man in unseren Breitengraden nicht Heidenheim, sondern „Horna“ oder „Hoidna“.  Bach wurde durch Scherzanrufe für den Radiosender FFH und seinem legendären Zitat „Isch hätt da gern emal e Problem“, seine TV-Show „Bodo Bach – Bei Anruf lachen“ oder als Reporter für „Verstehen Sie Spaß“ bekannt. 170 Zuhörer wollten sich im Lokschuppen „Das Guteste aus 20 Jahren Bodo Bach“ nicht entgehen lassen.

Bodo Bach sinniert gerne über Themen aus dem Alltag, um sie nach allen Regeln der Kunst zu persiflieren. Erstklassig beobachtet, kommt er schnell zum Kern des Problems und findet überall eine interessante, mit einem dicken Augenzwinkern versehene Lösung. In vielen Geschichten zeigte Bach auf, dass zahlreiche „Haanebambel“ (einfältige Menschen) und „Nachtkappen“ (muss wohl nicht übersetzt werden) in unserer Gesellschaft unterwegs sind. Dabei sparte der „Godfather of Babbsack“ das Thema „Bolledigg“ (Politik) weitestgehend aus.

Hessisch-Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene

Als Bodo Bach die Bühne betrat, stellte er sich erstmal als Bülent Ceylan vor und zog sofort jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Zunächst bekamen die Mittelspurschleicher ihr Fett weg. Sein Onkel Hans ist so ein prädestiniertes Beispiel: der kann stundenlang mit 98,4 Stundenkilometern den Mittelstreifen unsicher machen. Der Vorteil: er kann nicht geblitzt, sondern maximal gezeichnet werden. Bach sinnierte über das Älterwerden. Seine fortgeschrittene Glatze bezeichnete er als „Kopfherbst“ und stellte fest, dass an diesem Abend einige Besucher denselben Friseur wie er haben. Er attestierte, dass die Arztbesuche in seinem Alter (Bach ist zwischenzeitlich 67 Jahre jung) kein Vergnügen sind und der Onkel Doktor eher die Stellen untersucht, an denen die Sonne nicht unbedingt hinscheint. Dabei brachte es der Hesse auf den Punkt: einem jungen Mann tut das linke Bein weh, weil er es vorher intensiv benutzt hat. Ihm tut es weh, weil er es hat. Bach switchte gekonnt zum Dauerthema Rente und überraschte mit der tollkühnen These: wir werden alle zu alt. Die Männlein im Schnitt 78 Lenze, die Weiblein immerhin deren 83. Jobs für die Ewigkeit? Gibt es zuhauf. Papst, König oder eben Comedian. Yoga, Meditation und Trennkost helfen hingegen weder gegen das Altern, noch gegen die Pfunde – genauso wenig wie der Gang in die „Kalorien-Disco“ (Fitnessstudio). So musste Bodo Bach feststellen, dass eine 69-Jährige nicht mehr die Pfirsichhaut einer 19-Jährigen hat, sondern eher die eines 19-jährigen Pfirsichs. Knackige Sprüche der Marke Bach, die sich über den gesamten Abend erstreckten.

Familie und Freunde? Ein elementares Thema bei Bodo Bach. Sein hochgradig verpeilter Kumpel Lutz geriet mehr und mehr in den Vordergrund. Während des Bügelns bekam Lutz einen Anruf und bewies, dass er kein Multitasking-Talent ist und das Wörtchen Hotline eine ganz neue Bedeutung bekam. Dass die Leinwand nicht nur zur Zierde aufgebaut wurde, demonstrierte Bach, indem er sein legendäres Telefonat mit Herrn Mahlow und dem Titel „Mein Rucksack ist undicht“ einspielte und ganz nebenbei von seinem Gespräch mit Ferrari erzählte. Es kann ja wohl nicht angehen, dass ihm partout eine Anhängerkupplung für seinen soeben geerbten Luxusschlitten verwehrt wird. 2000 Scherzanrufe tätigte Bach während seiner Karriere, von denen er gerade einmal 50 als gelungen bezeichnet.

Sein Sohnemann und Dauer-Stubenhocker Rüdiger, der in seiner „Virtual Reality“-Welt gefangene Neffe Malte, der Bach erklärte, warum der Apple-Store kein Obstladen ist sowie die esoterisch-angehauchten Nachbarinnen Uschi und Marieanne – sie alle wurden Teil des Abends. Nicht zu vergessen seine Ehefrau Gerda, mit der er seit 35 Jahren verheiratet ist. Das Rezept für eine glückliche und lange Ehe? Viel lachen, nur eben nicht gemeinsam. Zum Schluss ging es dann noch zum überaus turbulenten Samstagseinkauf ins Ikea-Paradies und deren im schwedischen Sprachgebrauch etwas eigenwilligen, nicht ganz jugendfreien Namen für Betten und Regale.

Mit charmanter Schlagfertigkeit

Bodo Bach, der im „echten“ Leben auf den Namen Robert Treutel hört, bewies an diesem vergnüglichen und ungemein kurzweiligen Abend immer wieder seine charmante Schlagfertigkeit. Er zog das Publikum schnell auf seine Seite und bewies die Tugenden, die man von ihm seit vielen Jahren kennt und schätzt: bissig, hartnäckig und wortgewandt. Die vielen positiven Resonanzen auf seine „Welttournee“ haben Bach dazu bewegt, ein neues Programm auf die Beine zu stellen, welches er dann auch gerne wieder in Heidenheim zum Besten geben möchte. Mit einer besseren Aussage kann man sich von seinen Zuhörern nicht verabschieden.

Überschrift

Das nächste hessische Comedy-Urgestein wird am 14. März im Lokschuppen erwartet. Dann wird Maddin Schneider, der unter anderem durch sein Engagement im „Quatsch Comedy Club“, „7 Tage, 7 Köpfe“, der „Schillerstraße“ oder „Genial daneben“ Kultstatus erlangte, sein Programm „Schöne Sonndaach“ zum Besten geben. „Losgebabbelt“ wird um 20 Uhr.

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