Unangenehmes und Unvorhersehbares kommt oft dann, wenn man es so gar nicht brauchen kann. Davon kann man auch bei der Heidenheimer Stadtverwaltung und dort insbesondere beim Geschäftsbereich Hochbau ein Lied singen. Erst wurde im Oktober bekannt, dass das Unternehmen, das damit beauftragt ist, die neue Fassade am Rathaus anzubringen, den Zeitplan nicht einhalten kann. Aufgrund eines Personalmangels unterbrach das Unternehmen die laufenden Arbeiten kurzerhand und setzte seine Mitarbeiter anderweitig ein. Diese Unterbrechung bringt natürlich Verzögerungen mit sich, denn erst im Januar soll es mit der Rathausfassade weitergehen. Das wiederum sorgt dafür, dass mit einer Fertigstellung der Großbaustelle nicht wie ursprünglich vorgesehen im Mai, sondern erst im Oktober kommenden Jahres gerechnet werden kann.
In dieser Situation kommt das, was Stefan Bubeck, Leiter des Geschäftsbereichs Hochbau, dem Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung mitzuteilen hatte, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Im Emil-Ortlieb-Saal, also dem großen Sitzungssaal im Rathaus, in dem der Gemeinderat im Normalfall tagt, gibt es einen kapitalen Wasserschaden. Aufgetreten war dieser Ende November. Während eines Starkregens war es Bubeck zufolge zum Wassereintritt ins Dach des Saales gekommen, der auf der Ostseite des Rathauses liegt.
Rohr war völlig unzureichend befestigt
Vermutlich durch die Sanierungsarbeiten auf dem Dach löste sich im abgehängten Deckenbereich des Saales unbemerkt ein innenliegendes Rohr für die Dachentwässerung. Dieses Rohr war, wie nach dem Wassereinbruch festgestellt wurde, vermutlich schon vor mehr als 20 Jahren völlig unzureichend befestigt worden und hatte sich gelöst, erläuterte Bubeck. Aller Wahrscheinlichkeit nach sei es schon früher zu Undichtigkeiten gekommen, weil man bei der Schadensfeststellung auch auf einen eingeklebten Eimer gestoßen sei. Durch den starken Regen Ende November sei es dann zu einem flächigen Wassereintritt nahezu im gesamten Deckenbereich des Sitzungssaals gekommen. „Dadurch drang Wasser in die Beleuchtung ein, die gesamte Elektrik war in Mitleidenschaft gezogen und es gab auch zeitweise Ausfälle in anderen Bereichen des Rathauses“, so Bubeck.
Das alles führt dazu, dass der Emil-Ortlieb-Saal möglichst zeitnah saniert werden muss. Eigentlich war dies erst für einen noch nicht benannten späteren Zeitpunkt vorgesehen. Denn auch der Sitzungssaal ist, wie das gesamte Rathaus, in die Jahre gekommen und hat erhebliche Mängel. So ist Bubeck zufolge die Lüftung rund 50 Jahre alt und hat keine Wärmerückgewinnung, die Beleuchtung ist ebenso veraltet, die Akustik lässt sehr zu wünschen übrig, und auch die Oberflächen seien nicht mehr zeitgemäß, so der Geschäftsbereichsleiter. Die letzten Sanierungsarbeiten im Saal liegen rund 25 Jahre zurück.
Angesichts des jetzt akuten Schadens stimmte der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung zu, die Sanierungsarbeiten vorzuziehen. So soll das Planungsteam, das für die Rathaussanierung zuständig ist, damit beauftragt werden, einen Sanierungsvorschlag mit Kostenberechnung zu erarbeiten. Allein dafür wird mit Kosten in Höhe von 75.000 Euro gerechnet. Insgesamt, so erklärte Bubeck, dürfte die Sanierung rund 1,2 Millionen Euro kosten. Er rechnet mit einem Zeitraum bis zur Fertigstellung von 1,5 Jahren. Währenddessen muss der Gemeinderat seine Sitzungen wie bereits seit Herbst wohl weiterhin in der Feuerwache in der Darwinstraße abhalten. Die Ausschüsse werden vermutlich früher in den kleinen Sitzungssaal des Rathauses im ersten Stock zurückkehren können. Doch zunächst müssen auch in diesem Bereich erst die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden.
Sanierung läuft über Jahre
Das Heidenheimer Rathaus ist mehr als 50 Jahre alt, deshalb muss es dringend saniert werden, in erster Linie aus energetischen Gründen. Mit den notwendigen Arbeiten an der Fassade war bereits 2022 begonnen worden, sie laufen über mehrere Jahre. Stockwerk um Stockwerk wird das Gebäude auch im Innern auf einen aktuellen Stand gebracht. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Sanierung auf 33,5 Millionen Euro.