Brücken in alle Welt

Karina Loepprich: Leben im Spagat zwischen Schnaitheim und Mestia in Georgien

Kennengelernt hatte Karina Loepprich ihre neue Heimat Georgien mit einer Gletscherwanderung. Warum sie wilden Berge in Svanetien mit unendlicher Freiheit nicht mehr loslassen, erzählt sie in "Brücken in alle Welt":

Mit dem Zug aus Berlin über Russland nach Georgien – das ist bereits mehr als sechs Jahre her. Die wilden Berge in Svanetien mit unendlicher Freiheit und unzähligen Aufgaben haben es mir allerdings angetan und halten mich bis heute gefangen. Begonnen hatte alles mit einer Vier-Tages-Gletscherwanderung. Es entstand ein Hippie-Camp in Ushguli - einem Bergdorf von Oberswanetien mitten im UNESCO-Welterbe - als ein Ort des Austausches, voller Kunst und Leben für Lokale und Reisende.

In der Dorfschule Ushguli war ich Englischlehrerin und an der Berufsschule in Mestia im Nordwesten Georgiens durfte ich an der Weiterentwicklung der dualen Ausbildung mitwirken. Abschließend organisierte ich einen Schüleraustausch mit einem Gymnasium in München und vermittelte georgische Auszubildende. Eine wundervolle Zeit voller täglicher Abenteuer. Gefolgt vom Dreh des auch international beachteten und ausgezeichneten Kinofilms „Dede“ in Mestia und Ushguli mit den Zwillingsschwestern Mariam und Tamuna Khatchvani.

Herrliches Panorama: Karina Loepprich mit Sohn Tom, der am Neujahrstag 2020 geboren wurde. privat

Nach zahlreichen Fahrten zwischen Mestia und Ushguli wurde Dato Nakani, ein Tour-Operator aus Mestia, ein Teil meines Lebens. Während unserer ersten gemeinsamen Reise nach Deutschland gab es die schöne Überraschung, dass wir Nachwuchs erwarten. Auf der Rückreise lernte ich meine Schwiegereltern und die vier Geschwister beim Einzug in das Familiengasthaus kennen. Es ist einfach die herzlichste, lustigste und verständnisvollste Familie. Nun war ich auch ein Teil der georgischen Gemeinschaft, mit all den Werten, Verhaltensgrundsätzen und Aufgaben. Nach einem Leben ohne Grenzen und unendlicher Freiheit stellte mich das Leben vor viele neue Herausforderungen.

Ein Neujahrskind für Karina Loepprich

Die Zeit der Schwangerschaft verging wie im Flug und pünktlich zum Jahresende 2019 erreichten wir Heidenheim. Happy New Year – mit einem Silvesterknall kam unser Sohn Tom am 1. Januar 2020 in Aalen zur Welt. Mein Mann musste nach der Geburt zurück nach Mestia, um die Wintersaison abzuschließen.

Unsere Rückreise war für März 2020 geplant, aber es sollte alles anders kommen. Durch die Corona-Pandemie wurde unsere neue kleine Familie für sechs Monate gezwungenermaßen voneinander getrennt. Seither gestalten wir unser Leben flexibel und leben im Spagat zwischen Deutschland und Georgien, wobei unser Lebensmittelpunkt weiterhin im schönen Mestia ist.

Beim Thema Kindererziehung scheiden sich die Welten zwar oft, aber unser Sohn wächst mit den kulturellen Unterschieden, Werten und Sprachen auf und bezeichnet sowohl Mestia als auch Heidenheim als sein Zuhause.