Kein Kleid für Dorothy: Performance-Duo „VestAndPage“ stattet „Der Zauberer von Oz“ aus
Die magischen roten Schuhe: In „Der Zauberer von Oz“ teleportieren sie Dorothy zurück nach Kansas. In der echten Welt gehören sie für Millionen von Kinogängern zu den wohl berühmtesten Filmmemorabilien. Ob, und wenn ja, in welcher Form die ikonischen Schuhe im Heidenheimer Opernzelt auftreten werden, ist derzeit noch ein Geheimnis. Bekannt ist hingegen, dass das Auftragswerk der Jungen Oper von dem weltweit erfolgreichen Performance-Künstlerduo „VestAndPage“ ausgestattet wird.
Seit 2006 widmen sich Verena Stenke und ihr Mann Andrea Pagnes Performance- und Videoarbeiten. Als „VestAndPage“ statten die beiden primär ihre eigenen Produktionen aus – „Der Zauberer von Oz“ ist die erste offizielle Theateraufführung, bei der das Duo seine Finger im Spiel hat. „Ein Werk auszustatten, das nicht auf unserer eigenen Textvorlage basiert, ist neu für uns“, erzählt Verena Stenke.
Neu, aber kein Neuland: Beide haben ihre künstlerischen Anfänge in der bildenden Kunst gemacht. Pagnes ging anschließend zum Theater, Stenke war unter anderem als Maskenbildnerin tätig. Heute legen sie als „VestAndPage“ ihren Fokus auf zeitgenössische Performance- und Videokunst – „unsere Arbeiten bewegen sich aber immer durch sämtliche Bereiche“, erläutert Stenke. „Das ist ein Raum, der erst einmal nichts ausschließen will.“
Stichwort Raum: Wie seit jeher dient das Opernzelt im Brenzpark als Raum für die Aufführung der Jungen Oper. Und wie es der Zufall so will, fügt sich das rot-gelbe Zelt ganz wunderbar in das Bühnenbild des magischen Landes Oz ein – so zumindest der Plan. Regenbogenfarben, Seifenblasen, aber kein Glitzer: Die finale Kulisse wird natürlich erst zur Premiere enthüllt, eine gewisse Tendenz lässt sich aber bereits erkennen. „Wir halten das Bühnenbild recht simpel und in der Ästhetik des Scherenschnitts“, verrät Verena Stenke. Auch die Kostüme der Besetzung sollen dieser Idee folgen: holographisch bis irisierend und somit je nach Lichteinfall ganz unterschiedliche wirkend.
„Als alte Feministin finde ich das Festspiel-Motto ‚Heldinnen‘ natürlich sehr schön“, so Stenke. Auch das Nicht-Binäre sei ihr bei der Kostümierung der Charaktere wichtig gewesen. So könnte die Vogelscheuche – traditionell ein männlicher Charakter – laut Stenke durchaus auch weibliche Kleidung tragen. Dorothy hingegen wird sicher nicht im Kleid in Erscheinung treten. „Das war meine Voraussetzung“, sagt Stenke und lacht.
Generell müsse sich das Stück beziehungsweise dessen Ausstattung nicht zu sehr an der Filmadaption von 1939 orientieren. „Die kleine Dorothy muss zum Beispiel nicht unbedingt wie ein Kind aus den USA aussehen“, findet Stenke. Der namensgebende Zauberer von Oz trete im Stück nicht persönlich in Erscheinung – es werde generell viel mit der Vorstellungskraft des Kinderpublikums gearbeitet. „Wir vertrauen unseren kleinen Zuschauerinnen und Zuschauern. Aber natürlich wollen wir die kulturellen Konnotationen nicht zu sehr strapazieren.“