Pro Böllern

Kein Böller-Verbot an Silvester, sondern Raum für Freiheit

Silvester 2023 ist vorbei und geböllert wurde auch im Kreis Heidenheim wieder fleißig. Muss das sein? Zum Abschluss unserer kleinen Serie über das Böllern gibt es Meinungen hierzu aus der HZ-Redaktion. Redakteurin Karin Fuchs findet: Bleiben wir sachlich und spielen nicht Gegner gegen Befürworter aus. Bevor das Böllern verboten wird, schaffen wir vorher lieber ein Tempolimit auf der Autobahn.

Die leidenschaftliche Diskussion über das Silvester-Feuerwerk scheint immer mehr zu einem Kulturkampf zu werden. Feinstaub, Tierwohl, CO₂-Ausstoß, Gefahren: Alle diese Argumente leuchten ein. Doch warum müssen wir Deutschen denn immer gleich zum Verbot greifen? Dinge zu verbieten löst gerne eine Gegenhandlung oder Trotzreaktion aus nach der Devise: jetzt erst recht.

Wir müssen uns eingestehen, dass Feuerwerk an Silvester seit vielen Jahren eine fest verankerte Tradition und Quelle der Freude ist. Die farbenfrohen Lichter am Himmel symbolisieren für viele den Start in ein neues Jahr mit freudigen Erwartungen. Brauchen wir nicht in Zeiten wie diesen auch diese positive Stimmung? Nicht zu vergessen das Gemeinschaftsgefühl, das beim zwanglosen Feiern auf der Straße und in der Nachbarschaft entsteht.

Es wäre zu kurz gegriffen zu behaupten, dass Feuerwerksgegner zwangsläufig freudlose Spießer sind und Feuerwerksliebhaber hoffnungslose Ignoranten. Statt nüchterner Diskussionen über unterschiedliche Präferenzen wird das Abschießen von Raketen zur Grundsatzdiskussion.

Könnte man nicht einfach akzeptieren, dass die Vorlieben vielfältig sind? Dass jemand, der auf Feuerwerk verzichtet, nicht zwangsläufig gegen Freude und Genuss ist? Oder dass jemand, der gerne Raketen steigen lässt, nicht automatisch rücksichtslos ist?

Die Vielfalt der Meinungen bereichert die Gesellschaft

Es wäre wünschenswert, die Debatte zu versachlichen und Raum für individuelle Entscheidungen zu lassen. Denn wahre Freiheit bedeutet auch, die Freiheit des Einzelnen zu respektieren, ohne in extreme Positionen zu verfallen. Statt Raketen als politisches Statement zu betrachten, könnten wir uns darauf besinnen, dass die Vielfalt der Meinungen uns als Gesellschaft bereichert.

In einer Zeit, in der wir uns aufgrund von gesellschaftlichen Spannungen gerne in Extreme verlieren, wäre es angebracht, das Feuerwerksthema mit einem differenzierteren Blick zu betrachten. Sperrgebiete in empfindlichen Gebieten wie in einer historischen Altstadt oder an einem Brennpunkt sind in Ordnung, aber bitte kein flächendeckendes Verbot.

Letztendlich wird die Debatte mit dem letzten Feuerwerk nach der Silvesternacht 2023 nicht enden, sondern nächstes Jahr wieder von Neuem aufkeimen. Doch bevor wir das Silvester-Feuerwerk streichen, einigen wir uns doch bitte vorher auf ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen, machen die öffentlichen Verkehrsmittel zur echten Alternative, streichen Inlandsflüge und machen uns Gedanken über unser Konsumverhalten und besseres Tierwohl an all den anderen Tagen im Jahr.