Hunderte Mitarbeiter des Heidenheimer TDK-Standorts müssen weiterhin um ihre Jobs bangen. Denn am Mittwochnachmittag haben sie bei einer Betriebsversammlung erfahren, dass es von Seiten ihres Arbeitgebers kein Entgegenkommen gibt, weil die Geschäftsführung die Vorschläge der IG Metall für ein alternatives Fortführungskonzept ablehnt. „Die Planungen zur Umstrukturierung des TDK-Standorts Heidenheim zu einem Kompetenzzentrum für Produkt- und Prozesstechnologie bleiben bestehen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns. Das bedeutet, dass das Unternehmen daran festhalten will, elf der derzeit 19 Fertigungslinien in Heidenheim schrittweise an Standorte in Ungarn und China zu verlagern.
Nachdem dies im März angekündigt worden war, hatten Betriebsrat und IG Metall Widerstand gegen die Planungen angekündigt. Daraufhin holten die Arbeitnehmervertreter das „Info-Institut“ mit ins Boot, um ein alternatives Konzept zu erarbeiten, das den Standort wirtschaftlicher machen könnte. „In vielen Gesprächen mit fachkundigem Personal wurden die Zahlen, der Markt, und die Gefahren und Risiken für die Umsetzung eines solchen Projekts validiert. Im Gutachten hat das Info-Institut Handlungsbedarf festgestellt, jedoch bei weitem nicht in diesem Umfang und für alle Produkte“, heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall.
Gewerkschaft stellte Alternativkonzept vor
Das Konzept habe man dem Arbeitgeber am 24. Juli vorgestellt. „Dieses beinhaltet einen Abbau von ca. 50 Arbeitsplätzen, eine Straffung der Struktur, wie auch einen anderen Produktmix, um eine Fixkostendegression zu erreichen. Weiter gab es ein konkretes Angebot seitens der IG Metall, mittels eines Zukunftstarifvertrags temporäre Einschnitte (Mitarbeiterbeiträge und zeitliche Flexibilisierung) in den Tarifvertrag zu ermöglichen, um die Wirtschaftlichkeit kurzfristig wiederzuerlangen. In dieser Kombination wäre das Unternehmen bereits im kommenden Geschäftsjahr wieder positiv“, teilt die Gewerkschaft mit.
TDK lehnt Vorschläge ab
„Wir wissen, dass viele Beschäftigte in Heidenheim große Hoffnungen in das alternative Fortführungskonzept gesetzt haben, und es tut uns sehr leid, diese Hoffnungen enttäuschen zu müssen“, wird Standortleiter Thomas Dörken in der TDK-Pressmitteilung zitiert. Das Konzept bestätige zwar, dass am Standort erheblicher Handlungsbedarf bestehe und die Personalkosten ein wesentlicher Faktor seien, „sieht aber keine Reduktion des Fertigungsumfangs vor“. Und weiter heißt es: „Das Problem steigender
Fertigungskosten und des extrem verstärkten internationalen Wettbewerbs vor allem aus Asien wird dadurch nicht gelöst.“
Aus TDK-Sicht ist in dem Alternativkonzept nur ein geringer Abbau von Arbeitsplätzen vorgesehen, das Problem steigender Fertigungskosten und des extrem verstärkten internationalen Wettbewerbs werde dadurch nicht gelöst.
„Damit bleibt es bei den im März angekündigten Plänen, den Standort Heidenheim zu einem Kompetenzzentrum für Produkt- und Prozesstechnologie umzustrukturieren“, hießt es in der TDK-Pressemitteilung. Drei Produktionslinien sollen ab 2027 auslaufen, erhalten wolle man in Heidenheim vier Linien und eine Pilotlinie. Von den derzeit rund 540 Arbeitsplätzen am Standort sollen dem Konzern zufolge 300 abgebaut werden.
IG Metall findet Vorgehen "nicht nachvollziehbar"
Die IG Metall findet klare Worte zu der Ankündigung von TDK: „Für die Arbeitnehmer ist das Vorgehen des Arbeitgebers nicht nachvollziehbar. Es liegt ein konkreter Vorschlag vor, in dem sich die Mitarbeiter beteiligen, um am Standort wirtschaftlich produzieren zu können. Für den Betriebsrat ist es eine krasse Klatsche, dass der Arbeitgeber, wieder besseren Wissens, seine Pläne umsetzen wird.“ Für die Arbeitnehmervertreter und ihre Berater sei klar, dass sie diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen werden.
Wechselhafte Geschichte
Am Heidenheimer TDK-Standort fertigt der japanische Technologiekonzern elektronische Bauteile für die Automobilindustrie. Das Unternehmen in den Seewiesen hat eine lange Geschichte. Seit 1947 war es zunächst ein Siemens-Werk für Rundfunkgeräte und Bauelemente. Im Laufe der Geschichte wechselte nicht nur der Firmenname mehrmals, es gab auch immer wieder Entlassungswellen. Unter dem Namen Epcos sind 2002 und 2006 massiv Arbeitsplätze abgebaut worden. Seit 2009 befindet sich das Unternehmen unter dem Dach des Elektronikkonzerns TDK.