Kinderkonzert Karneval der Tiere nicht rundum erfrischend
Da hat sich doch tatsächlich eine Heidenheimer Mehlschwalbe in den „Karneval der Tiere“ eingeschlichen – natürlich im Bundesligatrikot. Das kam natürlich hervorragend an beim Publikum am Sonntagnachmittag im Konzerthaus Heidenheim, wo Camille Saint-Saëns Suite im Rahmen der Opernfestspiele Heidenheim aufgeführt wurde.
Die Heidenheimer Mehlschwalbe war nicht der einzige Star auf der Bühne: Die Cappella Aquileia unter der Leitung von Manuel Hartinger spielte die vierzehn Sätze mit den vielen Zitaten aus anderen klassischen Werken, und als Erzähler fungierte Willi Weitzel, bekannt aus der Sendung „Willi will’s wissen“.
Willi wollte viel wissen
Zunächst wollte Willi Weitzel sehr viel über Orchester, Instrumente und die Vorzüge der Nutzung eines Taktstocks beim Dirigieren wissen – und das war vielleicht nicht der günstigste Auftakt, vor allem für die Kinder, und deren Aufmerksamkeit wurde ob so viel Theorie schon ein bisschen auf die Folter gespannt. Überhaupt waren die Voraussetzungen an diesem sehr heißen Sonntag in dem gut gefüllten Konzerthaus nicht die allerbesten: Als Willi Weitzel von Wasserspritzern in den Farben des Regenbogens erzählte, hätte man die gerne live erlebt und bei der Erfrischung wäre die Farbe dann auch egal gewesen.
Geschichte verfing bestens
Die Geschichte allerdings verfing auch dieses Mal bestens, und die Musik Saint-Saëns war bestens verwoben mit den tierischen Auftritten, die Willi Weitzel da auf die Bühne zauberte. So eine bunte Tierwelt kann ja auch nur gut ankommen bei den Kindern, bei den ehemaligen Kindern nicht minder. Allen voran der Mistkäfer im Arztkittel, der das Konzert gewissermaßen aus dem Off eröffnete und schließlich von den Ameisen davon getragen wurde. Und dann waren da ja noch der Löwe mit den Zöpfen, die Hühner, die vom Winde verweht jenseits von Afrika landeten, die eine Ampel bildenden drei Chamäleons, die ihren Kindern beim ersten Auftritt zusahen und voll Stolz schier platzten, der legendäre Schildkrötenritt zur Wasserstelle – Wasser! –, das nicht minder berühmte Elefantenballett, majestätisch interpretiert.
Und natürlich waren auch die Wahrsagerin, im echten Leben ein Warzenschwein, die Erdmännchen in ihren Bermuda-Hosen als Bademeister – Wasser! – und die so wunderschön anzuhörenden Schmetterlingsfische im perlenden Wasser – Wasser! – geeignet, buntes Kopfkino zu gestalten, zu dem die Cappella Aquilea den ätherisch-leichten Soundtrack lieferte. Und zur Heidenheimer Mehlschwalbe gesellte sich auch noch der Ulmer Spatz – ohne Taktstock im Mund – und ein Kuckuck aus dem Schwarzwald, seinem engen Eigenheim entflohen. Davon ließen sich die meisten Kinder durchaus mitreißen – und die restlichen zumindest nicht stören.
Erfrischung nur im Foyer
Apropos Wasser: Was hätte hier ein Catering für Umsatz machen können, zumal alle Besucher sich vor Beginn im Foyer des Konzerthauses aufhielten, das im Gegensatz zu den Schattenplätzen draußen doch noch Erfrischung lieferte, mehr als dies nachher im Saal der Fall war. Und es hat auch schon erfrischendere Kinderkonzerte im Rahmen der Opernfestspiele gegeben – aber wie gesagt lieferte der mehr als heiße Sommertag nicht die beste Grundlage.
An dieser Stelle soll auch einmal erwähnt werden, welchen Rundumeinsatz die städtischen Angestellten in diesen Tagen liefern, ob an Einlass, Kartenausgabe, Organisation und so vielen Dingen, die ja mit diesen Veranstaltungen einhergehen. Auch für sie war es ein sehr heißer Tag und sie konnten ihn nicht picknickend, Saint-Saëns genießend oder sonst zurückgelehnt genießen, sondern mussten ja arbeiten. Und das, ohne dafür Applaus zu erhalten. Deshalb an dieser Stelle: Applaus für diesen Einsatz.