20 Jahre Kinder-, Jugend- und Familienhospizdienst

Zum 20. Geburtstag des Hospizdienstes Heidenheim: Wie Autorin Anja von Kampen Kindern mit Hoffnung und Humor das Thema Tod näherbrachte

Sein 20-jähriges Bestehen hat der Kinder-, Jugend- und Hospizdienst Ostalb und Heidenheim mit Autorin Anja von Kampen und vielen Teilnehmern aus Schuldiensten im Landkreis gefeiert. Dabei ging es vor allem um die Themen Tod und Trauer, über welche Schulkinder mithilfe von „Knietzsche“ künftig Wissen erlangen sollen.

20 Jahre alt wurde der Kinder-, Jugend- und Hospizdienst Ostalb und Heidenheim vom Malteser-Hilfsdienst. Und das wurde am Freitagnachmittag im Landratsamt Heidenheim gebührend begangen. Grußworte, Festreden, Ansprachen also? Die gab’s auch. Aber vor allem gab es ein Geschenk, das das Geburtstagskind nicht nur sich selbst machte, sondern den Kindern im Landkreis: „Knietzschifizierung“ erwartete die Schulleiter, Lehrer und Schulsozialarbeiter, die zur Feier des Tages gekommen waren, und das direkt von der eigens aus Berlin angereisten Anja von Kampen, Film- und Fernsehproduzentin, Regisseurin, Autorin und Schöpferin von „Knietzsche“.

„Knietzsche“, das ist der kleinste Philosoph der Welt, der Nietzsche für Kinder, der sich nicht vor schwierigen Fragen drückt. Er erklärt Glück und Wut, Mobbing und Ernährung, aber eben auch Demenz und Trauer. Und solche zum Tod. Wie Knietzsche das macht, das bekamen die Gäste in von Kampens Comic-Strip „Knietzsche und der Tod“ zu sehen: Kindgerecht und nicht ohne Witz gestaltet, hat sich der Film als Gesprächsöffner bestens bewährt, berichtete Anja von Kampen aus ihrer Erfahrung bei Präsentationen vor Schulklassen. Denn jedem Kind kostenfreien Zugang zu umfassendem Wissen über den letzten Teil des Lebens zu ermöglichen, das gehört zu Knietzsches Job. Ein Job, bei dem ihm das Geburtstagskind nun zu Hilfe kam: Die Teilnehmer der Festveranstaltung konnten anschließend Anja von Kampens Sachbuch „Knietzsche und der Tod – Alles über die normalste Sache der Welt“ kostenlos für ihre Schulbibliothek mitnehmen. Die Filme sind ohnehin kostenlos im Internet zugänglich.

Herzenswärme und Mitgefühl

Damit ergänzt der Kinder-, Jugend- und Hospizdienst sein Schulprojekt „Gib mir Sicherheit“, mit dem die Mitarbeiter des Dienstes in Grundschulen gehen, um mit Dritt- und Viertklässlern über den Verlust, das Sterben und die Trauer zu reden. Von diesem Angebot, das bei akuten Fällen, vor allem aber als Präventionsmaßnahme in Anspruch genommen werden kann, und seinem Einsatz im Alltag berichtete Alexandra Schütz, die Koordinatorin des Hospizdienstes, in ihrer Begrüßung, während ihre Kollegin Gerda Prasser auf die vielfältigen Tätigkeiten in der Begleitung von lebensverkürzend Erkrankten und deren Familien, die von Zuhören und Mitfühlen bis hin zum Schaffen von gemeinsamen Erlebnissen reichen. „In einer solchen Situation kommen alle an ihre Grenzen“, hat Prasser in ihrer mittlerweile 18-jährigen Tätigkeit erfahren, und in dieser Situation gebe es viele Lebensgeschichten zu erzählen, so Schütz.

Landrat Peter Polta honorierte die anspruchsvolle und viel Fingerspitzengefühl erfordernde Arbeit aller im Kinder-, Jugend- und Hospizdienst als „wichtige gesellschaftliche Aufgabe“ und ging auf das Palliativnetzwerk des Landkreises ein. Und alle Redner einte ein Anliegen: Das Thema Tod und Trauer dürfe kein Tabuthema bleiben. Gerade Kindern müsse ermöglicht werden, ihre Fragen und Anliegen hierzu frei und offen stellen zu können und auch Antworten zu erhalten. Und dass Knietzsche hierzu sehr gut geeignet ist, das konnten die Teilnehmer der Feierstunde gleich selbst feststellen: „So viele Fragen gab es von Erwachsenen selten“, so Anja von Kampen, die nach ihrem sehr lebendigen, mit Witz und Pfiff gestalteten Vortrag geduldig auf alle Fragen einging.

Die „Knietzschifizierung“ ist damit bei den Teilnehmern dieses erfrischend anderen Geburtstagsfestes vollzogen. Und so angeregt wie diese an der Veranstaltung teilnahmen, kann wohl davon ausgegangen werden, dass sie diese auch weiter in ihre Schulen und Klassen tragen werden und mit dem kleinen Philosophen eine neue Philosophie im Umgang mit dem Thema Tod einziehen kann. Er gibt jedenfalls auch Erwachsenen Formulierungen und Ideen an die Hand, mit denen bisher als heikel empfundene Kinderfragen nicht gefürchtet werden müssen.

Vor zwölf Jahren entstanden

Den kleinen Philosophen Knietzsche, der Kindern Mut und Hoffnung, aber auch Antworten und Fakten zu verschiedenen Themen geben soll, hatte Anja von Kampen ursprünglich für die ARD-Themenwoche „Tod“ im Jahr 2012 entwickelt. Dafür hat sie sich auf Reisen vom Umgang mit dem Tod in anderen Ländern beschäftigt. Auch davon berichtet sie in ihrem Buch, mit dem sie ausdrücklich nicht bewerten, sondern den Kindern aufzeigen möchte, dass Tod und Trauer ganz selbstverständlich zum Leben gehören. „Der Tod ist das größte Geheimnis des Lebens“, so von Kampen, „das Leben ist viel zu kurz, um nicht über das Ende Bescheid zu wissen.“

Jetzt neu: Die HZ auf WhatsApp kostenlos abonnieren – Hier klicken und alle News aufs Handy bekommen

undefinedundefined