Gastronomie

Kommt ein „Cafe Extrablatt“ ins Heidenheimer Elmar-Doch-Haus?

Noch immer gibt es keine Entscheidung darüber, ob es eines Tages einen gastronomischen Betrieb im Heidenheimer Elmar-Doch-Haus geben wird. Die Stadtverwaltung ist in einem Ausschreibungsverfahren, hüllt sich aber in den Mantel des Schweigens.

Seit dem Spätsommer 2021 zeigt sich eines der schönsten Gebäude im Zentrum der Fußgängerzone hinter einem Bauzaun verrammelt. Damals waren auf Initiative des Oberbürgermeisters Michael Salomo hin die bereits laufenden Sanierungs- und Umbauarbeiten gestoppt worden. Der Grund: Verwaltung und Gemeinderat wollten erneut versuchen, das Elmar-Doch-Haus einer gastronomischen Nutzung zuzuführen.

Dass sich am damaligen, für viele höchst unbefriedigenden Außenzustand bisher nichts geändert hat, bedeutet nicht, dass es hinter den Kulissen nicht weitergeht. Doch seit Januar ist es still geworden um das ehemalige Rathaus. Damals hatte die Stadt mitgeteilt, dass sich an einem Ausschreibungsverfahren mehrere Bewerber beteiligt hatten, die hier einen gastronomischen Betrieb einrichten wollen. Die genaue Anzahl der Bewerber hielt die Stadtverwaltung unter Verschluss, doch aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist zu erfahren, dass es sich ursprünglich um drei Kandidaten gehandelt habe – und zwar um dieselben wie im ersten Verfahren.

Mehrere Bewerber im Verfahren

Dieses musste ohne Vergabe beendet werden, weil es nicht rechtssicher war. Danach stimmte der Gemeinderat kurz vor Weihnachten einem zweiten, zweistufigen Ausschreibungsverfahren zu. Nach dessen Ende war von der Stadtverwaltung zu erfahren, dass die eingegangenen Teilnahmeanträge ausgewertet werden. Jene Interessenten, die sich aufgrund ihrer Bewerbung für weitere Schritte qualifizieren, bekämen weitere Informationen, um ein erstes Angebot abgeben zu können. In diesem Angebot sollten auch gastronomische Konzepte und die zu zahlende Pacht enthalten sein. Diese zweite Angebotsphase sollte, so die ursprüngliche Planung, Anfang März beginnen.

Doch wie ist der Sachstand heute? Auf Anfrage ist von Lennart Schmeißer, dem persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters, mit Hinweis auf formale Gründe des Verfahrens nur eine knappe Antwort zu erhalten: „Auf das zweistufige Ausschreibungsverfahren gab es in der ersten Runde mehrere Bewerber. Nicht alle haben es in die zweite Runde geschafft. Diejenigen, die zugelassen wurden, wurden aufgefordert, weitere Unterlagen (konkretes Betriebskonzept, Mietpreisangebote usw.) einzureichen. Diese wurden fristgerecht eingereicht und geprüft. In den kommenden Wochen finden jetzt die Verhandlungsgespräche statt. Wann es zu einem konkreten Beschlussvorschlag mit welchem Bewerber für den Gemeinderat kommt, lässt sich aktuell noch nicht sagen.“

„Cafe Extrablatt“ könnte passen

Unbestätigten Informationen zufolge ist inzwischen nur noch ein Bewerber im Spiel: die System-Gastro-Kette „Cafe Extrablatt“. Das Unternehmen betreibt bereits einen Standort am Münsterplatz in Ulm. Darüber hinaus gibt es Unternehmensangaben zufolge an 108 weiteren Standorten im gesamten Bundesgebiet ein „Cafe Extrablatt“ sowie zwei in Marokko und eines ins Südafrika. Auch wird auf der Homepage ersichtlich, dass das Unternehmen weiter expandieren will.

Die Anforderungen, die an neue Standorte gestellt werden, passen wie die Faust aufs Auge zu Heidenheim und zum Elmar-Doch-Haus: Kleinstädte ab 35.000 Einwohnern, repräsentative Objekte an öffentlichen Plätzen mit großer Außenterrasse. Die benötigte Gastraumfläche liegt der Homepage zufolge zwischen 240 und 550 Quadratmetern im Erdgeschoss, wobei in Ausnahmen auch zweigeschossige Varianten möglich sind. Zudem werden Nebenflächen von 160 Quadratmetern im Keller oder Obergeschoss benötigt, Terrassenflächen für Außenbestuhlung sind den Abgaben zufolge zwingend erforderlich.

All diese Kriterien treffen einigermaßen aufs Elmar-Doch-Haus zu: Die Fläche beläuft sich im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss auf 627 Quadratmeter, ein Außenbereich mit Platzcharakter und Bewirtschaftungsmöglichkeit soll durch den Abriss des Sonnleitner-Gebäudes geschaffen werden und das Gebäude ist repräsentativ. Und noch ein weiteres Kriterium, das sowohl vom „Cafe Extrablatt“ als auch von der Stadtverwaltung gefordert wird, passt zusammen: Die Pachtdauer soll sich auf mindestens zehn Jahre belaufen und Optionen einer Verlängerung beinhalten.

Gastronomisches Konzept hat Übereinstimmungen

Auch was das gastronomische Konzept betrifft, geht das, was das „Cafe Extrablatt“ für sich in Anspruch nimmt, konform mit dem, was sich die Verantwortlichen in Heidenheim vorstellen. Denen nämlich ist es wichtig, dass ein möglichst breites Publikum den ganzen Tag über angesprochen werden kann, extrem hochpreisige Gastronomie und Fastfood-Ketten sind ausgeschlossen.

Wie dem Internet-Auftritt des „Cafe Extrablatt“ zu entnehmen ist, fußt das Konzept der Kette auf einer „unkomplizierten Ganztages-Kneipen-Gastronomie mit Niveau“. Gestützt auf eine innovative Küche, die täglich von früh bis spät den kleinen und großen Hunger junger und älterer Gäste stille, sei „Cafe Extrablatt“ vor allem getränkeorientiert: „Kaffeespezialitäten auf der Basis eigener Röst- und Mischungsrezepturen bilden den Kern des Angebots. Gute Weine, leckere Cocktails und regional passende Premium-Biere verwöhnen die Gäste. Diese kommen mal zum Frühstück, mal zum Mittagsschnäppchen, machen hier Kaffee- und Kuchenpause oder trinken ihr Feierabendbier.“
Das seien die großen, stringent nach Konzept geführten Betriebe von „Cafe Extrablatt“, heißt es auf der Homepage.

Eine ganze Menge Übereinstimmungen also, zwischen dem, was „Cafe Extrablatt“ und die Stadtverwaltung suchen. Doch steht die Gastro-Kette tatsächlich in Verhandlungen oder Gesprächen mit der Heidenheimer Stadtverwaltung? Hat sich das Unternehmen fürs Elmar-Doch-Haus beworben? Eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion bei der für Expansion zuständigen Tochter „CE Immobilien GmbH“ in Emsdetten (Nordrhein-Westfalen) wurde nicht beantwortet. Und auch von Seiten der Verwaltung gibt es mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Antworten. Bleibt also abzuwarten, wann dem Heidenheimer Gemeinderat welcher Bewerber zur Beschlussfassung vorgeschlagen wird.

Bis zur möglichen Eröffnung eines Gastronomiebetriebs im Elmar-Doch-Haus wird es jedenfalls noch eine ganze Weile dauern. Denn zuvor stehen noch umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten in dem historischen Gebäude an. In der Ausschreibung ist der Februar 2028 als Eröffnungstermin genannt.

Gastronom müsste viel Pacht bezahlen

Bis zum Baustopp im Jahr 2021 hatten die Sanierungs- und Umbauarbeiten im Elmar-Doch-Haus schon begonnen. Denn eigentlich war vorgesehen, hier einen Teil der Stadtverwaltung, darunter den Kulturbereich und das Standesamt nebst einem großen Trausaal, unterzubringen. Die Idee, hier einen Gastronomiebetrieb anzusiedeln, ist nicht neu. Bereits der vorherige Oberbürgermeister Bernhard Ilg hatte diesen Versuch gewagt, war jedoch gescheitert. Sein Nachfolger Michael Salomo wollte es erneut ausprobieren, auch, weil zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit bestand, das benachbarte Café Sonnleitner zu kaufen und abzureißen, um hier einen Platz und damit Raum für Außenbewirtschaftung zu schaffen.

Im Gemeinderat gab es über viele Monate hinweg Diskussionen, in deren Mittelpunkt vor allen Dingen die Finanzierbarkeit stand. Denn der Umbau zu einem Gastronomiebetrieb würde deutlich mehr kosten als die ursprüngliche Planung für eine Verwaltungsnutzung. Diese Mehrkosten müssten in die Pacht einfließen, die ein Gastronom zu zahlen hätte. Deshalb schlägt die Stadt eine Mindestpacht von 17,50 Euro pro Quadratmeter vor, alles in allem müsste ein Betreiber also 10.970 Euro monatlich zahlen.

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