Man soll nicht alles glauben, was bei Wikipedia steht. Heißt es. Noch viel weniger soll man glauben, was dort über einen selbst steht. Sagt Rudi Weiss. Und der Künstler muss es wissen. Als Landschaftsmaler wird er in seinem eigenen Wikipedia-Eintrag betitelt – eine Bezeichnung, die der 72-Jährige entschieden zurückweist. „Das gefällt mir gar nicht“, sagt er selbst. Was Weiss ist, was er macht und wie er das macht, davon kann man sich ab Freitag, 10. Januar, im Türmle des Heidenheimer Kunstvereins ein ganz eigenes Bild machen. Der Künstler bestreitet dort die Ausstellung „Gebaute Landschaften“.
Malerei als Reflexion von Geschehenem
Der Landschaftsaspekt ist demnach zweifellos Teil Rudi Weiss’ Schaffens. Und ja, manchmal sind seine Bilder durchaus gegenständlich, sie zeigen Szenerien, in denen man Gebirge, Wälder oder auch Städte und Metropolen erkennt. Aber mindestens genauso oft verschlägt es den Künstler ins Abstrakte. Er lässt sich vom Wasser, von der Luft oder von der Atmosphäre, die ihm bei seinen Ausflügen ins Grüne begegnet, inspirieren. „Aus diesen verschiedenen Aspekten baue ich mir dann eine Landschaft“, erläutert Weiss. Malen, das sei für ihn Reflexion von Geschehenem.
Bis so ein abstraktes Werk fertig ist, vergeht viel Zeit. Nicht zuletzt, weil Rudi Weiss währenddessen immer wieder eingreift und verändert. „Ich kratze dabei mindestens so viel Farbe wieder ab, wie ich auftrage. Eher mehr.“ Eine Frage, mit der Weiss immer wieder konfrontiert wird: Wann ist so ein Gemälde denn fertig? Es sei Gefühlssache, sagt er. Wenn Komposition und Farbigkeit so zusammengekommen sind, wie er sie haben will, ist das Ende erreicht.
Auch bei gegenständlichen Werken möchte man einen Hauch Abstraktheit mitschwingen sehen. Der Künstler will dabei nicht einfach fotografisch abbilden, sondern mehrere Motive zusammensetzen. „Wenn ich bei meinen Bildern gefragt werde, wo das ist, sage ich immer, das gibt’s nicht.“ Die Szenerien seien stets konstruiert. Und trotzdem seien manchmal reale Orte erkennbar, etwa beim London-Motiv, das ebenfalls im Türmle zu sehen sein wird.
Für Rudi Weiss ist die Ausstellung in Heidenheim vor allem eines: eine Rückkehr. Geboren 1952 in Ingolstadt, zog Weiss im Alter von drei Jahren nach Heidenheim. Er verbrachte seine gesamte Schulzeit hier vor Ort, bevor es ihn für sein Studium an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart zog. Parallel studierte er an der Universität Tübingen als künstlerisches Beifach Geografie.
1991 Gast im Kunstmuseum Heidenheim
Seit nunmehr 45 Jahren arbeitet Rudi Weiss als freischaffender Künstler, eine Arbeit, die ihm mehrere Stipendien und Preise eingebracht hat, etwa in Frankreich und Italien. In Heidenheim war Weiss zuletzt 1991 im Rahmen einer Gruppenausstellung im Kunstmuseum vertreten.
Seine rein mit Spachteln entstandenen Gemälde nun erneut in Heidenheim zu präsentieren, freue ihn. Weiss stellt im Türmle unter anderem großformatige Arbeiten aus, welche Landschaften in extremer Nahsicht zeigen. Man spüre beim Betrachten geografische, biologische und atmosphärische Aspekte, ohne sie konkret benennen zu können, sagt der Künstler über sein Schaffen. Apropos benennen: Wie würde Rudi Weiss sich denn nun bezeichnen, wenn nicht als Landschaftsmaler? Die Antwort darauf lautet, ganz schlicht und einfach: als Maler.
Ausstellung von 10. Januar bis 16. Februar
Eröffnet wird die Ausstellung „Gebaute Landschaft“ mit einer Vernissage im Türmle am Freitag, 10. Januar, ab 19 Uhr. Der Besuch ist in Verbindung mit einer Führung möglich, diese finden mittwochs ab 16 Uhr und samstags ab 11.30 Uhr statt. Die Finissage erfolgt am Sonntag, 16. Februar, ab 11 Uhr.