Kreissparkasse Heidenheim hat Wachstumsraten in fast allen Bereichen
Bausparen ist wieder im Trend, das Kreditgeschäft wächst trotz hoher Zinsen, Wertpapiere werden beliebter: Dies sind drei Eckpunkte aus der Bilanz für 2022 der Kreissparkasse Heidenheim, die der Vorstandsvorsitzende Dieter Steck und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Thomas Schöpplein am Donnerstag vorstellten. „Es sind herausfordernde Zeiten, die wir gut gemeistert haben“, sagte Steck und zielte damit auf die Zinswende, Inflation und Bankenregulierung ab. Das betreute Kundenvolumen sei trotz der schwierigen Entwicklungen der Kapitalmärkte um 104 Millionen Euro auf 4,3 Milliarden Euro gestiegen.
Die Bilanzsumme der Kreissparkasse selbst betrug zum Jahresende 2022 2,4 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen erhöhten sich auf 1,7 Milliarden Euro. Die Kundenkredite kletterten auf 1,49 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 2,65 Prozent entspreche.
2022 ein zweigeteiltes Jahr für die Kreissparkasse
Gerade bei den Krediten spricht Steck von einem zweigeteilten Jahr mit einem Einbruch ab Juli, wobei dieser vor allem im privaten Bereich mit 50 Prozent besonders hoch ausgefallen sei. Steck bemerkt im laufenden Jahr jedoch einen „Gewöhnungseffekt an das höhere Zinsniveau“ und spricht von einer stabilen Kreditneuvergabe. In der Wirtschaft liege diese sogar über dem Vorjahresniveau, wobei in Gebäude und Maschinen investiert werde. „Ich mache mir eher über die Stimmungslage Sorgen, die sich eingetrübt hat“, so Steck.
Im privaten Bereich habe das Baufinanzierungsgeschäft in den vergangenen Wochen wieder angezogen. Der Trend sei: Die Menschen stecken in ihren Wünschen zurück, das Interesse verlagere sich vom Neumarkt auf gebrauchte Immobilien. Die Kreissparkasse wies im vorigen Geschäftsjahr im Bereich der Immobilienvermittlung ein Volumen von 22,2 Millionen Euro aus. Damit übertraf der Umsatz das bisherige Rekordergebnis von 2021 um 2,07 Prozent.
Kauft die Kreissparkasse eine weitere Hausverwaltungsfirma?
Auch selbst baut die Kreissparkasse Heidenheim das Immobiliengeschäft aus. Vor zwei Jahren wurde die Haselmaier Immobilien und Hausverwaltungen GmbH übernommen, über die derzeit, laut Steck, 730 Wohneinheiten betreut werden, Tendenz steigend. Im Eigenbestand hat die Sparkasse 74 Wohneinheiten, weitere 21 Wohnungen in Giengen und Nattheim befänden sich im Bau. Derzeit überlege die Sparkasse, noch eine weitere Hausverwaltung im Landkreis zu übernehmen, sagte Steck, ohne einen Namen zu nennen.
Die Kreissparkasse halte weiterhin 11,73 Prozent an der Baugesellschaft Frankenthal und ist zusammen mit der KSK HDH Immobilien GmbH & Co. KG mit 34,65 Prozent größter Gesellschafter der Kreisbaugesellschaft Heidenheim GmbH, die 2400 Wohnungen habe. „Bei Immobilien kommt man an der Kreissparkasse nicht vorbei“, sagte Steck. Mit Finanzierung, Verwaltung und Beteiligung sei die Sparkasse einzige Anbieterin, die diese Wertschöpfungskette erschlossen habe.
Im Wertpapiergeschäft hatte die Kreissparkasse in 2022 laut Thomas Schöpplein erfreulich starke Wachstumsraten. Mit einem Umsatzplus von 17,3 Prozent auf 404 Millionen Euro verzeichne die Kreissparkasse eine neue Höchstmarke. „Endlich ist in der Bevölkerung angekommen, dass das Wertpapiergeschäft etwas Gutes ist.“
Fast keine Hausfinanzierung ohne Bausparer
„Das Bausparen hat eine Renaissance erlebt“, sagte Schöpplein. Das vermittelte Volumen in Kooperation mit der Landesbausparkasse Südwest (LBS) stieg um 8,1 Prozent auf 71,5 Millionen Euro. „Es gibt aktuell fast keine Baufinanzierung ohne einen Bausparer“, so Schöpplein.
Beim Blick auf die Kapital- und Ertragslage zeigte sich Steck zufrieden. Die Zins- und Provisionsüberschüsse inklusive der ordentlichen Erträge stiegen im vorigen Jahr auf 49,5 Millionen Euro. Der Verwaltungsaufwand pendelte sich mit 30,7 Millionen. Euro geringfügig unter dem Vorjahresniveau ein. Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag bei 18,8 Millionen Euro, dies entspreche einem Zuwachs von 4,19 Prozent. 9,6 Millionen Euro habe die Sparkasse in die Reserven gesteckt, um für künftige Risiken abgesichert zu sein. Nach Bewertung und der Zuführung zu den Vorsorgereserven wurde ein Bilanzgewinn in Höhe von 1,1 Millionen Euro ausgewiesen, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht.
Die Aussichten: spannend
Das laufende Jahr entwickelte sich laut Steck schon jetzt positiv: „Wir gehen von einer deutlichen Steigerung des Betriebsergebnisses aus.“ Spannend werde die Zinsentwicklung sein. Steck rechnet mit einer Seitwärtsbewegung, allerdings werde die Inflation seiner Einschätzung nach hartnäckiger sein als zunächst gedacht. Im Moment wirkten sich noch zwei Effekte positiv aus: die staatlichen Maßnahmen sowie die Übersparquote in der Coronazeit. Die Menschen gäben dieses Geld nun aus und stärkten die Wirtschaft. „Aber wie lange noch? Dann wird es für die Konjunktur kritischer.“
SB-Filialen werden gegen Automatensprenger gesichert
Eine sechsstellige Summe investiert die Kreissparkasse in ihre 15 Selbstbedienungs-Filialen im Landkreis: Das sei nach der Nachtschließung ein weiteres Mittel, um das SB-Netz gegen Automatensprenger abzusichern. Deutschlandweit gab es im vorigen Jahr 450 Taten, bei denen Geldautomaten gesprengt wurden. Durch diese Maßnahmen werde das Geld unbrauchbar, sagte Steck
Die 15 von Mitarbeitern betriebenen Filialen bleiben laut Steck bestehen. „Wir haben nicht vor, in absehbarer Zeit Änderungen vorzunehmen.“
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei leicht gesunken auf 329. Steck nannte eine natürliche Fluktuation als Grund, betonte aber auch, dass das Thema Personal und die Attraktivität der Arbeitsplätze ein strategisches Thema für die Kreissparkasse sei. Deshalb habe man für die Mitarbeitenden einen „bunten Strauß an Sozialleistungen“ beschlossen, die Vergütungsstruktur in manchen Bereichen erhöht.