Unter uns

Krieg und Rechtsruck: die Woche der Ratlosigkeit

In dieser Woche war nur das Wetter gut. Der Rest: eher zum Davonlaufen, findet Marc Hosinner von der Redaktionsleitung der HZ.

Krieg und Rechtsruck: die Woche der Ratlosigkeit

Diese Woche lässt mich ratlos zurück. Der Terror der Hamas auf israelischem Boden, der daraus resultierende Krieg, das Leid, die Opfer. Es ist unfassbar schlimm. Erst in der Ukraine, jetzt in Israel. Die Frage drängt sich auf, welcher Krisenherd als nächstes explodiert? Der an der serbisch-kosovarischen Grenze?

Der wäre dann auch nicht weit weg von uns. Meine Ratlosigkeit speist sich aber auch aus Ereignissen in unmittelbarer Nähe. Ich wohne nicht weit weg von der Landesgrenze zu Bayern. Eben dort wurde am Sonntag gewählt. Mit dem Ergebnis, dass Parteien satte Zugewinne verbuchen konnten, bei denen in einem Fall der Vorsitzende wohl eine braune Vergangenheit zu haben scheint und sich nicht mehr daran erinnern kann oder will und im anderen Fall Faschisten ein Parteibuch haben.

Besonders im Fall der als Alternative angepriesenen Partei frage ich mich nach den Gründen, bei ihr ein Kreuz zu machen. Aus Protest gegen die Bunderegierung? Bei Wahlen im Land Bayern? Nicht sehr schlau. Oder ist es vielmehr so, dass die Menschen, die mittlerweile wieder vermehrt offen zu ihren Überzeugungen stehen, rechtsradikales Gedankengut bei Parteien nicht mehr stört?

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, er war vergangenen Samstag in der Heidenheimer Pauluskirche, sprach über die Demokratie, die er zwar bedroht sieht, aber nicht in dem Maße, als dass er Parallelen zur Weimarer Republik, die mit der Machtübernahme der NSDAP endete, ziehen wolle.

Ob Gauck Recht hat? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Allzu leicht lassen sich wieder Menschen von Populisten und fetten Schlagzeilen in die Irre führen, lassen sich Angst machen. Und vergessen dabei, dass Grundgesetz, Demokratie und Freiheit höchste Güter sind. Sie in Zweifel zu ziehen, sich aufs Völkische zu reduzieren, ist ein Irrweg.

Wenn Sie jetzt sagen, ich würde im Wolkenkuckucksheim leben und würde nicht mitbekommen, wie schlecht es diesem Deutschland geht: mir ist durchaus bewusst, dass es Bürgerinnen und Bürger gibt, die wegen Inflation oder teuren Mieten hart zu knabbern haben.

Aber: Alle Probleme lösen sich nicht alleine durch die - möglicherweise notwendige - Verschärfung der Migrationsgesetze. Die Welt ist komplexer und verändert sich unaufhaltsam. Das muss man verstehen wollen.

Wehret den Anfängen. Schönes Wochenende.