Heidenheimer Kulturszene

Kunst, Kultur und Orgel-Techno: Was beim jungen Kulturfest in Heidenheim geboten war

Von Freitag bis Sonntag fand das zweite junge Kulturfest in der Heidenheimer Innenstadt statt. Bei der Veranstaltung, die vom Kulturbündnis Heidenheim organisiert wurde, versammelten sich Heidenheimer Künstler und präsentierten ihr Schaffen.

Wenn der Bezirkskantor auf der Orgel zu Techno-Klängen improvisiert, dann kann nur ein Verein dahinterstecken: das Kulturbündnis Heidenheim. Der im Frühjahr dieses Jahres gegründete Verein hat sich das Ziel gesetzt, der Kulturlandschaft rund um junge Heidenheimer Künstler, Musiker und andere kreative Köpfe eine Bühne zu geben. Von Freitag bis Sonntag fand aus diesem Grund das zweite junge Kulturfest statt – dieses Mal mit dem Verein als zentralem Organisator. Dutzende Kulturschaffende präsentierten in verschiedenen Lokalitäten in der Innenstadt ihre Arbeit: Musik, Fotografie, Gemälde und vieles mehr. Abgerundet wurde das Programm von Lesungen, Akrobatik, einer Podiumsdiskussion und natürlich richtig viel Party.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Freitag um 18 Uhr auf dem Eugen-Jaekle-Platz vom Kulturbündnis-Vorstand und Oberbürgermeister Michael Salomo. Bürgermeisterin Simone Maiwald gab wenig später den Startschuss zum „Artwalk“, bei dem die Besucher Ausstellungen lokaler Künstler in verschiedenen Bars und Geschäften betrachten konnten. „Wir konnten bisher etwa 500 Menschen bewegen. Das ist schonmal ein Anfang, da geht aber natürlich noch mehr“, so das Fazit von Kulturbündnis-Vorstandsmitglied Matthias Raschke zum Eröffnungsabend.

Workshop „Klangfusion“ in der Michaelskirche

Ein akustisches Highlight, welches nicht nur junge Besucher anzog, fand am Samstagnachmittag in der Michaelskirche statt, welche seit einiger Zeit als Location für Raves und andere Veranstaltungen dient. Beim interaktiven Workshop „Klangfusion“ zeigten der zeitgenössische Künstler Achim Vogel und Leonard Hölldampf, Bezirkskantor des evangelischen Kirchenbezirks Heidenheim, wie gut die ungewöhnliche Kombination aus Orgelspiel und Technomusik harmoniert. Vogel, welcher mit seinen Klanginstallationen das Publikum deutschlandweit und international begeistert, konstruierte für diesen Workshop einen sogenannten „Klangtisch“, der aus 16 Einzelteilen besteht. Hält man die Hand in einem bestimmten Abstand über eines dieser Einzelteile, wird ein Sensor ausgelöst und ein bestimmter Soundeffekt abgespielt.

Nachdem Kulturbündnis-Vorstandsmitglied Janick Oswald die Workshop-Teilnehmer begrüßt hatte, demonstrierte Vogel, wie sein Klangtisch funktioniert. Begleitet wurde er dabei von Hölldampf auf der Orgel, was die Zuschauer sichtlich beeindruckte. Die Workshop-Teilnehmer durften sich danach noch selber am „Klangtisch“ und an der Orgel versuchen. „Der Klangtisch ist für alle da. Ich wollte etwas erschaffen, womit jeder Musik machen kann, auch ohne irgendeine Art von Vorerfahrung“, äußerte sich Achim Vogel über seine Installation. Für die richtige Atmosphäre sorgte ein 25 Quadratmeter großes Kunstwerk des Kalligraphiekünstlers „Jaytwo“. Jan Windauer, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, stammt selbst aus Heidenheim und hat in seinem Werk Begriffe verarbeitet, welche er mit seiner Heimatstadt verbindet.

Heidenheims Innenstadt wurde zur Galerie

Junge, lokale Kunst gab es beim „Artwalk“ zu sehen. 21 Künstler stellten ihre Werke in verschiedenen Geschäften und Bars in der Innenstadt aus. Reika Novak, Künstlerin und Pressesprecherin vom Kulturbündnis, erkundet in ihren Werken „die komplexen Facetten der weiblichen Sexualität“ und stellte diese im „Malowein“ aus. In der „Alleyboy Gallery“ ging es hingegen um Streetwear und Konzertfotografie. Der Herbrechtinger Robin Kwincz ist Gründer der Streetwearmarke „Kwnx“ und gab am Freitag und Samstag einen Einblick in seine Kollektion. Ebenfalls vor Ort: Konzertfotograf Benni Zeller, welcher schon Musikgrößen wie „Ski Aggu“ und „Quavo“ ablichten durfte. Abstrakte Kunstwerke, gestaltet aus Acrylfarben und Edding, präsentierte Jupp Whale im „Jimmy Changa“. „Wenn ich ein Kunstwerk anfertige, lasse ich die Farben eskalieren“, sagt der Hobbykünstler über seine Gemälde.

Die Kunstwerke von Reika Novak im „Malowein“. Rudi Penk

Straßenmusiker, Bands und DJs

Selbstverständlich darf bei einem Kulturfest eines nicht zu kurz kommen: die Musik. Am Freitagabend ging es auf dem Eugen-Jaekle-Platz los mit der deutschen Indie-Punk-Band „Moltke und Mörike“. Hiphop-Fans konnten bei „Timmy's Turnup“, welches vom Heidenheimer Rapper „Billity“ ins Leben gerufen wurde, im „Capitol“ zu den Beats von lokalen Rappern feiern. In der Michaelskirche traten am Samstagabend „Bär“ und „Blue Friend“ auf und im „Treff 9“ lief Punkrock und Hardcore. Abgerundet wurde das musikalische Programm durch diverse Straßenmusiker und DJs, welche für Partystimmung in den Bars sorgten.

In der "Kleinen heilen Welt" wurde das 30. Jubiläum gefeiert. Rudi Penk

Seinen Abschluss fand das junge Kulturfest 2024 schließlich bei einem Weißwurstfrühstück mit veganer Alternative im „Populär“. Begleitet wurde dieses mit Blasmusik vom „Polka-Projekt“.

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