Berufsschulzentrum in Heidenheim

Warum der Landkreis Heidenheim 85 Millionen Euro in ein neues Berufsschulzentrum investiert

Der Landkreis plant, das Berufsschulzentrum komplett zu sanieren und mit einem Neubau zu erweitern. Warum das notwendig ist, wie das ablaufen soll und woher die Millionen für das Mammutprojekt kommen sollen.

Warum der Landkreis Heidenheim 85 Millionen Euro in ein neues Berufsschulzentrum investiert

Das Heidenheimer Berufsschulzentrum (BSZ) im Heckental hat in den vergangenen Jahrzehnten zigtausende Schüler kommen und gehen sehen. Ende der 1970er-Jahre erbaut, beherbergt es in der Maria-von-Linden-Schule und der Kaufmännischen Schule zahlreiche unterschiedliche Schularten. Über die Jahre hinweg waren einzelne Bereiche des Komplexes, der aus fünf Gebäuden besteht, immer wieder saniert worden, auch was Auflagen des Brandschutzes betrifft, doch vom Grundsatz her hat sich seit der Inbetriebnahme an der Gebäudestruktur nichts verändert.

Das soll sich jetzt ändern, denn nach vielen Jahren des Überlegens hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, das BSZ von Grund auf zu erneuern. „Die Gebäude sind nach technischen und energetischen Anforderungen einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagte Landrat Peter Polta. Nicht nur qualitativ , sondern auch quantitativ, also was Räume und Schülerzahlen betrifft, stoße das BSZ an seine Grenzen. Aus diesem Grunde wurde eine Untersuchung in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Jörg Steiner, Vorstand des Stuttgarter Beratungsbüros Rem Assets, dem Kreistagsgremium vorstellte.

Architektonisch in Ordnung

„Architektonisch sind die Gebäude gar nicht so schlecht, die Grundrisse stimmen. Aber technisch ist das Berufsschulzentrum nicht zukunftsfähig“, so Steiner. Er betonte, dass bei den Überlegungen auch die Schulleitungen mit einbezogen waren. Aktuell gebe es in dem Komplex zahlreiche Räume, die nicht über Tageslicht verfügen, deshalb gelte es, die Gebäude auch im Innern zu optimieren. Außerdem müssten die neuen Räume an die neuen pädagogischen Konzepte angepasst werden. Bei den Überlegungen habe man sich auf die fünf würfelförmigen Gebäude konzentriert, der bisherige Werkstattbau werde nicht mehr benötigt und könne abgerissen werden. „Alle Gebäude sind sanierungsfähig, müssen aber kernsaniert werden. Das bedeutet, dass außer Stahl und Beton nichts mehr stehen bleibt“, so Steiner. Der Vorteil an dem Bau sei, dass er über hochflexible Gebäudestrukturen verfüge, sodass Neues gut implementiert werden könne. Anhand des Platzbedarfs, der gemeinsam mit den Schulleitungen entwickelt worden sei, habe man drei unterschiedliche Szenarien entwickelt. Alle drei gehen von einem zusätzlichen Neubau aus. Dieser sei notwendig, weil die aktuell zur Verfügung stehende rund 19.000 Quadratmeter mit Blick auf die Zukunft nicht ausreichen. Der Raumbedarf wurde mit knapp 23.700 Quadratmetern ermittelt.

Drei Varianten wurden untersucht

Die erste Variante sieht Steiner zufolge vor, alle fünf bestehenden Gebäude zu sanieren und durch einen Neubau zu ergänzen, um dem Raumbedarf gerecht werden zu können. Während der Sanierungsarbeiten wäre jedoch ein Interimsbau notwendig, um den Schulbetrieb zu ermöglich. Diese Variante würde voraussichtlich rund 90 Millionen Euro kosten. Im zweiten Szenario würde der gesamt Komplex abgerissen und neu gebaut. Das würde Schritt für Schritt vonstattengehen, bedürfe jedoch auch einer Interimslösung. Die Kosten lägen bei rund 120 Millionen Euro.

Kernsanierung und großer Neubau

Im dritten, von dem Planungsbüro, der Landkreisverwaltung und den Schulleitungen favorisierten Szenario, werden Elemente aus den beiden anderen miteinander verknüpft. So geht es hier darum, zuerst einen großen Neubau zu errichten und im Anschluss vier der bestehenden Gebäude Schritt für Schritt zu sanieren. Am Ende könnte dann das fünfte abgerissen werden. „Der große Vorteil besteht darin, nicht viel Geld für eine Interimslösung auszugeben, die danach nicht mehr benötigt wird“, erklärte Steiner dem Gremium. Außerdem ließen sich bei dieser Variante sämtliche Bedürfnisse der Schulleitungen umsetzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die dritte mit Kosten in Höhe von rund 84 Millionen Euro auch noch die günstigste Variante ist.

Viele Fördermittel

Doch wie lässt sich so ein Mammutprojekt in Zeiten knapper Kassen finanzieren? Kreiskämmerer Jürgen Eisele erklärte, dass rund 60 Prozent der Kosten über Förderprogramme des Landes finanziert werden könnten, das wären zwischen 50 und 55 Millionen Euro. Am Landkreis würden also rund 30 Millionen Euro hängen bleiben. „Aber das lässt sich über die Jahre strecken, da wir von einem Zeitraum für Neubau und Sanierung von zehn Jahren ausgehen“, so Eisele. Der lange Bauzeitraum sei darin begründet, dass viele Sanierungsarbeiten nur während der Ferien möglich seien, um den Schulbetreib nicht zu beeinträchtigen. Bei den Mitgliedern des Kreistags stießen die Planungen auf volle Zustimmung, auch zeigten sie sich von der favorisierten Variante drei beeindruckt. Alfons Jakl (CDU) betonte, dass das Thema BSZ wichtig sei und dringend angegangen werden müsse: „Wir beschäftigen uns damit seit vielen Jahren, aber es hat immer der Blick aufs Große und Ganze gefehlt.“ Jetzt werde endlich eine Lösung greifbar. Er finde es gut, dass bei den Überlegungen auch die Schulleitungen mit einbezogen worden seien. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Margit Stumpp lobte die „klare Weichenstellung“. Die geplante Vorgehensweise bei Sanierung und Neubau sei gut, um Belastungen des Schulbetriebs zu vermeiden. Für Matthias Kraut, Fraktionschef der Freien Wähler, ist das Berufsschulzentrum ein wichtiger Schulstandort und SPD-Fraktionschef Rainer Domberg lobte, dass jetzt endlich konkret werde, was man seit Jahren diskutiere. Mit der klaren Zustimmung durch das Gremium kann die Kreisverwaltung jetzt weiter in diese Richtung planen.

Bereich Pflege soll ans Klinikum

An der Maria-von-Linden-Schule gibt es auch einen Bereich für Pflege-Ausbildung. Diesen mit der Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege des Klinikums räumlich zusammenzulegen ist eine bereits ältere Überlegung des Kreistags und der Landkreisverwaltung. Doch auch die bisherigen Pläne, diesen im Berufsschulzentrum Heckental zu machen, sind nun vom Tisch.

Wie Kreiskämmerer Jürgen Eisele erläuterte, wäre es sinnvoller, die beiden Schulen im Bereich der Neubebauung auf dem Schlossberg beim Klinikum zusammenzulegen: „Dann hätten wir hier ein Ausbildungszentrum für Pflegeberufe beim Klinikum und würden ein Leuchtturmprojekt für die Pflege schaffen.“ Ob der Landkreis dafür Räumlichkeiten beim Investor für die Neubebauung kaufen oder anmieten wird, ist noch offen.

Bei den Kreisräten stießen auch diese Überlegungen auf volle Zustimmung. So wurde die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit dem Klinikum ein konkretes Raumprogramm für ein Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe aufzustellen und basierend darauf ein Konzept für die Umsetzung und Finanzierung des Projekts zu erstellen.