Die Naturfreunde Heidenheim planen Lehrpfad zur Entwicklung des Lebens auf der Erde
Was heißt Evolution? Wie hat sich das Leben auf der Erde entwickelt? Welches sind die wesentlichen Schritte auf diesem Weg? Antworten auf solche und viele weitere Fragen soll ein gemeinsames Vorhaben der Heidenheimer Naturfreunde und des Humanistischen Freidenker-Verbands Ostwürttemberg liefern: der Evolutionsweg. Das sind die Details.
Diese Idee steckt hinter dem Evolutionsweg
„Zu unserem Selbstverständnis gehört es, zur Bildung beizutragen“, sagt Norbert Fandrich, Vorsitzender der Heidenheimer Naturfreunde, „und deshalb wollen wir allen Interessierten die Geschichte der Erde erklären, weil wir sie nicht in der kurzen Zeitspanne zerstören dürfen, die die Menschen jetzt auf der Welt sind“.
Heiner Jestrabek, Kassierer bei den Naturfreunden und Vorsitzender des Humanistischen Freidenker-Verbands Ostwürttemberg fügt hinzu: „In Zeiten von Fake News und Verschwörungstheorien wollen wir wissenschaftlich fundiert klarmachen, dass die Evolutionstheorie von Charles Darwin zutrifft.“
So ist der Lehrpfad aufgebaut
Deutschlandweit gibt es bereits zwölf sogenannter Evolutionswege, zwei davon in Baden-Württemberg. Nach dem Erwerb der erforderlichen Lizenz soll jetzt in Heidenheim ein weiterer hinzukommen. Er setzt sich aus 20 künstlerisch gestalteten Tafeln zusammen, die inhaltlich von der Entstehung der Erde über die Photosynthese und den Landgang der Wirbeltiere bis zum modernen Menschen reichen. „Die Texte bieten leichtverständlich wissenschaftliche Aufklärung in populärer Form“, versichert Jestrabek. Weiterführende Informationen lassen sich über QR-Codes abrufen.
Die Schilder decken auf 1,1 Kilometern Länge gut vier Milliarden Jahre Erdgeschichte ab – also steht ein Meter für vier Millionen Jahre. Der symbolisierte Zeitstrahl stellt keine vollständige Chronologie vom Beginn des Lebens bis in die Gegenwart dar. Vielmehr beschränkt sich die Darstellung auf wichtige Entwicklungen, die sich mit fortlaufender Dauer in immer kürzeren Abständen vollzogen haben.
„Wir selbst spielen vielleicht auf den letzten zehn Zentimetern der Strecke eine Rolle, und trotzdem haben wir einen so großen Anteil am Besorgnis erregenden Zustand der Erde“, gibt Rudi Neidlein, stellvertretender Vorsitzender der Naturfreunde, zu bedenken.
Das ist der Standort im Westen Heidenheims
Ursprünglich hatten die Organisatoren nicht zuletzt aus Gründen der durch einen Zaun gebotenen Sicherheit als Standort des Evolutionswegs den Brenzpark im Auge. Trotz der grundsätzlichen Unterstützung der Rathausspitze für das Vorhaben wurde jedoch nichts daraus. „Begründung war, dass im Brenzpark keine Schilder erwünscht seien“, sagt Fandrich.
Der Lehrpfad wird sich stattdessen vom Wanderparkplatz am Eingang des Ugentals vorbei am Talhof bis zum Richtung Reutenen abzweigenden Schotterweg erstrecken. Er verläuft auf der Ostseite der asphaltierten Straße und ausschließlich auf städtischem Grund.
Weshalb eignet sich gerade Heidenheim für einen Evolutionsweg? Jestrabek nennt exemplarisch mehrere Gründe: Mit dem Archäopark Vogelherd befindet sich eine Fundstelle der ersten figürlichen Kunstwerke der Menschheit in der Nähe. Das Meteorkrater-Museum in Steinheim dokumentiert die Forschung von Franz Hilgendorf, der 1867 in seiner Dissertation die Richtigkeit der Lehren Darwins wissenschaftlich bestätigt hat. Und die Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz in Heidenheim und Jena ermöglicht durch Teleskope und Observatorien die Erforschung des Weltalls.
So sieht der Zeitplan aus
Aufgrund der anhaltenden Diskussion über den Standort sind von der Idee bis heute bereits rund zweieinhalb Jahre vergangen. Momentan werden Kostenvoranschläge von Handwerkern eingeholt, beispielsweise für das Setzen der Schilderpfosten. Die Arbeiten könnten dann im Frühjahr 2024 beginnen.
Das sind die Zielgruppen des Lehrpfads
Die Informationen auf den Schildern richten sich naturgemäß an alle Spaziergänger, die im Ugental unterwegs sind. Die Organisatoren haben darüber hinaus Schulklassen im Blick, die sich im Unterricht mit der Thematik beschäftigen. Fandrich zufolge haben auch schon Wander-Guides Interesse angemeldet, den Lehrpfad in ihre Führungen aufzunehmen. Vorgesehen sind überdies fachkundige Führungen. Parallel dazu gibt es Gespräche mit einem Künstler wegen eines Beitrags, der das Ansinnen greifbar machen soll.
So hoch sind die Kosten
Der Evolutionsweg wird öffentlich zugänglich und kostenlos sein: „Wir sehen in ihm ein wichtiges Angebot für die Bürgerschaft und ein Geschenk an die Stadt“, so Fandrich. Gleichwohl bedarf es eines Betrags von etwa 15.000 Euro für die Umsetzung. Die Naturfreunde bringen Eigenmittel ein, setzen aber auch auf Spenden und Sponsorengelder.
Wo es weitere Infos zum Evolutionsweg gibt
Wer weitere Informationen zum Heidenheimer Evolutionsweg wünscht, erhält diese bei Heiner Jestrabek (hfv-ost@dhubw.de, Tel. 07321 428 49) und bei Norbert Fandrich (norbert-fandrich@t-online.de, Tel. 07321 531 28).