"22 Bahnen" von Caroline Wahl

Novum im Heidenheimer Waldbad: Erstmals gab's eine Lesung am Beckenrand

Im Waldbad in Heidenheim fand die erste Autorenlesung statt. Wer zu Gast war und wie das Publikum reagierte.

Novum im Heidenheimer Waldbad: Erstmals gab's eine Lesung am Beckenrand

Am Mittwochabend fand die erste Waldbadlesung in Heidenheim statt. Es war ein schöner Sommerabend, die Grillen zirpten, der Himmel war bis auf ein paar zarte Wolken klar und bereits eine halbe Stunde vor Beginn hatte sich vor dem Eingang des Waldbades eine Menschenschlange gebildet. Die Lesung am Olympiabecken sei nur dadurch zustande gekommen, so Thomas Jentsch, Leiter der Stadtbibliothek Heidenheim, dass ein Freund ihm das Buch „22-Bahnen“ von Caroline Wahl empfohlen habe. Dieses Werk habe ihn so begeistert, dass er seinen ursprünglichen Plan, dieses Jahr keine Lesung zu organisieren, verwarf.

Vor Ort wurde einiges Aufgefahren. Neben dem Olympiabecken wurden Stühle aufgebaut und der Beckenrand selbst war in atmosphärisches Licht getaucht. Es gab eine Bar, an der sich die Besucher vor der Lesung und in den Pausen mit Getränken ausstatten konnten, sowie einen Stand, an welchem sich die Besucher später am Abend das Werk von Caroline Wahl besorgen und signieren lassen konnten.

Auszeichnung mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis


Erst kürzlich war bekannt geworden, dass die 28-jährige Autorin für ihr Erstlingswerk mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis ausgezeichnet wird, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Ihr Buch ist jetzt schon eine Erfolgsgeschichte und lässt sich aktuell in den meisten deutschen Bestsellerlisten wiederfinden.

Der Roman dreht sich um die junge Studentin Tilda, die mit ihrer jüngeren Schwester Ida und der alkoholabhängigen Mutter in einem Mehrfamilienhaus in der Fröhlichstraße lebt. Das Buch selbst besitzt sowohl zärtliche und schöne, als auch raue und harte Züge. Wahl schrieb das Buch innerhalb von drei Monaten in Zürich. Auf die Frage, wie so etwas denn zu schaffen sei, antwortete sie mit einem Lächeln: „Manchmal läuft es einfach.“. Während sie das Buch schrieb, habe sie in einem Job gearbeitet, mit dem sie selbst nicht ganz zufrieden war. Nun habe sie diesen gekündigt und werde vorerst Vollzeit-Autorin bleiben. Ihr zweites Buch soll dann nächstes Jahr im Sommer erscheinen. Nach ihrer Lesung lobte eine Besucherin in der Pause die junge Autorin: Sie lese mit einer schönen, ruhigen Stimme, die den Zuhörer aber nicht einschlafen lasse. Das Waldbad wurde auch wegen des Buches als Ort für die Lesung gewählt. Denn Tilda schwimmt immer 22 Bahnen im Schwimmbad, was für sie eine geradezu meditative Wirkung hat. Daher auch der Titel des Buchs.

Waldbadgeschichten von Michael Kneule

Auch Michael Kneule wusste nach einer kurzen Pause mit seiner direkten und sympathischen Art sowie seinen humorvollen, etwas übertriebenen und in Teilen frei erfundenen Waldbadgeschichten, die er seit vergangenem Jahr auf Instagram veröffentlicht, zu begeistern. Kneules Geschichten drehen sich unter anderem um Aquajogger, rücksichtslose Kraul-Schwimmer und alle weiteren Personentypen, die jeder, der selbst einmal in einem Schwimmbad war, kennt. Das Gründungsmitglied der „Waldbadultras“, hat im vergangenen Jahr mehr als 3000 Bahnen, also 150 Kilometer, hinter sich gebracht und dementsprechend einiges über das Bad zu erzählen.

Die Stimmen der Anwesenden waren durchweg positiv. Die Atmosphäre sei schön, das Wetter spiele mit und der Ort passe gut zum ausgewähltem Programm. Insgesamt waren am Abend etwa 180 Zuhörer anwesend.  Damit hatte selbst Thomas Jentsch nicht gerechnet.

Nicht die letzte Lesung

Nach dem erfolgreichen Auftakt soll es weitere Lesungen im Heidenheimer Waldbad geben. Allerdings nicht in diesem Jahr. Wie Thomas Jentsch erklärt, soll es im kommenden Jahr eine Neuauflage geben, ein Termin steht jedoch noch nicht fest.