Lösungsansätze helfen nicht
Krankenschwestern können weder fliegen noch haben sie ein Blaulicht auf dem Dach. Das dürfte bekannt sein. Wenn ich, als in Bolheim wohnende Mitarbeiterin des Klinikums Heidenheim, aber gerade die Situation als Autofahrerin und Leserin der Artikel zum Thema B19-Sperrung und FCH-Heimspielen lese, reißt mir doch glatt der Geduldsfaden ob der vielen unpragmatischen Lösungsansätze, die mir tatsächlich nicht helfen, einigermaßen gut gelaunt und pünktlich zu meinem Arbeitsplatz, der Intensivstation, zu gelangen.
Denn allein schon ein temporäres Parkverbot auf der ganzen Länge der Hauptstraße Bolheims wäre zuzüglich der jetzt angepassten Mergelstetter Ampelschaltung überhaupt erst mal ein adäquater, praktischer Lösungsansatz gegen den tagtäglich in Bolheim entstehenden Stau. Oder ist Parken sonst auf der B 19 erlaubt? Da nützt es auch nicht, ein Tempolimit einzuführen, denn parkende Autos verhindern einen Verkehrsfluss mit Stundenkilometern ebenso.
Trifft mein Dienst dann auch noch auf einen FCH-Heimspieltag, der auch ohne B19-Umleitung meine ganze Geduld erfordert, muss ich meinen Weg zur Arbeit zeitlich so strategisch vorausschauend planen wie eine Fahrt in den Urlaub zu Sommerferienzeiten, denn ich habe eben kein Blaulicht, und auch Rufdienstkollegen und anderen Mitarbeitern des Klinikums fehlt dieses Gimmick.
Das eigentliche Verkehrschaos löst sich meiner Ansicht nach nicht durch zwei neue Parkhäuser, Shuttlebusse und die naive Hoffnung auf per pedes oder Fahrrad anreisende Fans, sondern durch ein großzügiges Parkplatzangebot schon außerhalb der Stadtgrenzen.
Denn drei Durchfallstraßen durch Heidenheim, kombiniert mit dem Schlossberg als Anlaufstelle von Fans von Fußball, Oper, Naturtheater und eben auch Klinikum-Mitarbeitern, verlangen eine sofortige pragmatische (Er-)Lösung und nicht „hoffen“ und/oder Pläne für die Zukunft.
Aber im Moment bin ich schon froh, wenn ich es irgendwie durch den Stau, der schon vor dem Heidenheimer Ortsschild entsteht, geschafft habe, mich durch auf Straßen tingelnde Fangruppierungen unterschiedlichsten Gemütszustandes gequält habe und mir dabei nicht auf die Windschutzscheibe gespuckt oder der Mittelfinger gezeigt wurde.
Denn mein kleiner, unscheinbarer Parkberechtigungsausweis, der mir kulanterweise vom Klinikum zugeteilt wurde, verhilft mir erst, nachdem ich den Weg auf den Schlossberg geschafft habe, vor Ort am Klinikum, mich als dortige Arbeitskraft auszuweisen, damit ich nach dieser „Arbeitsweg-Challenge“ wenigstens parken kann, um dann völlig entspannt meinen Dienst in meinem Traumberuf antreten zu können.
Nun gut, ich weiß ja mittlerweile leider: Das Beklatschen und der Applaus war nur eine einmalige Sache, damals. Aber mit den derzeitigen Lösungen vom Verkehrschaos bei FCH-Heimspielen und den B19-Staus in und noch vor Heidenheim bekomme ich auch eine Klatsche, und zwar mitten ins Gesicht, denn: Mein Problem scheint ja nicht so ernst genommen zu werden. Bis eventuell doch mal ein „VIP“ genau an einem solchen Tag akut erkrankt und es entweder schon bei der Zufahrt zum Klinikum zu Hindernissen kommt, oder eine professionelle Versorgung nicht zeitnah möglich ist, da Rufdienste, die auch kein Blaulicht haben, nicht schnell genug ins Klinikum gelangen können. Traurig, erschreckend und asozial nenne ich das.
Wichtiger scheint im Moment wohl immer noch zu sein, dass die Anrainer von Bolheims Hauptstraße auch während der zeitlich begrenzten Umleitung weiterhin bequem vor ihrer Haustüre sowie Fans von Sport und Kultur direkt neben Stadion und Theater parken können und der Notarzt mit Blaulicht irgendwie schon durchkommt, denn meine Kollegen und ich wollen ja lächerlicherweise nur zur Arbeit, um die Patienten, die der Notarzt reinbringt, wie gewohnt und ohne durchlebten Anfahrts-Stress zeitnah und pünktlichst versorgen zu können. Mehr nicht.
Gabriele Feiler, Bolheim