Nach 15 Jahren

MA'cappella macht Schluss: Das Heidenheimer Vokalensemble löst sich auf

Nach 15 Jahren ziehen die sechs jungen Männer von MA'cappella einen Schlussstrich. Das Heidenheimer Vokalensemble hört auf. Dafür gibt es genau einen Grund.

Sechs junge Männer, die singen. Das ist MA’cappella. Oder eher: Das war MA’cappella. Beziehungsweise: Das wird MA’cappella gewesen sein. Nach 15 Jahren zieht das Heidenheimer Vokalensemble einen Schlussstrich. Nicht aus Frust, nicht im Streit. Ein Abschied ist es dennoch.

„Die letzten drei, vier Jahre waren zäh“, erzählt Sebastian Jäger, der bei MA’cappella zum Beatboxing anstimmt. Inzwischen ist das Sextett räumlich in ganz Deutschland verteilt, alle sechs an einen Tisch beziehungsweise auf eine Bühne zu bringen, gestalte sich daher mitunter als schier unlösbare Aufgabe. Gemeinsame Probentermine zu finden, sei fast noch prekärer.

MA'cappella wurde am Werkgymnasium Heidenheim gegründet

Vor 15 Jahren sah das freilich noch ganz anders aus. Bei einer Chorfreizeit des Heidenheimer Werkgymnasiums erblickte MA’cappella das Licht der Welt. Nur hieß es damals noch ganz anders. „Männergesangsseptett. Oder Männerseptett. Oder so.“ Selbst Sebastian Jäger ist sich da nicht mehr ganz sicher. Sicher ist jedoch, dass aus dem Septett nach ein paar Formationsänderungen recht bald ein Sextett wurde. Die Gruppierung aus Nicolas Köhler (Bass), Daniel Schmid (Tenor), Jens Schauz (Bass), Gerrit Illenberger (Bariton), Jan Jäger (Countertenor) und Sebastian Jäger (Beatbox) war geboren.

„Am Anfang war MA’cappella unsere musikalische Erfüllung“, erinnert sich Jäger. Von der Schülerband hat sich die Gruppierung mit den Jahren zum angesehenen Vokalensemble gemausert. Konzerte im Congress Centrum oder im Lokschuppen folgten – für die Sechs bisweilen ein Sprung ins kalte Nass. „Singen ist wie nackt sein. Die Stimme muss für sich allein funktionieren.“ Dieser Mut sollte sich auszahlen, für die Vokalisten wurde MA’cappella zum Karrieresprungbrett. Die meisten von ihnen sind inzwischen Berufsmusiker.

Singen ist wie nackt sein. Die Stimme muss für sich allein funktionieren.

Sebastian Jäger, Beatboxer bei MA'cappella

Gerade diese beruflich eingeschlagenen Wege sind es, welche den Pfad zurück zu MA’cappella nun vermehrt blockieren. Bei nicht wenigen Auftritten muss die Gesangsformation in reduzierter Besetzung auftreten. Auch fehlt laut Jäger eine Person, die sich durchgängig als treibende Kraft beweist und MA’cappella pusht. „Gleichzeitig darf es auch keinen Boss geben.“

Letztlich fehle den Ensemblemitgliedern schlichtweg die Zeit, jenen Aufwand in MA’cappella zu stecken, den alle gerne darin investieren würden. Wäre mehr Zeit da, so Jäger, würden alle in dieser Konstellation weitermachen. Der Impuls, Schluss zu machen, kam aus der Mitte der Gruppe. „Jan hat den richtigen Moment gefunden“, erzählt dessen Bruder Sebastian Jäger. „Damit hat er in Prinzip nur das ausgesprochen, was sich alle eh schon dachten. Trotzdem waren wir etwas schockiert.“

MA'cappella: vom Prestige- nun zum Nebenprojekt

Zu Zwist habe dieser Schritt jedoch nicht geführt. „Es ist ja keine Entscheidung gegen MA’cappella, sondern für das, wofür MA’cappella steht: sechs Freunde, die gemeinsam singen.“ Und Freunde, das wollen die jungen Männer unbedingt bleiben. Nur das Geschäftliche soll eben nicht länger diese Freundschaft bestimmen. An sich sei es sogar etwas Schönes, dass sich das einstige Prestige- nun zum Nebenprojekt entwickelt habe. Dass die Wege, die MA’cappella bereitet hat, jetzt lukrativer sind als die einstige Schülerband. „Wobei es bei MA’cappella eigentlich nie um die Kohle ging“, findet Jäger.

Dabei ist ein Auftritt des Vokalensembles mitnichten eine ausgesprochen günstige oder unkomplizierte Angelegenheit. Trotz des offenkundigen Nichtvorhandenseins von Instrumenten gestaltet sich die Tontechnik laut Sebastian Jäger aufwendiger als man denke. Gerade bei diesem Aspekt ihrer Live-Auftritte vertrauen die Sechs inzwischen ausschließlich auf Martin „Schemme“ Scherrmann aus Metzingen, der die Gruppe seit Jahren bei all ihren größeren Auftritten begleitet.

Es ist ja keine Entscheidung gegen MA’cappella, sondern für das, wofür MA’cappella steht: sechs Freunde, die gemeinsam singen.

Sebastian Jäger über die Beweggründe des Ensembles

Als ein solcher soll das Abschlusskonzert von MA’cappella dienen, welches gleichzeitig die 15-jährige Geschichte der Gruppe zelebriert. Am 28. September kommen Nicolas Köhler, Daniel Schmid, Jens Schauz, Gerrit Illenberger, Jan Jäger und Sebastian Jäger ein letztes Mal im Congress Centrum zusammen. Letzterer verspricht ein emotionales Best-of: „Wir gehen mit dem Publikum gemeinsam den Weg, den MA’cappella gegangen ist.“ Soll heißen, dass die Gruppe auf sämtliche Stationen und Entwicklungen der Vokalisten zurückblickt. Jäger selbst wird einmal mehr die Rolle des Moderators übernehmen. „Die Show ist auf die Menschen im Publikum ausgelegt, die uns in den letzten 15 Jahren begleitet haben.“ So mancher Insider-Witz sei zu erwarten.

Und danach? Wird MA’cappella für immer verstummen? Womöglich nicht, stellt Sebastian Jäger in Aussicht. Ein Comeback würde jedoch allenfalls im kleinen Rahmen stattfinden. Der großen Bühne kehren MA’cappella im CC den Rücken. Als das, womit alles begonnen hat. Sechs Freunde, die singen.

Tickets fürs Abschlusskonzert von MA'cappella

Zwei Alben hat MA’cappella veröffentlicht: das Debütalbum „Hier & Jetzt“ (2014) sowie der Nachfolger „Haut nah“ (2017). Beide sind unter anderem unter macappella.de erhältlich.

Karten für das Abschlusskonzert, welches am Samstag, 28. September, ab 20 Uhr stattfindet, gibt es unter anderem im Pressehaus der Heidenheimer Zeitung sowie online unter laendleevents.de.

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