Der gebürtige Heidenheimer und Schlagzeuger Hans Fickelscher macht die Musik, die er machen will
Es gibt da den alten Witz von der Jazz-Band, deren Musiker nach einem Auftritt in einem kleinen Club von dessen begeisterten Betreiber gefragt werden, ob sie nächstes Jahr vielleicht wieder ein Konzert geben könnten. Selbstverständlich, lautet die Antwort, die mit einer hoffnungsvoll vorgetragenen Frage verknüpft wird: Könnten wir unser Equipment gleich hierlassen?
Nun, Jazzmusiker sind nicht die Superstars des Business. Sie füllen keine Stadien oder Sporthallen. Aber es gibt sie. Und sie machen Musik. Gerade in Heidenheim muss man das vielleicht weniger Menschen erzählen, als anderswo. Hier gibt es einen Jazzverein, der Konzerte veranstaltet. Und es gibt nicht wenige Jazzer, die von Heidenheim aus in die Welt zogen, um ihre Musik zu machen.
Klassik, Rock, Jazz
Zum Beispiel Hans Fickelscher. Der wird dieses Jahr noch 60. Doch ehe das Jahr zu Ende geht, wird der inzwischen in Waiblingen lebende Schlagzeuger noch in Heidenheim vorbeischauen und gleich zweimal musikalisch in Aktion treten. Hans Fickelscher ist Jazzmusiker. Das wurde ihm nicht an der Wiege gesungen. Auch als er in Heidenheim am Max-Planck-Gymnasium sein Abitur baute, war noch nicht unbedingt explizit von Jazz die Rede. Von Musik hingegen schon. Hans Fickelscher spielte außer Schlagzeug auch noch Klavier, was ihm in der Oberstufe der Schule im Leistungskurs Musik zupasskam.
Allerdings war die sogenannte klassische Musik nicht ganz das, worauf Hans Fickelscher hinauswollte. „Ich habe mich damals eher für Rock-Bands wie ,Deep Purple` oder ,Led Zeppelin` interessiert“, erzählt er. Und das aus gutem Grund. „Für mich waren das eher freie Musiker, die auch das Improvisieren gelebt haben. Das hat mir imponiert.“ Jedenfalls war Hans Fickelscher auf der Suche. Auf der Suche nach einer Zukunft in Sachen Musik. Aus seiner letzten Äußerung allerdings kann, wer will, schon einen ersten Schritt hin zum Jazz herauslesen.
Zwei Jahre New York
Letztendlich kam der Berg zum Propheten. Das war 1987. Da eröffnete die Musikhochschule Stuttgart einen neuen Studiengang: Jazz. Als das Hans Fickelscher zu Ohren kam, nahm er es als Zeichen und handelte kurzentschlossen. Bei der Aufnahmeprüfung war der Andrang enorm. Und unter denen, die durchkamen, war auch Hans Fickelscher. 1992 schloss er sein Studium in Stuttgart mit einem Diplom ab – und ging anschließend nach New York, wo er weitere zwei Jahre als Jazz-Student an der Manhattan School of Music dranhängte und dabei auch ein Kompositionsstudium in sowohl Klassik als auch Jazz absolvierte. Und dann machte Hans Fickelscher das, wovon ihm sein Heidenheimer Schlagzeuglehrer einst eindringlich abgeraten hatte, nämlich die Musik zum Beruf. Und so wie der Schlagzeuger nicht nur mit einer Trommel lebt, so lebte der Musiker nicht nur von der eigenen Musik. „Das kann, sieht man von ein paar handverlesenen Ausnahmen einmal ab, kein Jazzmusiker. Es gibt, weil es sich nicht rechnen würde, auch keine Agenturen, die Jazzmusiker vermarkten.“
Weltmusik und China
Also vermarktete sich Hans Fickelscher selbst und stellte sich als Musiker auf zahlreiche verschiedene Standbeine. Dabei lernte er eines schnell: „Meine Vielseitigkeit ist meine große Stärke.“ Und sie brachte ihm Erfolg. „Unterm Strich habe ich eher mehr als zu wenig zu tun.“ Hans Fickelscher ist nicht nur Bandleader und Komponist vieler eigener Projekte, für die er mehrere Auszeichnungen und Preise erhalten hat. Und er spielt auch nicht nur mit eigenen Bands oder als Sideman in Baden-Württemberg, in ganz Deutschland und sogar weltweit. Pädagogisch und künstlerisch wirkt er zum Beispiel oft spartenübergreifend mit Künstlern aus den Bereichen Tanz, Schauspiel oder Lyrik zusammen oder fungiert als Sendbote des Staatstheaters Stuttgart bei Schulprojekten. Sodann leitet er das Festivalorchester der IG Jazz Stuttgart, ist mit der internationalen Nummer „Die Tanzkompanie“ unterwegs oder als Chef der inklusiven Big Band „Groove Inclusion“, mit der er schon über hundert Konzerte gegeben hat und bis nach China gekommen ist. Darüber hinaus steckt Hans Fickelscher in zahlreichen afrikanischen, arabischen oder brasilianischen Musikprojekten. Denn neben dem Jazz ist inzwischen insbesondere auch die Weltmusik sein Ding. Seit 2006 ist er außerdem noch Fachbereichsleiter in Sachen Jazz, Rock und Pop an der Musikschule Fellbach.
Am liebsten live
„Am liebsten allerdings“, daraus macht Hans Fickelscher kein Geheimnis, „am liebsten stehe ich auf der Bühne.“ Dann macht er Musik. Live. So um die 80 Mal pro Jahr. Gern auch mit internationalen Hausnummern wie dem niederländischen Pianisten Jasper van ’t Hof, der portugiesischen Sängerin Maria João oder dem britischen Gitarristen Fred Firth. Oder mit alten Heidenheimer Bekannten wie Thomas Stabenow (Bass), Martin Sörös (Piano) und Olaf Schönborn (Saxophon), mit denen er auf Einladung des Vereins „Jazz Heidenheim“ am Mittwoch, 27. Dezember, ab 20 Uhr in der Cafeteria der alten DH in Heidenheim zu erleben sein wird. Oder, am Freitag, 29. Dezember, ab 20 Uhr auf der Heidenheimer Kulturbühne „Halbe Treppe“, zusammen mit der Märchenerzählerin Irmgard Renner-Heck.
Denkt er so zurück, dann hat Hans Fickelscher seine Erwartungen ans Musikerdasein „voll übertroffen“. Was übrigens auch sein alter Heidenheimer Schlagzeuglehrer, zu dem er noch den Kontakt pflegt, mit Interesse, Staunen und Respekt verfolgt hat. „Ich bin zufrieden und froh. Zwar mag ich, kommerziell betrachtet, kein erfolgreicher Musiker sein, ich habe aber als Musiker genug zu tun, um davon leben zu können. Vor allem darf ich auch noch lauter Sachen machen, die ich auch machen will.“
Einmal Stuttgart, zweimal Heidenheim
Eintrittskarten für die beiden Auftritte von Hans Fickelscher am 27. beziehungsweise am 29. Dezember in Heidenheim, sind jeweils an der Abendkasse erhältlich. Bereits am 26. Dezember steigt ab 19.30 Uhr im Stuttgarter Theaterhaus eine musikalische Geburtstagssause für und mit Hans Fickelscher, zu der sich zahlreiche namhafte Musiker angekündigt haben. Für dieses Konzert sind im Vorverkauf auch in Heidenheim Karten erhältlich, und zwar im Ticketshop des Pressehauses.