"Trucker-Babes" bei Kabel 1

Trucker-Babe Marina Schimpfkäse aus Heidenheim: Von der Ostalb in die bundesweiten Wohnzimmer

Die Heidenheimerin Marina Schimpfkäse ist genauso auffallend, wie ihr Lkw. Folgerichtig wurde das Kabel-1-Medienteam auf sie aufmerksam und lud die Lkw-Fahrerin für mindestens eine Staffel der Fernsehsendung "Trucker-Babes" ein. Im Gespräch mit der HZ beschreibt sie den Weg ins Fernsehen und die Gründe für ihre Entscheidung, sich vor der Kamera zu zeigen.

Trucker-Babe Marina Schimpfkäse aus Heidenheim: Von der Ostalb in die bundesweiten Wohnzimmer

Das Besondere an Stadt und Landkreis sind nicht nur die Sehenswürdigkeiten oder spannende Veranstaltungen, sondern die Menschen, die sich dahinter verbergen. Besondere Menschen mit besonderen Geschichten. So auch die Lkw-Fahrerin Marina Schimpfkäse. Die 50-Jährige hat es hinterm Lenkrad von der Ostalb bis ins Fernsehen geschafft. In der Kabel-1-Serie „Die Trucker-Babes“ ist Marina Schimpfkäse für zumindest eine Staffel zu sehen.

Von klein auf begeistert am Lkw-Fahren

Der Weg zur Lkw-Fahrerin begann schon früh in ihrer Kindheit. Mit sechs Jahren kam die Deutsch-Kroatin aus dem Schwarzwald nach Heidenheim. Mit dem eigenen Vater als Lkw-Fahrer war die Begeisterung für das Lenken eines 40-Tonners schon früh geweckt.

Trotzdem entschied sich Marina Schimpfkäse später für eine Ausbildung zur Bürokauffrau, allerdings ohne den Beruf lieben zu lernen. „Ich bin bei der Arbeit eingeschlafen“, sagt Schimpfkäse. Mit ihrem Bruder, der ebenfalls Lkw-Fahrer ist und eine eigene Spedition besaß, hatte sie in ihrer Freizeit immer noch viel Bezug zum Handwerk, das tief in ihrem Umfeld verwurzelt ist.

Die Neuorientierung in der Arbeitswelt kam durch ihren ehemaligen Lebenspartner, der ebenfalls Lkw-Fahrer ist. Mit reichlich Durchsetzungsvermögen machte sie ihren Führerschein der Klasse C und ging fortan in Doppelbesatzung auf Touren. „Ich wollte einfach nur raus“, sagt Schimpfkäse.

Durch ihre Arbeit ist sie nie allein

Seit mehr als 15 Jahren ist Marina Schimpfkäse bereits auf den Straßen als Lastkraftwagenfahrerin unterwegs. Lange Zeit im Fernverkehr durch viele europäische Nachbarländer. „Auf manchen Fahrten erlebt und sieht man Dinge, die sind mit keinem Geld dieser Welt zu bezahlen“, sagt Schimpfkäse und berichtet von außergewöhnlichen Routen, bei denen sie ihre Fracht erst von den Niederlanden nach Sardinien und schließlich die nächste Ladung von dort aus nach Schweden bringen musste. Doch auch diese einzigartigen Fahrten haben ihre Schattenseiten. „Wenn man einen ganzen Tag auf der Fähre nach Sardinien ist oder mal ein Wochenende irgendwo in der Toskana steht, fühlt man sich sehr allein“, sagt die 50-Jährige. Auch von nächtlichen Überfällen in Frankreich, bei denen der Tank ihres Lkw ausgepumpt wurde, berichtet sie. Das war für die Heidenheimerin Grund genug, sich in den innerdeutschen Dienst versetzen zu lassen. Nur noch selten fährt sie für ihren Auftraggeber, eine Drogeriemarktkette, ins Ausland. „Ich habe in ganz Deutschland Freunde. Egal, wo ich bin, und egal, wie lang ich dort bin, ich fühle mich nie allein“, sagt Schimpfkäse.

Ich verbringe mehr Zeit im Lkw als daheim.

Marina Schimpfkäse, Lkw-Fahrerin

Ihre Fahrten erledigt Schimpfkäse für das Transportunternehmen Kammerer, ansässig in Geislingen an der Steige. Zu Geschäftsführer Bernd Kammerer-Reyer pflegt sie ein sehr gutes Verhältnis. Und auch mit ihren vielen Freunden und Bekannten von der Arbeit steht sie jede Woche in Kontakt. „Erst letztens habe ich mich mit einem Kollegen zufällig getroffen, und wir haben den Tag gemeinsam auf dem Oldenburger Kramermarkt verbracht“, sagt sie. Weil sie viel und ziemlich spontan arbeiten muss, bleibt für das Privatleben meist nur das Wochenende übrig. Das hat auch Tücken: „Für den Zahnarzt oder andere verbindliche Termine muss ich mir meistens frei nehmen“, sagt sie. Ihre privaten Kontakte pflegt sie trotz der geringen Freizeit und fährt nebenher im Sommer gerne Motorrad mit ihren Jugendfreunden. Eine bessere Hälfte hat sie seit nun mehr als zwei Jahren nicht an ihrer Seite. „Ich habe keine Zeit, mich mit unnötigen Diskussionen auseinanderzusetzen“, sagt sie und lacht: „Deswegen bin ich nicht auf der Suche, aber wenn es passt, dann renn ich nicht davon.“

Der Weg ins Fernsehen

Nach einiger Zeit hinter dem Lenkrad und nach wachsender Präsenz in den sozialen Medien wurde das „Kabel 1“-Medienteam auf Marina Schimpfkäse aufmerksam und schickte eine Anfrage. „Anfangs war ich mir unsicher, aber ich möchte meine Werte und Standpunkte gerne an andere weitergeben. Deswegen habe ich zugesagt“, sagt sie. Nach ihrer Ansicht ist der Umgang ihrer Mitmenschen untereinander, vor allem im Straßenverkehr, viel rauer geworden. Das Negative wiege in der Gesellschaft schwerer als das Positive: „Ich sehe rund dreimal täglich jemanden, der im Straßenverkehr den Mittelfinger zeigt“. Sie setzt sich für mehr Zusammenhalt zwischen den Fahrern und der Gesellschaft ein. Auch die Selbstzweifel ließen Schimpfkäse mit ihrer Entscheidung für das Fernsehen hadern.

„Ich hatte Angst, einen Shitstorm zu ernten und dass die Leute vor dem Fernseher mich nicht mögen“, sagt die 50-Jährige. Im Gegensatz zu ihren Befürchtungen bekam sie nach der Ausstrahlung der ersten Folge nur positive Resonanz. Bei einem Fernsehabend zur Erstausstrahlung der Folge kamen in einer Gaststätte in Mergelstetten Familie und Freunde zusammen und waren begeistert von ihrer Authentizität im Fernsehen. „Eine Freundin sagte mir: Das ist total Marina. Danach habe ich mir keine Gedanken mehr gemacht“, sagt sie.

Sorgen wegen der kommenden Mauterhöhung

Gedanken macht man sich im Berufsfeld der Heidenheimerin gerade wegen der anstehenden Mauterhöhung für Lkw. Ab Freitag, 1. Dezember, wird diese nahezu verdoppelt. Laut Schimpfkäse könnte dies das Aus für viele kleinere Firmen bedeuten und für Lieferengpässe sorgen. Viele Kunden könnten möglicherweise die finanziellen Forderungen kleinerer Logistikunternehmen nicht mehr erfüllen und stattdessen größere Firmen mit verteilten Standorten in ganz Deutschland engagieren. Für Marina Schimpfkäse wäre es nicht vorstellbar, bei einer größeren Firma anzuheuern. Sie selbst genießt das Fahren für ein kleineres Unternehmen: „Ich möchte nicht bei einem riesigen Konzern arbeiten, bei dem ich nur eine Nummer wäre.“