Ausschuss lehnt ab

Wie geht's weiter mit dem maroden Jugendtreff auf den Reutenen in Heidenheim?

Der im Juli geschlossene Jugendtreff Schwende auf den Reutenen soll nach Vorstellungen der Heidenheimer Stadtverwaltung abgerissen werden und zu einem Jugendspielplatz werden. Damit steht die Stadt in einem Konflikt mit Stadträtinnen und Stadträten

Wie geht's weiter mit dem maroden Jugendtreff auf den Reutenen in Heidenheim?

Einst galt er als Vorzeigeobjekt der städtischen Jugendarbeit, doch inzwischen ist der Jugendtreff Schwende auf den Reutenen in erbarmungswürdigem Zustand. Ameisen, Mäuse und Siebenschläfer haben sich in den Container breitgemacht, das Dach ist nicht mehr dicht, die Küche marode und auch die sanitären Anlagen sind in einem Zustand, dass sie niemand mehr benützen möchte. Kein Wunder, dass der Jugendtreff seit Juli geschlossen ist und aktuell keine Jugendarbeit stattfinden kann.

Kein Bedarf an offener Jugendarbeit

Auf der Suche nach Lösungen für das Problem hat die Stadtverwaltung nun vorgeschlagen, den Treff ganz zu schließen und durch etwas Neues zu ersetzen. Wie David Mittner, Leiter des Geschäftsbereichs Kinder, Jugend und Familie im Rathaus den Mitgliedern des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschusses des Gemeinderats in dessen jüngster Sitzung erläuterte, kommt der Vorschlag der Verwaltung auch aufgrund von Befragungen der Jugendtreff-Besucher zustande. Bei denen handle es sich überwiegend um Grundschulkinder, lediglich zehn bis 15 Mädchen und Jungen besuchten den Treff zuletzt regelmäßig. Die Befragung habe ergeben, dass sich die Besucher eher ausgebaute Freizeitanlagen im Außenbereich wünschen, etwa bessere Skate-Möglichkeiten und ein Kleinspielfeld. Eine feste Betreuung und ein Gebäude scheinen ihnen nicht so wichtig zu sein. Auch Jugendreferentin Tatjana Lässig erklärte, dass es von Seiten der Sozialarbeiter zuletzt kaum kontinuierlich Einzelfallhilfe gegeben habe.

All dies habe Mittner zufolge die Verwaltung bewogen, sich neue Gedanken über die Zukunft des Jugendtreffs zu machen. Die Pläne sehen vor, die vorhandenen Container abzubauen und auf dem Areal neue Skater-Module, Basketballkörbe, einen neuen Minibolzplatz, eine Tischtennisplatte, einen Pumptrack, sowie einen Unterstand für die Jugendlichen zu bauen. Die Kosten hierfür würden sich auf rund 240.000 Euro belaufen. Außerdem sollen mehrmals die Woche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der mobilen Jugendarbeit vor Ort sein. Da an der Grundschule Reutenen künftig auch Schulsozialarbeit stattfinden soll, wäre für die Kinder ohnehin ein weiterer Ansprechpartner im Wohngebiet vor Ort, so Mittner.

Auf den Reutenen ein Brennpunkt?

Bei einigen Ausschussmitgliedern jedoch stießen die städtischen Planungen auf wenig Zuspruch. CDU-Stadtrat Michael Rieck sieht eine reine Außenplanung als ungenügend an und schlug vor, mehrere Container anzumieten und dort aufzustellen, so dass weiterhin Jugendarbeit angeboten werden kann. Unterstützt wird er dabei von den Grünen-Stadträtinnen Elisabeth Kömm-Häfner und Vera Wolf.

Beide sehen auf den Reutenen einen Brennpunkt und sind der Meinung, dass ohne festes Personal ein Rückschritt in Sachen offener Jugendarbeit droht. „Wir müssen einen Raum zur Verfügung geben, in dem auch Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen eine Bezugsperson haben und sich treffen können“, so Wolf. Fabian Rieck (Freie Wähler) sieht in fehlenden Sanitäranlagen die Gefahr, dass die Anlage schnell verschmutzt werden könnte. Dr. Waltraud Bretzger forderte ebenfalls, ein festes Gebäude mit sanitären Anlagen zu errichten, um den Kindern gerecht zu werden.

Wir können nicht alle Stadtteile mit festem pädagogischem Personal betreuen.

David Mittner, Leiter Geschäftsbereich Kinder, Jugend und Familie im Rathaus

Mittner betonte, dass die Verwaltung aufgrund der geringen Frequenz keine feste Jugendarbeit auf den Reutenen sehe. Zudem wies er auf die Kosten eines Neubaus hin, bei einer neuen Containerlösung wäre man schnell im sechsstelligen Bereich. „Das wäre nicht gerechtfertigt und deckt sich auch nicht mit den Wünschen der Besucher. Wir können nicht alle Stadtteile mit festem pädagogischem Personal betreuen wenn sie wenig frequentiert sind.“

Doch von all diesen Argumenten wollten sich die Ausschussmitglieder mehrheitlich nicht überzeugen lassen und so wurde der Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich abgelehnt. In seiner Sitzung am 19. Oktober wird sich der Gemeinderat erneut mit der Zukunft des Jugendtreffs Schwende beschäftigen.

Mobile Jugendarbeit

Die Mobile Jugendarbeit (MJA) engagiert sich für und mit jungen Menschen in Heidenheim im Alter von 14 bis 27 Jahren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MJA gehen dorthin, wo sich junge Menschen treffen. Sie stehen als Ratgeber und Vermittler zur Seite und leisten Hilfe bei verschiedenen Problemlagen. Neben Einzelfallhilfe bietet die MJA auch Gruppenarbeit, Sportangebote und Streetwork an.