Martin Szegedi: "Lachen macht alle Menschen gleich"
Martin Szegedi ist jetzt nur noch Dichter. „Weil ich als Rentner alle Zeit der Welt habe, nehme ich das Schreiben sehr ernst“, sagt der 70-Jährige. „Es ist kein Hobby mehr.“ Und es trägt reichlich Früchte. Bereits das vierte Buch mit Gedichten aus der Feder von Martin Szegedi ist dieser Tage erschienen. Und die Früchte reifen auch immer schneller. Denn das neue Buch ist das dritte binnen dreier Jahre.
Der Dichter ist sich treu geblieben. Seine Lyrik enthält autobiographische Momenten ebenso wie sozialkritische Komponenten. Auch Liebesgedichte sind Martin Szegedis Ding. Und selbstverständlich beleuchtet er das Rentnerdasein.
„Bin eher ein Mahner“
Wie ist das so? „Es ist nicht alles erledigt, sagt Martin Szegedi. „Man ist dem Leben ja nach wie vor ausgesetzt.“ Womit wir auch schon beim Titel seines neuen Buches angelengt wären. „Ausgesetzt“ lautet der. Nicht wehrlos übrigens. Und nicht willenlos. Martin Szegedi, das ist einem seiner Gedichte zu entnehmen, lernt pausenlos vom und fürs Leben. Und er begegnet ihm in seiner Lyrik mitunter gern doppelbödig.
Bei solchen Gelegenheiten zögert der Dichter nicht, Mängel anzusprechen. Aber nicht, wie er sagt, „um die Leute zu belehren“. Szegedi sieht sich keinesfalls als Moralist. „Ich bin eher ein Mahner“, sagt er lachend. „Ich muss das tun, ich kann das nicht abschütteln.“ Es ist allerdings nicht sein Hauptanliegen. Das findet sich ganz woanders. „Ich möchte die Leute unterhalten, und am liebsten bringe ich sich zum lachen. Während wir lachen, vergessen wir das Elend der Welt – und selbst die sozialen Unterschiede werden aufgelöst. Das Lachen macht alle Menschen gleich.“ Dieser Gedanke gefällt Martin Szegedi.
Schon immer ein Dichter
Gedichtet hat Martin Szegedi eigentlich schon immer. Das kann man von einem, der als Elfjähriger damit angefangen hat, ruhig mal behaupten. Nicht immer freilich hat er in Heidenheim gedichtet. Denn Martin Szegedi ist ein Siebenbürger Sachse und in Karlsburg in Rumänien aufgewachsen.
Nicht nur das. Szegedi war schon über 30, als er 1984 mit seiner Frau in die Bundesrepublik kam. Und hier beschloss der Elektriker mit Fachabitur, nicht seinen Träumen nachzujagen, sondern im erlernten Beruf zu arbeiten und seiner Familie Leben und Auskommen zu sichern. Gedichte geschrieben hat er weiter, in seiner Freizeit. Und weil er gar nicht anders konnte und kann. Dort, wo er herkam, nicht – und nicht dort, wo er, gewissermaßen als einer, der auszog, um weiter zu denken, hinkam.
Große Dankbarkeit
Inzwischen betrachtet Martin Szegedi die Sache auch so, dass er nicht zuletzt aus Dankbarkeit dichtet. „Ich möchte dem fleißigen und hilfsbereiten deutschen Volk dafür, dass es mich und mein kleines siebenbürgisches Völkchen, zum Teil aus der Diktatur kommend, hier aufgenommen hat, etwas Authentisches von mir anbieten, eben meine Gedichte.“
Nun also „Ausgesetzt“, Martin Szegedis vierter Streich in inzwischen durchaus vertrauter Manier, die vor allem das Weiterdenken von vorgefundenen Gedanken beinhaltet, die der Dichter von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten und von unten nach oben noch einmal auf ganz eigene Art und Weise und in seinem ganz eigenen Stil abklopft.