Adventskonzert

Wofür das Städtische Blasorchester und sein Nachwuchs großen Beifall erhielten

Beeindruckende Größe, beeindruckende Qualität: Das Konzert im Advent des Städtischen Blasorchesters überzeugte das Publikum restlos.

Wofür das Städtische Blasorchester und sein Nachwuchs großen Beifall erhielten

Der zweite Advent gehört in Heidenheim traditionell dem Städtischen Blasorchester und seinem Konzert im Advent. Und für nicht wenige hat dieser Termin einen hohen Stellenwert, der große Andrang am Sonntag in der Waldorfschule belegte dies eindrucksvoll. Und sie erlebten vier munter und gekonnt aufspielende Orchester unter der Gesamtleitung von Stadtkapellmeister Jürgen Degeler. Und der hatte auch ein ausgesprochen munteres Programm für die Besucher zusammengestellt.

Den Auftakt bildete – auch das ist Tradition – die „Bläserbande“ der Musikschule, also die Jüngsten unter den Nachwuchsmusikern. Gerade mal ein Jahr Spielerfahrung haben die 14 Mitglieder der „Bläserbande“, und an ihnen zeigte sich, was in einem Jahr alles zu schaffen ist. Zum Beispiel kann man Micky Maus marschieren lassen und Schildkröten zum Rennen bringen und beides ganz elegant mit Klarinette, Trompete und Co. Allerliebst war das anzuschauen, mit welchem Eifer die Kleinsten „Mickey Mouse March“ und „Tortoise Race“ umsetzten – und anzuhören natürlich auch. Und auch mit ihrer Zugabe, einem frischen Arrangement von „Jingle Bells“, gelang es ihnen bestens, die Zuhörer von ihrem Talent und ihrem ganz offensichtlich an den Tag gelegten Fleiß zu überzeugen.

Talent und Fleiß aufs Schönste verbunden

Mehr Erfahrung haben die Mitglieder des Kleinen Jugendblasorchesters, also durften sie sich auch an höhere Ansprüche wagen. „Asian Folk Rhapsody“ und „Kommet, ihr Hirten“ hatte Jürgen Degeler für sie ausgewählt, und insbesondere der Ausflug nach Asien hatte so seine Tücken. Der sieht nämlich ein ganz ordentliches Tempo vor, hat aber auch seine langsamen Passagen, also durchaus herausfordernd. Mit Bravour gemeistert, das kann dem Kleinen Jugendblasorchester bescheinigt werden – auch hier sind offensichtlich Talent und Fleiß aufs Schönste verbunden, was sich auch bei ihrer Fassung des bekannten „Kommet, ihr Hirten“ zeigte. „Feliz Navidad“ war sein musikalischer Weihnachtswunsch als Zugabe, mitreißend und schmissig dargeboten.

Abenteuerlich wurde es mit dem Großen Jugendblasorchester. „Adventure“, also Abenteuer, hieß ihr erstes Stück. Und damit ging es gleich in die Vollen: Ein groß angelegtes Werk mit imposanten Passagen, das herrliche Klangbilder schuf: Ob nun der voluminöse Auftakt, das leise Zwischenspiel, das einem dem Showdown Entgegenfiebern gleichkam, oder der Showdown selbst – alles steckte hier voller Spannung und zog das Publikum direkt in seinen Bann. Das schaffte auch das Saxofonregister, das in dem Stück „Saxophoning“ mit seinen Swing-Rhythmen einen beeindruckenden Auftritt hinlegte. Und schließlich Aschenbrödel: Alles ist Kult am legendären Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, und das gilt in besonderem Maße für die Musik. Das Große Jugendblasorchester ließ sein Publikum märchenhaft schwelgen in „Cinderella’s Dance“, bekannt aus der Ballszene im Film. Da kam denn auch gern der Weihnachtsmann in die Stadt – „Santa Claus Is Coming To Town“ war die Zugabe des Großen Jugendblasorchesters, das auf der ganzen Linie überzeugte.

Märchen hatte auch das Städtische Blasorchester zu bieten: In seinem „Böhmischen Wintermärchen“ mit seinen bald verträumten, bald majestätischen Passagen ließ sich bestens weiterschwelgen. Zuvor schon hatte das Städtische Blasorchester sein Publikum auf einen königlichen Weg geschickt und das in einem geradezu atemberaubenden Tempo. Spanische Rhythmen, schnell, leidenschaftlich, dieser königliche Weg hielt wirklich einiges bereit für die Zuhörer, die diesem Weg nur zu bereitwillig folgten.

Unglaubliches Tempo

Siniša Ljubojevič ist der neue Lehrer an der Musikschule Heidenheim. Fachrichtung: Akkordeon. Er war auch als Solist beim Konzert im Advent dabei und bot zunächst „Black and White“, eine musikalische Hommage an die schwarzen und weißen Tasten seines Instruments. Diese Ehrung war auch durchaus angemessen: Denn die Tasten müssen wirklich einiges aushalten, so wie Siniša Ljubojevičs Finger über sie flitzten und dabei in scheinbar müheloser Eleganz und ungeheurer Virtuosität feuriges Temperament verströmten. Alle Achtung vor dieser Leistung und alle Achtung auch vor dem Städtischen Blasorchester, das hier wunderbar mithielt. Wenn man schon einen Akkordeonisten als Solisten gewonnen hat, dann bietet sich an, Astor Piazzolla ins Programm zu nehmen. Exakt das hat Jürgen Degeler auch gemacht und so erlebte das Publikum einen „Libertango“, der es in sich hatte. Siniša Ljubojevič ließ seine Finger auch hier nicht zur Ruhe kommen und er legte dabei jede Menge Leidenschaft ins Spiel, sodass auch dieser Tango gehörig Glut entfachte. Und offenbar war das dem Solisten noch gar nicht genug Tempo, denn mit seiner Zugabe legte er noch eine Schippe drauf. Die Hummeln aus dem „Hummelflug“ schwirrten nur so herum – große Klasse war das.

Und schließlich bescherte das Städtische Blasorchester dem Publikum Begegnungen mit einem Schneemann, dem rotnasigen Rudolf und Santa-Baby in dem Medley „A Holly Jolly Christmas“, und weil das Publikum auch von diesem Orchester gar nicht genug bekommen konnte, ermöglichte es auch noch die Begegnung mit „Mary’s Boy Child“, sehr schwungvoll im Calypso-Sound serviert.

Und als zum Schluss noch mal alle Musiker, die großen wie die kleinen, auf die Bühne kamen zum Schlusslied „Macht hoch die Tür“, bei dem – auch das ist schöne Tradition – das Publikum mit einstimmen konnte und sollte, das war schon ein beeindruckendes Schlussbild: das Städtische Blasorchester umringt vom Nachwuchs der Musikschulen. Ein beeindruckender Klang obendrein, von einem Volumen, das auch die Zuhörer, da mochten sie noch so aus Leibeskräften mitsingen, nicht zu übertönen vermochten. Das Programm hatte wieder einmal ins Schwarze getroffen und erhielt großen Beifall.

Ausgezeichneter Solist

Siniša Ljubojevič, 1995 in Pancevo, Serbien, geboren, machte seine ersten musikalischen Erfahrungen im Alter von neun Jahren. Nach seinem erfolgreichen Hochschulstudium im Fach Akkordeon in Serbien reiste er an die Hochschule für Musik in Würzburg, wo er im November 2022 sein Masterstudium und Meisterklassen-Diplom erworben hatte. Parallel zu seiner musikalischen Ausbildung nahm Siniša Ljubojevič als Solist und Kammermusiker an verschiedenen nationalen und internationalen Wettbewerben teil und gewann mehr als 30 Preise.