Wie "Mister Blasmusik" Jürgen Degeler geehrt wurde
Jürgen Degeler mag davon gewusst haben, für das Publikum war es jedenfalls eine echte Überraschung: Für seine 25 Dienstjahre als Stadtkapellmeister wurde er durch eine Laudatio durch Kulturamtsleiter Matthias Jochner im Rahmen des Konzerts im Advent geehrt.
Solch eine Laudatio zu erhalten, ist schon eine Ehrung an sich: Sprühend vor Witz ging Jochner auf die Anfänge Degelers im Jahr 1998 und die weitere Entwicklung des Städtischen Blasorchesters unter Degelers Ägide ein. Gerade mal 14 Mitglieder hatte das Orchester seinerzeit, „es lag darnieder“, so Jochner, „und der Nachwuchs fehlte gänzlich“. Mit Degeler und seiner „intrinsischen Motivation“ habe eine gute Zeit begonnen: „Das Orchester schwoll an, sowohl an der Anzahl von Mitgliedern als auch an Qualität.“ Mittlerweile habe das Orchester Stufe 5 erreicht „und das ist zweite Bundesliga“, so Jochner. Das Städtische Blasorchester sei damit auch zum Kulturträger der Stadt geworden, in der es „ja bei weitem nicht nur die Opernfestspiele“ gebe.
Revolution in der Musikausbildung
Degelers Verdienste gehen aber noch weiter, und es ist allemal angemessen, dass Matthias Jochner sie aufzählte, da der Herr Stadtkapellmeister ja generell mehr durch unaufgeregte Bescheidenheit auffällt, als großes Aufhebens um sich zu machen. Dabei ist er für nichts weniger verantwortlich als für eine „Revolution in der Musikausbildung“, wie Jochner es nannte. Denn Degeler war es, der seinerzeit die Bläserklassen unter dem Motto „Jedem Kind ein Instrument“ ins Leben rief. „Das bedeutete Musik im Ensemble vom ersten Tag an“, ein Erfolgsmodell nahm seinen Lauf. Und das war der „Urknall der Kooperation des Städtischen Blasorchesters mit der Musikschule“. Singklassen folgten, auch dies mit großem Erfolg, die Breitenarbeit sei stark angewachsen. Reisen des Orchesters knüpften sich an nach unter anderem St. Pölten, Clichy, Döbeln, „also die Metropolen dieser Welt“. Und zudem sei es „Mister Blasmusik“ gelungen, ein großes Netzwerk aus Schulen, Vereinen, Kindergärten und Musikschulen zu knüpfen.
Und dabei ist Degeler ja nicht nur Leiter des Städtischen Blasorchesters, sondern auch Lehrer an der Musikschule und Mitglied in der Cappella Aquileia – „und alles erfolgreich und stets motiviert“. Freilich habe Jürgen Degeler auch Fehler: Er halte den Dirigentenstab konsequent in der falschen Hand, scherzte Jochner, das sei doch immer wieder irritierend.
Und zuweilen könne Degeler richtig nerven, plauderte Jochner. Wann immer er ihm auf dem Gang begegnete, konnte er sicher sein, dass er Degelers „Des isch grad gschickt“ mit einer neuen Idee vernehmen würde. Und so schloss Jochner seine von Esprit und großer Hochachtung gleichermaßen geprägte Rede mit den Worten: „Jürgen, Du in Heidenheim, des isch grad gschickt.“ Dazu gab's ein Geschenk des Orchesters – die Ehrung der Stadt wird im nächsten Jahr im Rahmen der Jubiläumsfeier erfolgen. Und Jürgen Degeler? Er nahm's in der ihm eigenen gelassenen Zurückhaltung – vermutlich schon wieder zwei bis achtzehn neue Ideen entwickelnd.