Wenn das Wetter ein Omen war, dann war es möglicherweise ein gutes: Nur Minuten bevor die fünfköpfige Kommission des Regierungspräsidiums Stuttgart zur Begutachtung im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ in ihrem kleinen Bus vor dem Oggenhausener Rathaus vorfuhr, öffnete sich der bis dahin graue Himmel und die Sonne kam hervor. Und kaum dass die Kommission nach zweieinhalb Stunden wieder in ihren Bus gestiegen war, fielen die ersten Regentropfen.
Alexander Jurtschak, Ortsvorsteher Oggenhausens, versuchte in seiner Präsentation, mit den Pfunden des Heidenheimer Ortsteils zu wuchern. Er verwies dabei auf die Kita, die voll besetzt sei, und die Grundschule, wo die Betreuung auch durch Vereinsvertreter gewährleistet sei. „Uns ist es wichtig, dass beides erhalten bleibt, sonst sinkt die Attraktivität einer so kleinen Kommune recht schnell“, so der Ortsvorsteher. Er erwähnte die zahlreichen Biotope und Streuobstwiesen, die den dörflichen Charakter von Oggenhausen prägen.
Holzweg und Dorfoase sollen Punkte bringen
Jurtschak wies zudem auf den Umstand hin, dass es auf der Gemarkung Oggenhauses immerhin drei Gaststätten gebe, „eine davon sogar mit Biergarten am Wochenende“, so der Ortsvorsteher. Ein Umstand, der in vielen anderen Ortschaften vergleichbarer Größe längst nicht mehr selbstverständlich ist. Zudem zählte er das Gewerbegebiet mit einer Größe von knapp 100.000 Quadratmetern, von denen zwei Drittel bereits belegt seien, als weiteren positiven Standortfaktor auf.
Anschließend begab sich der gesamte Tross auf Dorfrundgang. Vertreter aus Vereinen und aus der Oggenhauser Bürgerschaft erläuterten der Kommission dabei die Geschichte und die Entstehung besonderer Orte und Einrichtungen im Dorf. Wie beispielsweise den fünf Kilometer langen sogenannten „Holzweg“, ein von der Bürgerschaft Oggenhausens selbst errichteter Wander- und Lehrpfad. Oder die Dorfoase, die ebenso von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfes selbst angelegt wurde und die mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt geworden ist.
„Die Bedingungen sind für alle Teilnehmer gleich, jedes Dorf hat zweieinhalb Stunden Zeit, um sich uns zu präsentieren.“
Marc Calmbach, Regierungspräsidium Stuttgart
Der Dorfwettbewerb wird bereits seit 1961 ausgerichtet, er hieß früher „Unser Dorf soll schöner werden“. Seitdem es nicht nur die äußere Schönheit, sondern auch um den inneren Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft geht, heißt er „Unser Dorf hat Zukunft“. Sein Ziel ist es, das Engagement der Bürgerschaft anzuregen und dadurch Impulse zur Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum zu geben. „Die Bedingungen sind für alle Teilnehmer gleich, jedes Dorf hat zweieinhalb Stunden Zeit, um sich uns zu präsentieren“, umschrieb Marc Calmbach, der Chef der Begutachtungskommission, die Wettbewerbsbedingungen.
Bewertet wird in vier Kategorien: Entwicklungskonzepte, wirtschaftliche Initiativen sowie die Verbesserung der Infrastruktur ist eine davon. Es fließen aber auch das soziale Engagement und kulturelle, sportliche und generationenübergreifender Aktivitäten ein. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Baukultur, der Flächenverbrauch und die Siedlungsentwicklung. Und – weil es eben ein Dorfwettbewerb ist – spielen auch Faktoren wie Grüngestaltung und die Anpassung an den Klimawandel eine Rolle. „Und dann gibt es noch so etwas wie einen Querschnittsbereich. Da geht es darum, welches Ausgangspotenzial hat das Dorf, wo kommt es her, wo will es hin“, so Calmbach.
An dem Wettbewerb können Dörfer und Gemeindeteile teilnehmen, die einen überwiegend dörflichen Charakter und maximal 3000 Einwohner haben. Der Wettbewerb ist dreistufig angelegt, die erste Ausscheidungsrunde findet auf Bezirksebene statt, danach folgt der Landesentscheid und danach geht es auf Bundesebene weiter. Im Rahmen eines Bürgertreffs hatten Einwohnerinnen und Einwohner Oggenhausens Ende Juni dieses Jahres gemeinsam Ideen für das Bewerbungskonzept zusammengetragen.
Konkurrenz auch aus dem Landkreis
Aus dem Regierungsbezirk Stuttgart haben sich insgesamt sieben Gemeinden oder Ortsteile für die Teilnahme am 28. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ angemeldet. Aus dem Ostalbkreis nimmt der Schwäbisch Gmünder Ortsteil Zimmern teil, aus dem Landkreis Göppingen Geislingen-Türkheim, aus dem Hohenlohekreis Krautheim-Gommersdorf, aus dem Main-Tauber-Kreis Freudenberg-Rauenberg und aus dem Landkreis Heilbronn der Ortsteil Möckmühl-Ruchsen. In dem Ortsteil Söhnstetten der Gemeinde Steinheim hat Oggenhausen Konkurrenz aus dem eigenen Landkreis.