Mit Oxford Circus auf musikalischer Zeitreise
Nicht gerade „very british“ zeigte sich das Wetter am Sonntagspätnachmittag. Bei sommerlichen Temperaturen enterten die Musiker von Oxford Circus die Bühne und sorgten mit ihrem Auftritt dafür, dass es gefühlt noch ein paar Grad wärmer wurde. Ohne Netz und doppelten Boden – so annoncierten Oxford Circus ihren Auftritt im Vorfeld – oder um es deutlicher auszudrücken: ehrliche, erdige und knackige Rockmusik, wie sie in den 60er und 70er Jahren zelebriert wurde – pur und ohne Filter. Knapp 600 Besucher begaben sich gemeinsam mit der Combo auf eine musikalische Zeitreise. Über Gitarrist Siggi Schwarz muss man nicht wirklich viele Worte verlieren. Trotz all seiner Virtuosität an den sechs Saiten spielte er jederzeit banddienlich und ließ seinen Mitmusikern genügend Raum zur Entfaltung. Tieftöner Manfred Kubiak und Drummer Timo Landenberger bildeten eine energiegeladene Rhythmusfraktion und sorgten für einen engmaschigen Soundteppich. Zudem integrierte sich die stimmliche Darbietung von Hendrik De Rijke nahtlos in das stimmige Gesamtgebilde.
Die guten alten Zeiten aufleben lassen
Doch was ist eine erstklassig besetzte Band ohne adäquates Songmaterial wert? Auch hier griffen die Herren tief in die musikalische Schatzkiste und ließen einige Juwelen in neuem Glanz erscheinen. Los ging es mit Jethro Tull, ehe Siggi Schwarz bei Van Halens „You Really Got Me Now“ den anwesenden Nachwuchsgitarristen zeigte, in welcher Liga er unterwegs ist. „Sunshine Of Your Love“ von Cream wurde genauso gelungen adaptiert wie der Who-Klassiker „Summertime Blues“ und der Beatles-Evergreen „Come Together“. „I Heard It Through The Grapevine“ von Creedence Clearwater Revival durfte genauso wenig fehlen wie Steamhammers „Junior’s Wailing“, bei dem Siggi Schwarz auf seinen ersten Konzertbesuch 1972 in Heidenheim im zarten Alter von 14 Jahren verwies. Mit „Burning Out“ baute Schwarz auch einen Song seines Albums „The Fire Inside“ in die Setlist ein – beendet wurde der erste Teil des Abends mit einer krachenden Version des Gary Moore-Gassenhauers „Walking By Myself“.
Keine Zeit zum Durchatmen
Zeit zur Erholung gab es, wenn überhaupt, am Getränkestand. Steppenwolfs „Born To Be Wild“ hielt das Tempo hoch, ehe sich Schwarz vor seinem großen Idol Jimi Hendrix mit einer fabelhaften Version von „Purple Haze“ verneigte. „Radar Love“ von Golden Earring und „Mighty Quinn“ von der Manfred Mann’s Earth Band animierten das Publikum zum Tanzen, ehe Led Zeppelins „Whole Lotta Love“ aus den Boxen rauschte und Schwarz mit Jimmy Page einem weiteren legendären und wegweisenden Gitarristen huldigte. Den Abschluss bildeten ZZ Tops „La Grange“ und „(I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Rolling Stones.
„Let The Good Times Rock“ nennt sich ein Klassiker der schwedischen Rockband Europe; ein Titel, der zwar nicht gespielt wurde, aber den gelungenen musikalischen Auftritt von Oxford Circus kaum hätte besser umschreiben können. So dürften alle Musikbegeisterten ihre Heimfahrt mit einem hohen Maß an Zufriedenheit angetreten haben.
Die Geschichte um den Bandnamen
Gut fünf Gehminuten von der weltberühmten U-Bahn-Station Oxford Circus im Bezirk Westminster in London befindet sich die Brook Street 25 – ein Haus, in dem Georg Friedrich Händel von 1723 bis zu seinem Tod 1759 lebte und in dieser Zeit viele seiner Opern und Oratorien schrieb. Gitarrenlegende Jimi Hendrix bezog im Juli 1968 die Dachgeschosswohnung im direkt daneben liegenden Apartment in der Brook Street 23. Heute befindet sich dort das „Handel Hendrix House“ – ein Museum für Musikliebhaber.