Eine hausinterne Mitteilung der Geschäftsführung, die am vergangenen Freitag an alle Mitarbeitenden ging, hat beim Personal des Heidenheimer Klinikums für Unmut gesorgt. Es geht darin um eine Nachbesetzungssperre, die einen Beitrag zur Reduzierung der Kosten in der Klinik leisten soll.
Klinikgeschäftsführer Dr. Dennis Göbel weist in der Mitarbeiter-Information auf die schwierige wirtschaftliche Situation des Klinikums hin. Es stehe zu befürchten, dass die Krankenhausreform zu keiner wesentlichen wirtschaftlichen Entlastung der Krankenhäuser führen werde, so Göbel. Es gelte in Zukunft, die Einnahmen durch steigende Fallzahlen zu erhöhen und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren.
„Einen Beitrag zur Kostenreduktion wollen wir dadurch sicherstellen, in dem wir eine allgemeine Nachbesetzungssperre ausgesprochen haben, wissend, dass wir diese nicht in letzter Konsequenz werden umsetzen können“, schreibt der Klinikgeschäftsführer.
Ausgeschlossen seien von der Sperre Auszubildende, Funktionspersonal im Bereich Anästhesie und OP sowie im Bereich der Sterilisation. „In allen anderen Bereichen werden wir entweder keine Nachbesetzung durchführen oder Neubesetzungen erst mit einer Verzögerung von drei Monaten umsetzen“, so der Wille der Geschäftsführung. Dies könne zu Engpässen führen, die man aber in Kauf nehmen müsse und für die die Klinikleitung um „Verständnis und Unterstützung“ bittet.
Personal als ungemütlicher Kostenfaktor?
Bei den Mitarbeitenden stößt diese Mitteilung eher auf Unverständnis. Vor allem das Pflegepersonal fürchtet weitere Überstunden und eine sinkende Motivation bei den Kolleginnen und Kollegen. Man fühle sich als ungemütlicher Kostenfaktor und sehe sich der Drohung ausgesetzt, die Klinik könnte privatisiert werden.
Erst vor einem guten Monat hat der Kreistag die Klinikleitung mit einer Strategie beauftragt, die im kommenden Jahr vorgelegt werden soll, und die die Ausrichtung der Klinik bis ins Jahr 2030 beinhalten soll. Ziel ist laut der Beschlussvorlage eine kontinuierliche und deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses, im Idealfall bis zu einer „schwarzen Null“. Gleichzeitig wurde aber auch festgehalten, dass die wesentlichen Rahmenbedingungen für Kliniken im Moment noch völlig unklar sind. In den vergangenen Jahren wurde bezüglich des Pflegepersonals im Heidenheimer Klinikum eher der Fachkräftemangel beklagt. Es wurden teure und aufwendige Maßnahmen getroffen wie beispielsweise die Rekrutierung von Pflegepersonal von den Philippinen.
Mangel nur in einzelnen Bereichen
Auf Nachfrage der HZ haben sich Landrat Peter Polta als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums und Klinikchef Dr. Dennis Göbel in einer gemeinsamen Stellungnahme geäußert. Ungeachtet der mittel- bis langfristigen Strategie, die für die Klink erarbeitet werden soll, müsse in geeigneter Form auf die negative Ergebnisentwicklung reagiert werden. Die Nachbesetzungssperre gehöre zum operativen Geschäft und obliege somit der Krankenhausleitung. Der Aufsichtsrat sei hierüber vorab informiert worden.
Wenn man den Klinikatlas betrachte, verfüge das Klinikum Heidenheim über eine überdurchschnittliche personelle Ausstattung, so Polta und Göbel. Von daher könne man nur für einzelne Bereiche von einem personellen Mangel sprechen. Diese Bereiche seien explizit von der Nachbesetzungssperre ausgenommen. Auch würden sämtliche Auszubildenden, sofern diese sich als qualifiziert erwiesen hätten, ein Angebot zur Weiterbeschäftigung erhalten.
Pflegepersonal im Klinikum kann nicht beliebig reduziert werden, da es Pflegepersonaluntergrenzen gibt. Das Problem, dass sich aufgrund von weniger Personal die Fallzahlen verringern statt vergrößern könnten, sieht man an der Spitze der Klinik nicht: „Eine Nachbesetzungssperre wird nicht dazu führen, dass Pflegepersonaluntergrenzen unterschritten werden oder weniger Betten betrieben werden können“, teilen der Landrat und der Klinikgeschäftsführer mit.
Kostenreduktion nicht beziffert
Auf die Frage, welche Kostenreduktion in Zahlen von der Nachbesetzungssperre erwartet wird, gibt es keine konkrete Antwort. „Der Umfang der Einsparmöglichkeiten richtet sich nach der Dauer der Nachbesetzungssperre und der Zahl der zu besetzenden Stellen beziehungsweise der zukünftigen Fluktuationsrate“, heißt es in der Stellungnahme von Polta und Göbel. Das voraussichtliche Klinikdefizit für 2024 von rund elf Millionen Euro resultiere zu mehr als der Hälfte aus Abschreibungen und Zinsen für Baukosten, die üblicherweise vom Land finanziert werden müssten.
Valentin Hofmann, Vorsitzender des Betriebsrats im Klinikum, beklagt, dass die Mitteilung der Nachbesetzungssperre nicht die Motivation der Mitarbeitenden fördere. Er hält auch den Zeitpunkt, zu dem dies verkündet wurde, für sehr schlecht gewählt: „Das macht man nicht an einem Freitag und auch nicht kurz vor Weihnachten.“ Zwar hat er grundsätzlich Verständnis dafür, dass die finanzielle Situation des Klinikums schwierig ist und der Landkreis diese Kosten nur schwer tragen kann. Gleichzeitig sieht Hofmann aber aufgrund der Rahmenbedingungen für Kliniken auch nicht die Möglichkeit, über Personaleinsparung das operative Ergebnis deutlich zu verbessern.