Leserbrief

Mobilität bekommt auch in Heidenheim eine völlig andere Richtung

Leserbrief zum Verkehr in Heidenheim und zum Beitrag „Ohne Verhaltensänderung geht es nicht“ (Ausgabe vom 13. Januar):

Es scheint, dass die Deutsche Bahn nun endlich den Rückstand von 30 Jahren versäumter Modernisierung aufholen möchten, und das sind sehr gute Neuigkeiten. Allerdings hat es mit Zukunftsmobilität in Heidenheim nur im weiteren Sinne zu tun, was die Überschrift dieser Veranstaltung war. Wenn man etwas mehr in die Realität und in Strukturen schaut, dann wird man schnell erkennen, dass die Bahn nur einen Teil der Verkehrswende bedienen kann.

Es wurden von weiteren Rednern noch andere wichtige Punkte für Heidenheim angesprochen. Das alles sind sicherlich Schritte in die richtige Richtung der Struktur, nicht aber in Bezug auf das Mobil. Das hat mich in Bezug auf das beginnende Zeitalter der künstlichen Intelligenz und der Elektromobilität als beschlossene Sache der Politik und der Autohersteller, sehr enttäuscht. Es ist aus meiner Sicht leider zu kurz gedacht.

Ich mache es daran fest, dass dies beispielsweise vom „Zukunftsmacher“ Jörg Heynkes benannt wird. Die Bedeutung des autonomen On-Demand-Fahrens und der autonomen Schwarmmobilität wird die Menschen im Kaufverhalten und die Städte für frei werdenden Raum, beispielsweise wegfallende Parkplätze, radikal verändern - sicherlich in den Großstädten prägender als bei uns auf dem Land.

Man stelle sich vor, in Bussen, Taxen oder Carsharing-Fahrzeugen sitzen keine Fahrer mehr. Die Elektro-Busse werden kleiner dimensioniert, sodass noch ca. 20 Fahrgäste reinpassen, es werden für diese Fahrzeuge auch vorhandene Busspuren vergünstigt genutzt. Dadurch kann, aufgrund Einsparung von Personalkosten, der Verkehrstakt um ein Mehrfaches erhöht werden, dann werden zu Spitzenzeiten alle fünf Minuten viel mehr Shuttles vorbeifahren, welche mit einer App zum Halten gezwungen werden können.

Der große Vorteil von autonomen On-Demand-Fahrzeugen ist, sie individuell nach Hause oder an einen anderen Ort bestellen zu können, und dass man sie nicht mehr in Innenstädten parken muss, weil der Nächste sie im Anschluss bucht. Des Weiteren ist das Fahrzeug dimensional wählbar, ob ich in den Urlaub fahre, Lasten transportieren möchte, oder eine Fernfahrt mit Büroräumlichkeit im Fahrzeug zum nebenbei Arbeiten mache, einen Ausflug mit mehreren Personen, oder als Einzelperson unterwegs sein möchte.

Heynkes prophezeit, dass sich dann viel weniger Menschen ein eigenes Auto kaufen, dass der Fahrzeugbestand in Deutschland vehement zurückgehen wird und die Städte dadurch entlastet werden. Viele Parkflächen und Fahrspuren werden frei. Der klimaschädliche CO₂-Anteil sinkt rapide. Das wird ein echter Gamechanger.

Es ist abzusehen, dass die Mobilität in ca. zehn Jahren eine völlig andere Richtung bekommt. Es wird so extrem wie der Wechsel vom Pferd auf das Auto sein. Das muss bereits jetzt für die weitere Entwicklung gedacht werden, um vorbeugende Maßnahmen in den Städten zu ergreifen. Machen wir nicht den gleichen Fehler wie Kaiser Wilhelm, der 1913 am Pferd festhalten wollte. Ich kann deshalb den Einwurf, dass das alles zu abstrakt und zu weit in die Zukunft gedacht ist, nicht akzeptieren. Wir werden es bald sehen, es kommt schneller als wir glauben. Das revolutionäre Smartphone gibt es auch erst seit 2007.
Hanspeter Forner, Königsbronn