Die Nachwehen der Europa- und Kommunalwahl haben die Woche bestimmt. Bis ins Lokale gab es Gewinner und Verlierer. Für die Europawahl lässt sich gut nachvollziehen, welche Wählergruppen für welche Parteien gestimmt haben. Auf kommunaler Ebene ist das schwieriger – zumal Parteien im Lokalen bekanntlich weniger wichtig sind. Hier kommt es mehr auf Personen an. Trotzdem kann man aus der Europawahl Schlüsse fürs Kommunale ziehen. Besonders wichtig finde ich das mit Blick auf die jungen Wähler, die bei der Europawahl entweder überproportional häufig die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD oder Kleinstparteien gewählt haben. Die Parteien der Mitte (auch die Grünen) konnten die Jugend kaum erreichen. Das sollte für jeden neu- und wiedergewählten Gemeinderat Anlass sein, sich (noch) mehr mit der Jugend zu beschäftigten, egal welcher Partei er oder sie angehört, denn die meisten der jetzt Gewählten dürften sich ja der politischen Mitte zurechnen. Wie also lautet der Schluss?
Ich halte es für zwingend notwendig rauszugehen und mit jungen Menschen zu sprechen – deren Sorgen, Wünsche und Nöte zu kennen und diese (stärker) auf die lokale Agenda zu setzen. Ja, da sind die Dauerthemen wie Ausstattung für Schulen, Sportstätten und Freizeitanlagen. Und ja – kann man erwidern – damit beschäftigt man sich doch seit jeher. Und ja, gerade in den vergangenen Monaten wurden doch so viele Pumptracks und Skateparks im Landkreis eingeweiht.
Die Jugendlichen sind schon die Wähler von heute
Aber: Offenbar reicht das nicht. Und offenbar ist es außerdem nicht damit getan, diese Einweihungen auf Instagram zu posten, weil man annimmt, dann besonders vielen jungen Leuten diese Erfolge zu präsentieren. Ich sage nicht, dass es falsch ist. Aber es ist nicht genug, wie das Europawahlergebnis zeigt. Denn offensichtlich ist da mehr, was junge Menschen umtreibt.
Hätte ich ein Patentrezept, wie man dem begegnet, würde ich hier die Zutaten auflisten. Aber ein Anfang könnte sein, für alle alten und neuen Kommunalpolitiker, diese Orte für die Jugend häufiger aufzusuchen und dort mit den Jugendlichen über ihre Fragen und Forderungen zu reden. Denn sie sind nicht erst die Wähler von morgen, sie sind schon die Wähler von heute. Und denken wir weiter, dann wird genau diese Jugend zwar älter, aber auch in Zukunft nicht Parteien der Mitte wählen, sondern Kleinstparteien oder Radikale, weil ihnen aus der Mitte heraus nicht zugehört wurde. Schönes Wochenende.