Der Prozess gegen einen 35-jährigen Heidenheimer, der am 5. März auf dem Gelände eines Nattheimer Autohauses mehrere Schüsse auf ein Auto abgegeben haben soll, beginnt am Dienstag, 3. Dezember, vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Ellwangen. Angeklagt wird der Mann, der früher als Präsident der rockerähnlichen Vereinigung United Tribuns auftrat, wegen versuchtem Totschlag und Führen einer Waffe. Insgesamt sind bis in den Januar hinein sechs Verhandlungstage terminiert, es sollen mehr als 20 Zeugen und mehrere Sachverständige gehört werden.
Am 5. März war die Polizei bei zwei Autohändlern in Nattheim und Schnaitheim im Einsatz. In Nattheim soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von Männern gekommen sein, die mit den beiden Autohäusern in Verbindung stehen. Die drei Männer aus Schnaitheim fuhren mit einem Auto davon, auf das mehrere Schüsse aus einer halbautomatischen Pistole M1911 abgegeben wurde. Obwohl ein Treffer in der hinteren Scheibe der Beifahrerseite landete, wurde niemand verletzt. Der 35-Jährige soll geschossen haben.
Der Fahrer des beschossenen Autos fuhr nach Schnaitheim und rief die Polizei, die den Wagen auf dem Hof des Schnaitheimer Autohandels kriminaltechnisch untersuchte. Der tatverdächtige 35-Jährige flüchtete. Er wurde zwei Wochen später auf dem Flughafen von Sarajewo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, festgenommen. Ende Juli wurde er nach Deutschland ausgeliefert, seither befindet er sich in Untersuchungshaft.
Über den Hintergrund der Tat und den Grund für den Streit zwischen den Männern ist bislang nichts bekannt. "Die Strafkammer wird sich beim Prozess auf die Suche nach dem Motiv begeben", so die Aussage des Pressesprechers des Landgerichts Ellwangen.
Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft. Er war im November 2018 zuletzt vom Landgericht Ellwangen zu einer Haftstrafe von vier Jahren und acht Monaten verurteilt worden, weil er mit Drogen gehandelt und Falschgeld gekauft und weiterverkauft hatte. Im 2015 hatte er das Chapter Ulm-Heidenheim der United Tribuns gegründet. Innerhalb eines Jahres eskalierte die Rivalität mit der Gruppierung der Black Jackets und mündete in eine Schießerei vor einem Friseursalon in der Heidenheimer Clichystraße, bei der ein Mitglied der United Tribuns getötet und eines schwer verletzt wurde.