Abriss oder Erhalt? Um die nachhaltige Weiterentwicklung des Gebäudebestands ging es bei der 14. Ausgabe der Heidenheimer Energiegespräche. Organisiert wurde der Abend von der Architektenkammer Baden-Württemberg, Kammergruppe Heidenheim, und dem Württembergischen Ingenieurverein (VDI Brenzgruppe).
Der Lokschuppen war voll belegt mit einem breit gefächerten Publikum, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Handwerk, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Schirmherrschaft übernahm Landrat Peter Polta, der in seinem Grußwort auf die Anstrengungen der Kreiskommunen sowie die neu geschaffene Anlaufstelle des Zentrums für nachhaltige Energieversorgung, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung (Zekk) hinwies.
In seiner Begrüßung richtete Stefan Bubeck, Vorsitzender der Architektenkammergruppe Heidenheim, den Blick auf die Verantwortung und die Chancen des Bauens im Bestand: „Uns geht es darum, Denkanstöße zu geben, wie Transformation, Resilienz, Klima- und Ressourcenschutz durch verantwortungsbewusstes Bauen gefördert werden können. Wir möchten mit dieser Veranstaltung die Diskussion darüber anregen, wie wir heute für eine lebenswerte Zukunft bauen können.“
Bestand umbauen: Impulse von Expertinnen und Experten
Unter der Moderation von Nicole Köster boten renommierte Referierende aus Vorarlberg, München und Stuttgart spannende Einblicke:
Dr. Verena Konrad betonte die Wichtigkeit, das Bewusstsein und die Wertschätzung für den Gebäudebestand zu stärken. Sie hob hervor, wie wichtig es ist, Architekt, Planer und Bauherr mit Akteuren aus Handwerk, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik zu vernetzen, um eine nachhaltige Baukultur gemeinsam voranzutreiben.
Architekt Peter Haimerl setzte seinen Fokus auf die „Aura des Bestands“ und den Städtebau. Er mahnte, bewährte städtebauliche Strukturen nicht leichtfertig durch kurzfristige Modetrends zu ersetzen, und zeigte auf, wie durch den Erhalt städtebaulicher Qualität die Identifikation der Menschen mit ihren Orten gefördert werden kann. Mit beeindruckenden Praxisbeispielen verdeutlichte er, wie Umbaukultur zur Bewahrung der Identität von Orten und als Antwort auf globale Herausforderungen dienen kann.
Architekt Prof. Stephan Birk wies auf die Verantwortung der Baubranche hin, die für etwa 40 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Anhand visionärer Projekte wie einem zukunftsfähigen Parkhaus, das später flexibel umgenutzt werden kann, oder einer Holzhalle mit konsequenter Materialtrennung, zeigte er auf, wie Gebäude ressourcenschonend geplant werden können. Holz als nachwachsenden Baustoff hob er als besonders vielversprechend hervor.
Dialog über Herausforderungen und Chancen
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Positionen der Referierenden zusammengeführt und teils kontrovers diskutiert, insbesondere zur Materialwahl und deren Auswirkungen auf die Baukultur. Einigkeit bestand darin, dass der Erhalt und die Weiterentwicklung des Bestands essenziell für eine nachhaltige Bauweise sind. Gleichzeitig wurde betont, dass es enorme Anstrengungen braucht, um die Bevölkerung für diese Themen zu sensibilisieren und einzubinden.
Das abschließende „Come together“ bot Raum für intensiven Austausch zwischen Fachpublikum, Politik, Wirtschaft und interessierten Bürgerinnen und Bürgern.
Positives Fazit
Architekt Wolfgang Sanwald, stellvertretender Bezirksvorsitzender der Architektenkammer Baden-Württemberg, zog in seinem Schlusswort ein positives Fazit: „Der Abend hat uns in großer Flughöhe gezeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen und den Dialog über innovative Lösungen fortzusetzen. Auch wenn viele Fragen offenblieben, war der Austausch eine wertvolle Inspiration für alle Beteiligten.“
Die Veranstalter, die Architektenkammer und der VDI, planen, die Heidenheimer Energiegespräche in den kommenden Jahren fortzusetzen und weiterhin wichtige Impulse für die Region und darüber hinaus zu setzen.