Naturtheater Heidenheim: Wie man eine Schar Kinder bühnenreif macht
Kerstin Kepplers Arbeit trägt man in der Regel am Leib. Die ihres Mannes Hardy Keppler hält man hingegen oftmals in der Hand. Sie ist im Naturtheater Heidenheim für den Bereich Kostüme und Schneiderei zuständig, zudem für den vereinseigenen Kostümverleih. Er leitet das Requisiten-Ressort. In der bevorstehenden Spielzeit widmen sich die beiden einer etwas anderen Aufgabe auf dem Schlossberg: Das Ehepaar führt Regie beim Kinderstück „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ – und muss dafür eine ganze Schar an Kindern reif für die Bühne machen.
Sensible Themen bei „Hui Buh“
Wie das gelingt? Kerstin Keppler weiß wie: „Der spielerische Aspekt muss beim Proben erhalten bleiben.“ Spielerisch meint hier nicht schauspielerisch, sondern sorglos, locker – spielerisch eben. Für „Hui Buh“ hat das Regie-Duo etwa gemeinsam mit den Kindern die Choreographie für das Stück erarbeitet. „Immer mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass der ganze Plan schnell mal umgeworfen werden kann“, sagt Kerstin Keppler und lacht.
„Wichtig ist außerdem, dass sich die Kinder mit ihrer Rolle identifizieren können“, ergänzt Hardy Keppler. Wie verhält sich meine Rolle? Warum tut sie das, was sie tut? Wie würde ich mich selbst in dieser Situation verhalten? All das sind Fragen, denen das Ensemble im Vorfeld gemeinsam auf den Grund geht. Das Stück richte sich zwar an Kinder, dennoch werden darin auch sensible Themen behandelt: Tommy, der Sohn der Zofe Konstanzia, hat etwa seinen Vater verloren – für Kinder mitunter kein einfaches Thema.
Unterstützt werden die Kepplers bei der Produktion unter anderem von Theaterpädagoginnen und -pädagogen. Kerstin Keppler selbst hat auf diesem Gebiet ebenfalls Erfahrung gesammelt. Die frühere Lehrerin ermutigte ihre Schülerinnen und Schüler regelmäßig dazu, Theater zu spielen. Als Kind entdeckte sie ihr eigenes Faible für die Bühne. Im Naturtheater wirkte sie unter anderem bei „Antigone“ mit, bei „Kultur im Café“ oder auch bei Weihnachtsmärchen.
Naturtheater Heidenheim: Jede Aufführung mit anderer Besetzung
Hardy Keppler konnte unter anderem schon bei „Blues Brothers“ Theatererfahrung sammeln; seither ist er sowohl auf als auch hinter der Bühne Teil des Naturtheaters. Die erste gemeinsame Regie-Erfahrung holten sich die Kepplers 2018 bei der Inszenierung von „Frühstück bei Tiffany“ – Hardy Keppler unterstützte seine Frau damals als Regie-Assistenz. Heute inszeniert das Ehepaar sozusagen auf Augenhöhe, und berät sich, wenn es sein muss, auch am Frühstückstisch – auf dem „kurzen Dienstweg“, wie Hardy Keppler sagt. „Klar, die Trennung von Privatem und Beruflichem beziehungsweise Hobby ist in diesem Fall nicht immer ganz einfach“, gibt Kerstin Keppler zu. „Trotzdem sind wir super zufrieden damit. Es ist schön, zu sehen, wie die Inszenierung Schritt für Schritt wächst.“
Wachsen tut das Stück nicht nur in der Probenphase. Auch während der eigentlichen Spielzeit verändert sich die Inszenierung stetig, nicht zuletzt aufgrund der Besetzungskonstellation. „Es gibt keine Aufführung mit der identischen Besetzung“, erzählt Kerstin Keppler. Da jede Rolle mindestens doppelt besetzt ist, gilt es für die Darstellerinnen und Darsteller, ihre eigene Rolle auf der Bühne zu beobachten. Zuschauen heiße in diesem Fall beileibe nicht, sich zurückzulehnen, sondern vielmehr aktiv mitzuarbeiten, die eigene Rolle zu studieren und ihr letztlich eine ganz persönliche Note zu geben. „Diese Entwicklung bei den Kindern zu beobachten, ist schon etwas Besonderes“, findet Hardy Keppler.