Kunstverein Heidenheim

Neue Ausstellung im Türmle: Kunst, die man sich keinesfalls über die Couch hängen würde

Im Türmle begegnen sich Kunst und Technik: Die neue Ausstellung des Heidenheimer Kunstvereins zeigt Objekte aus der Sammlung des Vorsitzenden Dr. Hans Peter Schiffer. Schön sind die nicht, findet er selbst.

Die Glühbirne oder die Zitrone – was war zuerst da? Wohl Letztere, wenn man Joseph Beuys’ Werk, die Capri-Batterie, so interpretieren möchte. Eine quietschgelbe Zitrone, die lediglich durch eine simple, schwarze Fassung mit einer opak-gelben Glühbirne verbunden ist und dadurch suggeriert, die Frucht versorge die Birne mit Strom. Es ist diese Verbindung von Kunst und Technik, welche die nächste Ausstellung des Heidenheimer Kunstvereins thematisiert.

Kunst und Technik also. Beim Kunstverein. Da wird der ein oder andere aufhorchen, schließlich lobt der Kunstverein gemeinsam mit der Firma Voith sowie der Hanns-Voith-Stiftung inzwischen alle zwei Jahre den „Preis für Kunst und Technik“ aus. Einer, der zwangsläufig eine Verbindung zwischen diesen Institutionen herstellt, ist Dr. Hans Peter Schiffer, ehemaliges Mitglied des Konzernvorstandes der Voith AG und heutiger Vorsitzender des Kunstvereins. Es ist Schiffers eigene Sammlung, die ab 30. August im Türmle ausgestellt wird.

Sammlung wurde bereits im Kunstmuseum Heidenheim gezeigt

2007 begann der Ingenieur Schiffer, Kunst zu sammeln, schon damals in Verständigung mit dem früheren Kunstmuseumsleiter Dr. René Hirner. „Wir haben uns damals fünf Jahre Zeit gegeben, Objekte zu sammeln. Danach wollten wir eine Ausstellung ausrichten“, erzählt Schiffer. Und die gab es auch. Im hiesigen Kunstmuseum, in Delmenhorst, in Mülheim an der Ruhr, auf Schloss Filseck in Göppingen. Und nun im Türmle.

Objekte internationaler Künstler, die sich mit Technik auseinandersetzen, werden zu sehen sein. Wo Technik aufhört und Kunst beginnt, lässt sich dabei für Hans Peter Schiffer relativ genau lokalisieren: Sobald es bei technischen Objekten nicht länger um die Funktion gehe, sondern um die Ästhetik und um deren Form – genau dann wecken sie Schiffers Interesse.

Dr. Hans Peter Schiffer, Vorsitzender des Kunstvereins. Foto: Rudi Penk

Das sind keine Kunstwerke, die man sich über die Wohnzimmercouch hängen würde.

Dr. Hans Peter Schiffer, Vorsitzender des Heidenheimer Kunstvereins

Ästhetik sollte dabei keinesfalls mit Schönheit verwechselt werden. „Das sind keine Kunstwerke, die man sich über die Wohnzimmercouch hängen würde“, findet der Kunstverein-Vorsitzende. „Das ist schön.“ „Das gefällt mir.“ Keinesfalls Voraussetzungen für eine Aufnahme in die Sammlung.

Seit der vorletzten Jahrhundertwende beschäftigt Technik zunehmend die Kunstszene. Der Auslöser dafür war kein Geringerer als der Fotoapparat, dessen Erfindung den bis dato gängigen Kunstbegriff revolutionierte. Die lange Tradition der Kunst, die reale Welt zweidimensional abzubilden, wurde von diesem Apparat übernommen und zwang Künstler zu neuen Formen, vornehmlich zur Abstraktion.

17.000 Euro für Joseph Beuys’ Capri-Batterie

Die Ausstellung mit ausgewählten Stücken der Sammlung Schiffer zeigt etliche Arbeiten mit einer Sicht der Künstler auf Technik, die nicht an Funktion gebunden ist: Das Ingenieur-Produkt muss funktionieren, der Künstler kann es in vielfältiger künstlerische Form kommentieren. Auch Beuys‘ Multiple Capri-Batterie, die 1985 mit einer Auflagenhöhe von 200 Exemplaren erschienen ist, wird im Türmle vertreten sein.

Rund 17.000 Euro hat Hans Peter Schiffer seinerzeit der Erwerb der Capri-Batterie gekostet – wohl der höchste Betrag, der bis heute für eines der Exemplare geboten wurde. Überhaupt sind sämtliche Stücke der Sammlung über Auktionen in den Besitz Schiffers gekommen. Wer dabei das Bild einer klassischen Auktion samt Gebotsabgabe per Schild oder Handzeichen vor Augen hat, liegt jedoch daneben. Auktionen, auch für Kunstobjekte, finden zunehmend virtuell statt. „Technik zu sammeln ist heute nur dank des Internets möglich“, erklärt der Kunstverein-Vorsitzende.

Vernissage im Heidenheimer Türmle am 30. August

Zu sehen gibt es die Sammlung Schiffer im Türmle ab Freitag, 30. August. Die Ausstellung wird an diesem Tag mit einer Vernissage ab 19 Uhr eröffnet. Der Besuch des Türmles ist in Verbindung mit einer Führung möglich, diese finden immer samstags ab 11.30 Uhr sowie mittwochs ab 16 Uhr statt. Die Ausstellung endet am Samstag, 12. Oktober, mit der Heidenheimer Museumsnacht.

Parallel dazu läuft im Schlossmuseum die Mitgliederausstellung des Kunstvereins von Freitag, 20. September, bis Sonntag, 20. Oktober.

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