Neue Ausstellung "Metamorphosis": Wie der Mensch Naturräume verändert
Schon die amerikanischen Ureinwohner hatten ein Faible für sie. Archäologen auch. Die Polizei ganz besonders. Die Rede ist von Spuren. Rainer Zerback ist ebenfalls auf der Suche nach ihnen. Er interessiert sich jedoch weniger für Pfotenabdrücke, Mumien oder Haarproben. Der Künstler hat sein Auge auf zivilisatorische Hinterlassenschaften unserer Zeit geworfen. Seine Erkenntnisse hält er in Fotografien fest. Das aktuelle Projekt "Metamorphosis" präsentiert Zerback derzeit im Kunstmuseum Heidenheim.
Seine Reise führte Zerback mehrfach auf die Schwäbische Alb, auch das Eselsburger Tal wurde Teil der Fotoserie. In ihr geht es um Tradition und Innovation – und die deutsche Landschaft, die dazwischen liegt. Mit seiner Kamera erkundet der Künstler aus Ludwigshafen Regionen, deren Gesichter sich durch den Strukturwandel im Wandel befinden.
Dabei stellt Rainer Zerback gerne zwei Motive gegenüber: So etwa eine Fotografie, die einen Solarpark zeigt, und ein Motiv, auf dem ein Acker zu sehen ist. "Einen Acker erwartet man hier auf der Schwäbischen Alb ja", findet Kunstmuseumsleiter Marco Hompes. "Er wird als natürliche Nutzung wahrgenommen, dabei ist er genauso menschengemacht wie der Solarpark."
Obwohl die entstandenen Bilder aus "Metamorphosis" praktisch überall hätten entstehen können und sich bisweilen bewusst einer konkreten Lokalisierung entziehen, stellt die Alb ein Paradebeispiel für einen tiefgreifenden und durchaus erfolgreichen Strukturwandel dar. Eine ehemals eher ärmliche Gegend ist heute Heimatort weltweit führender Industrien und sogenannter "Hidden Champions".
Rainer Zerback: objektiver Blick, aber auch Manipulation
Damit diese Arbeitskräfte anziehen und gleichermaßen halten können, verändern Unternehmen aktiv das Landschaftsbild. Freizeit, Mobilität, Natur und auch Tradition werden für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit der Wahl ihres Arbeitsplatzes immer wichtiger. Die daraus resultierenden Modernisierungsprozesse sind überall auf der Alb erkennbar – Rainer Zerback macht sie sichtbar.
Häufig sind Menschen auf den Fotografien gar nicht zu sehen, lediglich die Spuren, die sie zurücklassen. Die Motive des Künstlers entstehen fast immer mithilfe eines Hochstativs. "Man kann dadurch viel sehen, erhält aber keine Draufsicht", erläutert Hompes. Zerback wolle sich ein gewisses Maß an Neutralität und Objektivität bewahren – aber nicht zu hundert Prozent. Denn Dokumentation ist nicht das oberste Ziel. "Zerback greift manchmal auch ein und manipuliert das Bild bewusst", so Hompes.
Fürs Kunstmuseum Heidenheim erstmals ausgewählt
Das Eselsbuger-Tal-Motiv zeigt etwa zahlreiche Menschen, die Freizeitaktivitäten nachgehen. Die Fotografie, die den Titel "Climbing" trägt, soll Dichte und Leere im Bild in Balance bringen. Ihre unterschwellige Kritik kommt erst bei genauerer Betrachtung an die Oberfläche. Denn während das Foto auf den ersten Blick dokumentarisch wirkt, wird später klar, dass hier mehrere Aufnahmen überlappt wurden. Der Einfluss des Menschen auf fotogene Naturräume, er hat stets zwei Seiten. Die Tourismusbranche erfreut sich daran, ebenso Unternehmen, die ihren Angestellten einen lebenswerten Wohnort liefern wollen. Nur die Idylle des Ortes, hier die Steinernen Jungfrauen, die stören sich mitunter an dem Menschen.
Eigentlich ist "Metamorphosis" noch im Entstehen, die Verwandlung ist sozusagen noch nicht abgeschlossen. "Als ich die Werke gesehen habe, war gleich klar, dass ich sie für das Kunstmuseum haben wollte", erzählt Marco Hompes. Für das Heidenheimer Museum traf Rainer Zerback erstmals eine Auswahl aus den bisher entstandenen Aufnahmen.
Zwei neue Ausstellungen im Kunstmuseum Heidenheim
Die beiden neuen Ausstellungen „Der Ursprung der Kunst“ und „Metamorphosis“ im Heidenheimer Kunstmuseum gibt es ab sofort und bis Sonntag, 5. November, zu sehen.
Das Kunstmuseum ist dienstags sowie donnerstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Mittwochs hat das Museum von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Montags ist es geschlossen.