Wer in Heidenheim einen Termin im Bürgeramt digital bucht, um einen neuen Reisepass oder einen Personalausweis zu beantragen, dem wird folgender Hinweis angezeigt: „Bitte beachten Sie, dass ab dem 01. Mai 2025 zur Beantragung von (vorläufigen) Personalausweisen und (vorläufigen) Reisepässen ausschließlich digitale Lichtbilder benötigt werden. Bitte suchen Sie frühzeitig vor Ihrem Termin im Bürgeramt einen zertifizierten Fotografen auf.“ Wie man einen solchen Anbieter mit zertifizierter Software in der Nähe finden kann, dafür wird auf folgenden Link verwiesen: https://alfo-passbild.com/fotograf-in-der-naehe/.
Bei Eingabe der Heidenheimer Postleitzahl spuckt die Suche vier Anbieter im Landkreis im Umkreis von 20 Kilometern aus: In Heidenheim sind das Photo Porst am Wedelgraben und Foto-Becker an der Olgastraße, in Giengen Optik Akustik Bollens an der Marktstraße und Foto Expert an der Langen Straße. Auch die Drogeriemarktkette DM wirbt in einer Pressemitteilung damit, dass sie diesen zertifizierten Service ab Mai anbietet – auch wenn es laut Berichten der Bild-Zeitung kritische Stimmen vonseiten der Belegschaft gibt. Denn fotografieren darf nur, wer sich vorher mit dem Personalausweis und der dazugehörigen Pin legitimiert.
Gesetzesänderungen und ihre Auswirkungen
Für Bürgerinnen und Bürger heißt diese Gesetzesänderung aber auch: Passfotos auf Papier, wie sie bisher vorgelegt werden mussten, sind ab Mai nicht mehr erlaubt. Mit dem Passfoto aus dem Automaten kommt man nicht mehr an einen neuen Ausweis. Wer nun denkt, er könne einfach per E-Mail ein selbst aufgenommenes Handyfoto an sein Bürgeramt schicken, hat ebenfalls Pech. Denn übertragen werden kann nur noch mit zertifizierter Software.
Warum diese Neuerung? Ulrich W. Becker vom gleichnamigen Fotostudio verfolgt die Geschichte schon seit 2020, als das Innenministerium das „Gesetz zur Stärkung der Sicherheit im Pass-, Ausweis- und ausländerrechtlichen Dokumentenwesen“ auf den Weg brachte. Einiges daraus, wie etwa die Speicherpflicht von zwei Fingerabdrücken im Chip des Ausweisdokuments, ist bereits in Kraft. Der Teil mit den digitalen Fotos brauchte jedoch einen längeren Anlauf.
Hintergrund der Sicherheitsmaßnahmen
Hintergrund dieser Änderung ist, dass die Gefahr von Fälschungen und Manipulationen – unter anderem durch das sogenannte Morphing – verhindert werden soll. Denn genau das war einem Hamburger Computerclub kurz vor der Gesetzesinitiative gelungen, erzählt Becker. Die Programmierer hatten aus zwei Personen fotografisch eine gemacht und versucht, mit diesem Passbild unter falschem Namen einen Pass zu beantragen.
Becker ist Mitglied im Verwaltungsrat von Ringfoto, einer Gemeinschaft von 1500 Fotohändlern in Deutschland, die einen Verlust eines wichtigen Geschäftsstandbeins befürchteten. „Mehr als die Hälfte unseres Rohertrags wird mittlerweile durch Passfotos generiert“, sagt Becker. Beim Verkauf von Kameras seien die Gewinnspannen niedriger geworden. „Alles, was wir an Dienstleistung anbieten, bringt uns nicht nur Ertrag, sondern auch wichtige Kundenfrequenz“, begründet Becker, warum die 1500 Händler die Idee des Innenministeriums nicht gut fanden, sämtliche deutschen Passämter mit automatischen Fotosäulen auszustatten und nur noch diese Art von Passbildfotografie zuzulassen. Die damalige Bundesregierung lenkte ein und entwickelte ein zertifiziertes Cloudsystem.
Mit QR-Code statt Papierfoto zum Heidenheimer Bürgeramt
Nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch fachlicher Sicht findet Becker diese Automaten nicht unproblematisch. Zum einen erzeuge ein Blitz, wenn er frontal auf das Gesicht treffe, ungewollte Spiegelungen. Zudem funktioniere der Automat nicht bei Menschen, die kleiner als 1,30 Meter sind – also bei Kindern oder etwa bei Behinderten im Rollstuhl. Und nicht zuletzt erkenne der Automat andere Hautfarben als weiß nicht gut.
Und so funktioniert die Passbildfotografie im Studio ab 2. Mai: Die Fotografen loggen sich über ihren Personalausweis in die Bundes-Cloud ein und laden die Passfotos verschlüsselt dort hoch – diese werden dort auch gleich geprüft, ob sie den biometrischen Anforderungen entsprechen. „Dadurch kann genau nachvollzogen werden, wer die Aufnahme gemacht hat“, so Becker. Der Nachteil: Nachbearbeiten in Form von Aufhellen oder Abdunkeln oder das Entfernen von temporären Merkmalen wie etwa einer Hautunreinheit ist dann nicht mehr möglich. „Wer an diesem Tag einen Pickel hat, hat Pech gehabt.“ Die Kundinnen und Kunden bekommen eine Art QR-Code, der sechs Monate lang gültig ist und den sie bei der Passbehörde – beziehungsweise in Heidenheim beim Bürgeramt – vorlegen. Die Behörde lädt das Foto darüber aus der Cloud herunter.
Künftig, so Becker, soll der Code auch für andere Behörden – etwa für den Führerschein oder bei Krankenkassen – verwendet werden können, doch so weit sei man noch nicht.
Heidenheimer Rathaus bekommt Fotosäule
Ob das neue System funktioniert, könne man nicht testen, denn es werde erst ab Mai freigeschaltet. Deshalb werde er am 2. Mai gleich morgens einen Testlauf starten und mit dem eigenen Passbild per QR-Code beim Bürgeramt in Heidenheim vorstellig werden.
Die Fotosäulen bei den Rathäusern werden dennoch kommen: „Die Stadt Heidenheim wird von der Bundesdruckerei Self-Service-Geräte erhalten, an denen die Antragstellenden selbst die Fotos erstellen können. Die Geräte wurden aber bisher noch nicht geliefert“, teilt Pressesprecherin Maja Jochem mit.
Ausnahmen und Kosten
Offiziell gilt die neue Regelung für digitale Passbilder ab dem 1. Mai 2025. Allerdings soll bis zum 31. Juli eine Übergangsregelung gelten. Demnach können Ämter laut Bundesinnenministerium in diesem Zeitraum unter Umständen noch Papierfotos als Passbilder für den Personalausweis akzeptieren – allerdings nur als Ausnahme. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn eine Bürgerin oder ein Bürger im April ein Foto von sich machen lässt, aber erst im Mai den Termin zur Beantragung des Ausweises hat.
Wie die Ausweisstelle im Heidenheimer Rathaus mit den Ausnahmen verfahren wird, diese Antwort gibt es erst nach Ostern. Ebenso bleibt die Frage offen, wie viel ein digitales Foto an der Fotosäule kosten wird. Aktuell werden laut Homepage der Stadt folgende Gebühren erhoben: Beim Personalausweis zahlt eine antragstellende Person unter 24 Jahren 22,80 Euro, alle älteren Personen 37 Euro. Teurer ist ein Reisepass, wobei die Gebühr variiert je nach Seitenzahl des Passbuches. Bei 32 Seiten liegen die Kosten für unter 24-Jährige bei 37,50 Euro, ab 24 Jahren bei 70 Euro.