Er ist ein Polizist, der den Beruf in vielen Facetten kennt und jahrelange Erfahrung mitbringt, nun hat er eine wichtige Leitungsfunktion übernommen: Josef Veser ist seit November 2024 Chef des Polizeipräsidiums Ulm, zu dem auch Heidenheim gehört. Es ist ihm wichtig, nicht nur der Polizeipräsident von Ulm zu sein, sondern ebenso der von Heidenheim, dem Filstal oder Biberach.
Deshalb bittet er auch nicht zur Audienz nach Ulm, sondern macht einen Besuch in der Redaktion der HZ, ist am gleichen Tag auch auf dem Revier in Heidenheim, besucht die Baustelle des Polizeigebäudes in der Karlstraße, bespricht sich im Rathaus mit Oberbürgermeister Michael Salomo und trifft Holger Sanwald und Petra Saretz beim FCH.
Vertrauen in die Polizei herstellen
Wenn er ein zentrales Ziel seiner Arbeit bei der Polizei benennen sollte, wäre es dieser Satz: „Ich will, dass die Menschen sich sicher fühlen“, sagt Josef Veser. Und diesen Zustand könne man nicht allein mit Statistiken herstellen, sondern vor allem mit Vertrauen. Das Vertrauen in die Polizei, aber auch der Respekt vor den Beamtinnen und Beamten auf der Straße ist bei manchen Menschen verschwunden, das ist mittlerweile eine bekannte Tatsache.
Der Respekt hat allgemein gelitten.
Josef Veser, Polizeipräsident
„Der Respekt hat allgemein gelitten“, konstatiert Josef Veser und meint damit auch den Umgang miteinander in der Gesellschaft. Bei Einsätzen findet er es besonders schlimm, wenn Rettungskräfte angegriffen werden: „Wir bei der Polizei investieren sehr viel ins Einsatztraining, wir sind vorbereitet“, sagt er. Anders sei dies, wenn etwa Rettungssanitäter das Ziel von Angriffen werden, das findet Veser besonders schlimm.
Ein relativ sicherer Landkreis
Einen Kriminalitätsschwerpunkt im Landkreis Heidenheim kann der Polizeipräsident nicht benennen, die Zahlen seien in keiner Weise auffällig oder beunruhigend. Die Rockerkriminalität, die vor einigen Jahren im Landkreis noch eine Rolle gespielt hat, sei abgeflaut. „Es ist ruhig geworden und das soll auch so bleiben“, meint der Polizeipräsident zu diesem Thema. Bei anderen Fallzahlen wie etwa Schwarzfahren oder Ladendiebstählen verweist Veser auf externe Faktoren, die zum Ansteigen der Fälle führen können: „Wenn verstärkt kontrolliert wird, steigen auch die Zahlen“, sagt er.
Die Polizei muss ganz klar wissen, was richig oder falsch ist.
Josef Veser, Polizeipräsident
Dies gelte auch für die Drogenkriminalität, die genau dann mehr in der Statistik auftaucht, wenn die Polizei verstärkt ermittelt. Auf diesem Gebiet habe im vergangenen Jahr das Cannabisgesetz die Arbeit der Polizei verändert, sagt Josef Veser. Anfangs sei aufgrund von Unschärfen in der Formulierung des Gesetzes teilweise nicht klar gewesen, wie sich die rechtliche Situation darstellt. So war etwa das Rauchen von Joints „in Sichtweite von Schulen“ verboten, wobei es für den Polizeibeamten vor Ort dann ein Problem darstelle, wenn die Sichtweite nicht klar definiert sei. „Die Polizei muss ganz klar wissen, was richtig oder falsch ist“, so Veser.
Beim Fußball läuft alles richtig
Ein anderes wichtiges Thema in Heidenheim ist der Fußball, der bei Heimspielen größere Einsätze der Polizei erfordert. Josef Veser ist an dieser Stelle voll des Lobes: „Heidenheim hat professionelle, gefestigte Strukturen“, sagt er. Damit meint er den Verein an sich, aber auch das Fanprojekt und das Sicherheitskonzept im Stadion. „In Heidenheim gibt es große Bemühungen, damit alles friedlich abläuft“, urteilt Veser, der selbst auch schon Einsätze rund um die Voith-Arena geleitet hat. Deshalb gebe es in Heidenheim auch keine Hochrisikospiele. „Wir haben viel Aufwand, aber der zahlt sich auch aus“, so der Polizeipräsident. Im Vergleich sei die Situation bei Fußballspielen in Ulm deutlich schwieriger.
In Heidenheim gibt es große Bemühungen, damit alles friedlich abläuft.
Josef Veser, Polizeipräsident
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Mitte Januar, wonach die Bundesländer nun Mehrkosten bei Hochrisikospielen den Vereinen in Rechnung stellen dürfen, findet Veser gut: „Endlich gibt es Klarheit“, freut er sich. Er weist darauf hin, dass die Regelung ja nur bei Hochrisikospielen gelte. „Die Chance ist, dass die Vereine dadurch motiviert werden, im Vorfeld darauf hinzuwirken, die Situation zu entschärfen“, meint er.
Ein zentraler Ort für die Polizei in Heidenheim
Bezüglich der räumlichen Situation der Polizei in Heidenheim stehen große Veränderungen bevor: Das frühere Kripo-Gebäude an der Karlstraße wird derzeit saniert, Anfang 2026 soll das Polizeirevier aus der Schnaitheimer Straße 14 dorthin umziehen. „Es gefällt mir gut, dass wir dann an einem zentralen Ort Revier und Kriminalpolizei auf einem Areal haben“, sagt Veser. Schon vor mehr als zehn Jahren, als er im Innenministerium tätig war, sei diese Idee entwickelt worden, erinnert er sich. Auch damals seien die Räume des Polizeireviers sanierungsbedürftig gewesen. Nun endlich sollen sich die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter vor Ort verbessern. „Die Beamtinnen und Beamten bekommen dann einen Arbeitsplatz, für den sie sich nicht schämen müssen“, sagt er.
Zur Person
Josef Veser wurde 1963 geboren und trat 1985 in den Polizeidienst ein. 1994 erfolgte der Aufstieg in den gehobenen Dienst, 2005 in den höheren Dienst. Von 2008 bis 2016 war Veser im Stuttgarter Innenministerium tätig, wo er auch an der Polizeireform mitgearbeitet hat. 2017 übernahm er beim Polizeipräsidium Ulm die Leitung der Direktion Polizeireviere. Von 2020 bis 2022 war er an der Hochschule für Polizei, als Vizepräsident und Leiter des Instituts für Ausbildung und Training tätig, bevor er zum Polizeipräsidium Ulm als Polizeivizepräsident und Leiter des Führungs- und Einsatzstabes zurückkehrte. Veser lebt in Munderkingen, ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.