Neuer Standort fürs Heidenheimer Küferfest steht fest
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Nicht zu vergessen: wann und wo. Mit Blick aufs Küferfest herrscht diesbezüglich mittlerweile Klarheit. Nachdem die Veranstaltung coronabedingt in den vergangenen beiden Jahren ausfiel, findet sie nun vom 10. bis 14. August auf dem Eugen-Jaekle-Platz statt.
Das Küferfest fügt sich damit in die Reihe der Feierlichkeiten, die nach einer Zwangspause wieder über die Bühne gehen. Allerdings kann das nicht am angestammten Platz geschehen, weil wegen der demnächst startenden Sanierung des Rathauses die davor liegende Fläche mehrere Jahre lang nicht genutzt werden kann.
Auf der Suche nach einer Alternative geriet auch Schloss Hellenstein mitsamt dem Rittersaal ins Blickfeld. Allerdings war laut Ruven Becker, dem Standortmarketing-Manager der Stadt Heidenheim, alsbald klar, dass dort die Nachteile den Vorzug des Ambientes überwiegen.
Im Zuge der laufenden Sanierungsarbeiten am Mauerwerk hat der Untergrund stark gelitten und müsste nun zunächst provisorisch eingeebnet und geschottert werden. Hinzu kommen die eingeschränkte Erreichbarkeit durch Verkaufswagen sowie die bekannten infrastrukturellen Mängel, vor allem hinsichtlich Frisch- und Abwasser.
Andere Voraussetzungen bei Opernfestspielen
Die Opernfestspiele seien weitaus weniger vom Zustand des Terrains betroffen, so Becker, da die Bühne auf Füßen ruhe und für das Publikum eine Tribüne aufgebaut werde.
Der Brenzpark fiel aufgrund der Entfernung zur Innenstadt, möglicher Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen wie dem Open-Air-Kino und der Angst vor Beschädigungen der Parkanlage ebenfalls durch. Und gegen die Georges-Levillain-Anlage sprach nicht zuletzt die vorhandene Infrastruktur.
Auch Handel und Gastronomie sollen profitieren
So blieb aufgrund des Platzbedarfs am Ende nur der Eugen-Jaekle-Platz als innenstadtnahe Fläche. Für sie spricht aus Warte der Verwaltung insbesondere die zentrale Lage und Erreichbarkeit. Hinzu komme, dass Handel und Gastronomie profitieren könnten.
Außerdem sorgten in den Abendstunden die Lampionketten in der Fußgängerzone für ein besonderes Flair, soll das Küferfest doch bis in die nördliche Hauptstraße hineinreichen, um genügend Platz für die Besucher garantieren zu können; in der Vergangenheit waren es bis zu 30.000.
Verkaufsstände rahmen den Platz ein
Die Stände und Wagen der Beschicker sollen den Platz einrahmen, auf dem die zentrale Bühne, Holzpergolen, Tische und Bänke aufgestellt werden.
Sämtliche Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses sprachen sich für das Konzept aus, allerdings wurden auch Bedenken laut. Dr. Waltraud Bretzger (CDU/FDP-Fraktion) brachte den Sicherheitsaspekt aufgrund der Lage direkt an der Bundesstraße ebenso zur Sprache wie den Schutz der Anlieger vor übermäßigem Lärm.
Musik nur bis Mitternacht
Becker verwies darauf, dass Personal im Einsatz sein werde, um gefährlichen Begegnungen zwischen Festbesuchern und Verkehr vorzubeugen. Um die Anwohner nicht über Gebühr zu belasten, bestimmt der Vertrag mit Kai Motzygemba, der das Küferfest als Geschäftsführer der Firma 365 Events GmbH im Auftrag der Stadt veranstaltet, die Musik auf den Zeitraum zwischen 17 und 24 Uhr zu beschränken.
Der Befürchtung von Christoph Weichert (Freie Wähler), viele Gäste könnten sich auf dem nahen Schlossberg erleichtern, soll durch eine ausreichend große Zahl von WC-Containern an diversen Stellen begegnet werden.
Umzug ist keine einmalige Sache
Da sich die Bauarbeiten in verschiedenen Bereichen des Schloss-Areals voraussichtlich noch über mehrere Jahre erstrecken werden, soll der Umzug des Küferfests auf den Jaekle-Platz keine einmalige Sache sein. Becker zufolge ist aus Gründen der Planungssicherheit für alle Beteiligten zunächst einmal der Zeitraum bis einschließlich 2026 ins Auge gefasst. Bis dahin soll es zu keinen Überschneidungen mit der bevorstehenden Innenstadtsanierung kommen.
Die auf fünf Jahre angelegte Vereinbarung zwischen Stadtverwaltung und Motzygemba sieht einen Zuschuss in Höhe von jeweils 6000 Euro vor. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Kosten für das kulturelle Rahmenprogramm, Veranstaltungstechnik, Werbung und Personal nicht ausschließlich über die Standgebühren gedeckt werden können.
Gleichzeitig spricht sich die Stadtverwaltung gegen eine Veranstaltung mit Eintrittsgeld aus. Heuer wird der Betrag mit Zustimmung der Ausschussmitglieder einmalig auf 10.000 Euro erhöht. Rechnung getragen werden soll damit der späten Planungssicherheit für den Veranstalter, dem dadurch bereits Kosten entstanden sind, der erforderlichen Überarbeitung des Veranstaltungskonzepts und der pandemiebedingt schwierigen Suche nach Sponsoren.
Das sagt der Veranstalter des Heidenheimer Küferfests zum neuen Standort
Auf der Homepage des Küferfests wirbt Veranstalter Kai Motzygemba mit der gemütlichen Atmosphäre auf Schloss Hellenstein. Diesen Passus muss er jetzt abändern, allerdings kann er auch mit dem Eugen-Jaekle-Platz als neuem Standort gut leben: „Es ist die beste Alternative in Heidenheim“, sagt er auf Anfrage, „und ich freue mich darüber, dass die Mitglieder des Gemeinderats die Entscheidung einstimmig getroffen haben. Es ist einfach ein sehr wichtiges und beliebtes Fest in Heidenheim.“
Übermäßigen Verkehrslärm von der Bundesstraße befürchtet er nicht, hänge Vieles doch von der Ausrichtung der Bühne und der Sitzgelegenheiten ab. Der exakte Plan werde ebenso wie ein Sicherheitskonzept noch gemeinsam mit der Stadtverwaltung erarbeitet.
Sicher zeigt sich Motzygemba, die Mindestzahl von 18 Standbetreibern auf jeden Fall wieder zu erreichen. Ein Großteil der in der Vergangenheit vertretenen Händler und Gastronomen habe sich schon angemeldet, „und es ist natürlich toll, wenn Winzer sagen, dass sie zugunsten von Heidenheim andere Termine abgesagt haben, weil nach Stuttgart das Küferfest für sie die zweitwichtigste Veranstaltung ist“.