Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) hat kein Verständnis für den Warnstreik, an dem sich am 22. Januar auch das Fahrpersonal der Heidenheimer Verkehrsgesellschaft (HVG) beteiligt. In einer Stellungnahme beklagt der WBO, die Arbeitgeber sollten im laufenden Tarifkonflikt offenbar erpresst werden.
Wie berichtet, hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Fahrerinnen und Fahrer der HVG aufgerufen, nach dem Warnstreik vom 9. Januar auch am Mittwoch, 22. Januar, die Arbeit niederzulegen. Betroffen davon sind die Stadtverkehre in Heidenheim und Giengen. Der WBO spricht von überzogenen Streikaktionen, die die Tarifrunde massiv belasteten. Leidtragende seien vor allem Pendler und Schüler. Angesichts dessen sei dem Verband an einer baldigen Lösung gelegen, „schließlich fühlt man sich arbeitgeberseitig für die ÖPNV-Nutzer verantwortlich“.
Positionen liegen weit auseinander
Noch aber scheinen die Verhandlungspositionen sehr weit auseinanderzuliegen. Verdi fordert neun Prozent mehr Entgelt und monatlich 100 Euro mehr für die Auszubildenden bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie zusätzliche freie Tage für Gewerkschaftsmitglieder. WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg nennt das angestrebte Lohnplus angesichts einer Preissteigerungsrate von derzeit rund zwei Prozent „schlichtweg unseriös“.
Horst Windeisen, Verhandlungsführer des WBO, findet ebenfalls deutliche Worte in Richtung der Gewerkschaft: „Hören Sie auf mit dieser unverantwortlichen Machtdemonstration auf dem Rücken der Fahrgäste.“ Streik könne immer nur das allerletzte Mittel sein. Eine Annäherung werde nur am Verhandlungstisch gelingen.
Verdi lehnt Angebot der Arbeitgeber ab
Für „nicht verhandlungsfähig“ hält Maria Winkler, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Ulm-Oberschwaben, ihrerseits das bislang auf dem Tisch liegende Angebot des WBO, mit dem dieser am 15. Januar in die zweite Verhandlungsrunde gegangen war. Es sieht bei einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten eine dynamische Lohnerhöhung vor, die die Inflation nicht übersteigt. Die parallel zur Tarifrunde laufenden Verhandlungen über eine betriebliche Altersvorsorge müssten in die finanzielle Lohnrunde einfließen. Extrazugeständnisse für Gewerkschaftsmitglieder lehnt der Verband ab, um keine „Zweiklassengesellschaft“ entstehen zu lassen.
Auf den jüngsten Warnstreikaufruf reagierte der WBO mit dem Hinweis, bereits vier Tarifverträge mit Verdi abgeschlossen zu haben, ein weiterer liege der Gewerkschaft im Entwurf vor. Das private Busgewerbe im Land bekenne sich zu dieser Partnerschaft, was sich auch an der Entlohnung ablesen lasse. So erhielten Berufskraftfahrer 21,46 Euro Grundlohn pro Stunde und damit 67 Prozent mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Zuschläge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld eingerechnet, verdiene ein Busfahrer zwischen 45.000 und 50.000 Euro im Jahr. Bereits nach den Verhandlungen 2023/2024 seien die Löhne um 14 Prozent angehoben worden, wohingegen die Inflation nur acht Prozent betragen habe, so der WBO in seiner Mitteilung.
Die dritte Verhandlungsrunde zwischen Verdi und WBO ist geplant für Freitag, 31. Januar.
Diese Linien werden bestreikt
Der Warnstreik der HVG am Mittwoch, 22. Januar, betrifft im Heidenheimer Stadtverkehr die Linien 1, 2, 3, 4, 5, 6, 6a, 7 und 7a. Hinzu kommen die Linie 65 im Giengener Stadtverkehr und die Linien 60, 61, 62, 63, 64 und 68 im Regionalverkehr. Gleiches gilt für jene Schul- und Schulsportfahrten, die normalerweise die HVG abwickelt.