48-Jähriger auf dem Schulhof

Nach Panik-Post in sozialen Medien: Was wirklich vor der Heidenheimer Schule am Brenzpark geschah

Am Montag verbreitete sich in sozialen Netzwerken die Warnung vor einem Mann, der angeblich versucht hatte, ein Kind vor dem Kinderhaus am Heidenheimer Brenzpark zu entführen. Erst im Lauf des Dienstags wurde der tatsächliche Ablauf der Ereignisse im Umfeld von Schule und Kita bekannt:

Kreise bis über die Stadt Heidenheim hinaus zog eine Nachricht, die in sozialen Netzwerken am Montag massiv verbreitet wurde: Darin war das Bild eines Mannes zu sehen, der am Montagvormittag laut der Nachricht versucht haben soll, einer Mutter vor dem Kinderhaus am Brenzpark ihr Kind aus dem Arm zu reißen. Der mit einem schwarzen Kapuzenpulli bekleidete Mann ist auf dem Bild von hinten fotografiert, dreht aber den Kopf zum Betrachter und ist damit gut zu erkennen. Was sich hinter der Geschichte verbirgt, war zunächst nicht herauszufinden, da die Polizei auf eine Anfrage der Heidenheimer Zeitung erst sehr spät reagierte.

Ein offenbar verwirrter 48-jähriger Mann

Tatsächlich gab es am Montagmorgen gegen 8 Uhr einen Vorfall, als ein Paar sein Kind in den Kindergarten am Brenzpark brachte: Der Mann wartete im Auto, während die Frau mit dem Kind zum Kindergarten ging. Laut einem Sprecher der Polizei in Ulm kam dann ein offenbar verwirrter 48-jähriger Mann hinzu, der versuchte, das Kind an der Hand zu nehmen. Der Vater, der im Auto saß, sei ausgestiegen und habe den Mann angeschrien, der daraufhin in Richtung Härtsfeldstraße davonging.

Um 9.10 Uhr tauchte derselbe Mann wieder auf dem Schulhof der neben dem Kindergarten liegenden Schule am Brenzpark auf. Aufgrund seines seltsamen Verhaltens verständigte ein Lehrer die Polizei. Der Mann habe unter anderem versucht, einem Kind den Schulranzen wegzunehmen. Die Polizei nahm die Personalien des 48-Jährigen auf und erteilte ihm einen Platzverweis. Von dem Vorfall am Morgen war den Polizeibeamten zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt.

Kein strafbares Verhalten

Hinsichtlich beider Vorfälle beschreibt der Polizeisprecher das Verhalten des Mannes als nicht normal und angemessen, jedoch habe er sich nicht strafbar gemacht. Von einer versuchten Entführung, wie in den sozialen Medien behauptet wurde, könne nicht die Rede sein.

Werner Weber, Rektor der Schule am Brenzpark, kannte den Mann schon vor den Ereignissen. „Er läuft hier öfter vorbei, wir haben eben einen Schulhof, durch den ein öffentlicher Weg führt“, sagt der Rektor. Der Mann habe psychische Probleme, worauf sein seltsames Verhalten zurückzuführen sei. Er habe am Montag selbst versucht, mit dem Mann zu reden, habe aber gar nicht zu ihm durchdringen können. Seine Schülerinnen und Schüler wüssten alle Bescheid und seien angehalten, sich an die Lehrkräfte zu wenden, wenn der Mann sich komisch verhalte. Weber ist sich aber sicher: „Von ihm geht keine unmittelbare Gefährdung aus.“

Eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte

Bereits am späten Montagabend hatte die Polizei darauf hingewiesen, dass es keine Hinweise auf eine versuchte Entführung gebe und man es unterlassen solle, die Nachricht weiterzuverschicken – zumal dies eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Person darstelle. In den Kommentaren in sozialen Netzwerken zu dieser Mitteilung der Polizei herrschte dennoch Unverständnis darüber, dass „ein potenzieller Täter geschützt wird“ und „immer erst etwas passieren muss.“ Manche Kommentatoren halten Selbstjustiz für gerechtfertigt, um Kinder vor angeblichen Gefährdungen zu schützen.

Die Hysterie, die am Montag entstanden ist, macht Werner Weber große Sorgen, er spricht in diesem Zusammenhang auch von einem Fehlverhalten der Eltern. Die Schülerinnen und Schüler habe er darauf hingewiesen, dass sie den Mann nicht fotografieren und keine Bilder von ihm posten dürfen. Von wem die Nachricht stammt, die sich so massiv verbreitet hat, kann er nicht nachvollziehen.

Bei verdächtigem Verhalten die Polizei verständigen

Die Stadt Heidenheim, die Träger des Kindergartens am Brenzpark ist, weist darauf hin, dass das Betreuungspersonal in allen städtischen Kitas geschult sei. Kinder würden beim Abholen nur an Erziehungsberechtigte oder von diesen benannte Vertrauenspersonen übergeben. Eltern und Passanten werden von der Stadt gebeten, umgehend den Notruf zu wählen und die Polizei hinzuzuziehen, falls sie etwas Verdächtiges im Umfeld von Kitas und Schulen beobachten.

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