Ladys Night im Kunstmuseum

Warum sich 70 Frauen für Picasso im Kunstmuseum Heidenheim interessierten

Der Künstler Pablo Picasso und die Frauen - ein komplexes Thema. Dem sich die Besucherinnen des Kunstmuseums bei einer "Ladys Night" gemeinsam mit Museumsleiter Marco Hompes annäherten.

Warum sich 70 Frauen für Picasso im Kunstmuseum Heidenheim interessierten

Fröhliche Gespräche, lautes Lachen, Gläserklirren. Das waren die Geräusche, die in dieser Woche im Heidenheimer Kunstmuseum zu hören waren. Dort waren ausschließlich Frauen zu Besuch. Und dies aus gutem Grund. Der Förderverein Kunstmuseum hatte angesichts der aktuellen Ausstellung von Hannah Cooke "How to face Picasso", in der das Thema Picasso und die Frauen thematisiert wird, zu einer "Ladys Night" eingeladen. Mit Erfolg: Rund 70 Frauen interessierten sich dafür, mehr über Picasso und seine Beziehung zu Frauen, aber auch über die Geschlechterrollen in der Kunst generell zu lernen. Begrüßt wurden die Besucherinnen der neuen Vorsitzende des Fördervereins, Petra lange, bevor Museumsleiter Marco Hompes in die Ausstellung und ins Thema einführte. Hompes erläuterte, dass Picasso zwar weltweit ausgestellt ist, es jedoch außer in Heidenheim nur noch in New York eine Ausstellung gibt, die auch auf die Schattenseiten des berühmten spanischen Künstlers eingehen. Auch sei die Kunst der aktuell ausgestellten Künstlerin, Hannah Cooke, schon immer sehr feministisch geprägt war.

Fünf rote Fahnen aus Stoff

In Gruppen ging es durch die Ausstellung. Die Führung begann an einer Wand, an die alle Werke aus dem Kunstmuseum von Picasso hängen. Die restlichen Wände waren bis auf die Nägel und dunkle Ränder von den Werken leer. Und das Ziel der Künstlerin Hannah Cooke. Sie wollte, dass man die Spuren von den Werken nicht beseitigt, sondern sieht. Dazu gestaltete sie fünf rote Fahnen, sogenannte „Red Flags“. Dieses Wort kann man mit einem Warnhinweis vergleichen und wird vor allem in der jüngeren Generation bei Datings und Partnern benutzt. Dafür wählte sie als Material Textil, das oft mit Frauen assoziiert wird, mit dem Picasso selbst aber nie gearbeitet hat. Die roten Flaggen sollen aber auch auf den Stierkampf hindeuten, da Picasso sich selbst als Minotaurus angesehen hat. Auf den ersten drei Arbeiten kann man jeweils eine Frau und einen weißen Stier sehen, die auf den Stoff gemalt wurden. Hierbei soll der Stier für Picasso, aber auch für andere männliche Künstler stehen, die Frau für Hannah Cooke und andere Künstlerinnen. Auf der ersten Arbeit packt die Frau den Stier an den Hörnern, bei der Zweiten wird der Stier wie eine Weltkugel auf den Schultern der Frau getragen. Die dritte Arbeit zeigt, wie die Frau den Stier einen Berg hochrollt. Alle drei Arbeiten sollen zeigen, wie sich die Frauen mit der von Männern dominierten, Kunstwelt umgehen und sich damit auseinandersetzen.

Das vierte Werk konnte man im Raum mit den Friedenstauben bestaunen. Auf einer hellpinken Flagge waren Taubenfüße abgebildet. Picasso selbst hat sich lange mit Tauben beschäftigt, wurde erläutert. Eine dunkelpinke Flagge mit darauf einem Paar Frauenhandschuhe und einem Messer. Nochmals ging es um Picassos Verhältnis zu Frauen, denn die Handschuhe gehörten Dora Maar, eine seiner Musen. Die Handschuhe behielt Picasso auch noch nach der Trennung von ihr.

Abschließend wurde von Marco Hompes eine kleinere Arbeit von Hannah Cooke vorgestellt. Hierbei sammelte sie Tücher von Picasso. Die Motive auf den Tüchern selbst hatten nichts mit Picasso zu tun, man konnte jedoch die Signatur von Picasso auf den Tüchern finden. Der Abschluss des Abends gehörte dem Austausch und der Unterhaltung am eigens aufgebauten und zum Abend passenden Buffet mit spanischen Leckereien.