Außergewöhnliche Kunst

20-jährige Heidenheimerin Freya Kleiber erhält Roland-Riegger-Preis

Freya Kleiber heißt die Trägerin des Roland-Riegger-Preises 2023 für junge Kreative.

20-jährige Heidenheimerin Freya Kleiber erhält Roland-Riegger-Preis

Wer rechnet denn mit sowas? Da liegt man entspannt irgendwo am Strand, von den Wellen bespült, von der Sonne verwöhnt, und denkt, dass es besser nicht geht. Und dann meldet sich das Smartphone und jemand fragt, ob man nicht einen Preis gewinnen wolle. Passiert ist das Freya Kleiber aus Heidenheim.

Die Rede kommt jetzt nicht etwa auf einen Enkeltrick oder sonst eine der modernen Betrugsmaschen in einer digitalen Welt. Wir bewegen uns vielmehr in einem höchst seriösen Rahmen. Denn der Anrufer war Marco Hompes, seines Zeichens Direktor des Heidenheimer Kunstmuseums. Und bei dem Preis handelt es sich um den vom ehemaligen Bürgermeister der Stadt Heidenheim gestifteten und nach diesem benannten Roland-Riegger-Preis, eine mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung explizit für junge Kreative aus der Region Ostwürttemberg, die nicht nur als Ehrung, sondern auch als Unterstützung auf dem Weg in die Professionalität gedacht ist.

Aus heiterem Himmel

Für Freya Kleiber kam die Nachricht, ausgewählt worden zu sein, jedenfalls aus heiterem Himmel. Die 20-Jährige fiel aus allen Wolken: plötzlich Preisträgerin. Vergeben wird der Preis übrigens vom Förderkreis des Heidenheimer Kunstmuseums, wo man sich, wie Marco Hompes erzählt, besonders davon beeindruckt zeigte, dass sich Freya Kleiber in ihren jungen Jahren Themen wie etwa Märtyrer und Märtyrerinnen widmet, die man nicht unbedingt erwarten würde. Außerdem trete in ihren Arbeiten immer wieder die Erkenntnis zutage, dass das Spektakuläre oft im Alltäglichen zu finden sei, sofern man dieses nur lange genug studiere. 

In Empfang genommen hat Freya Kleiber ihren Preis in der Zwischenzeit übrigens auch schon. Dies geschah im Rahmen der Vernissage der momentan im Kunstmuseum präsentierte Ausstellung „Der Ursprung der Kunst“ mit Arbeiten von Adi Hoesle. Bei dieser Gelegenheit zeigt das Kunstmuseum im Raum auf der Galerie des großen Ausstellungssaales auch vier Arbeiten aus der Hand von Freya Kleiber.

Und jetzt Berlin

Die junge Künstlerin ist jedenfalls happy. Nicht nur, weil sie den Preis auch als Beweis dafür wertet, „dass man was kann“, sondern, weil sie ihn zudem als kräftigen Rückenwind fürs Studium verspürt, das sie im Oktober in Berlin beginnen wird, wo an der Hochschule für Technik und Wissenschaft Kommunikationsdesign ihr Ding sein wird. Was das ist? „Zum Beispiel eine Nachricht, eine Botschaft, ein Produkt künstlerisch umzusetzen, zu visualisieren und für den Empfänger, ob Publikum oder Kundschaft, verständlich rüberzubringen“, sagt Freya Kleiber. Unter anderem. „Denn Kommunikationsdesgin ist ein sehr breitgefächertes Studium.“ Nicht nur, was die künstlerischen Medien, sondern auch, was die möglichen beruflichen Tummelfelder anbelangt.

Horizonterweiterung

Das ist, was kommt. Aber was geschah bisher? Wie, wenn man das so formulieren will, kam Freya Kleiber zur Kunst? „Na ja“, antwortet sie. „Jedes Kind malt, klar. Die Frage ist, ab welchem Punkt nimmt man es ernst, will man nicht mehr nur zeichnen, was man sieht.“ Freya Kleiber war neun, als sie sich für mehr interessierte. Und zunächst einmal landete sie dabei in der „Comic-Manga-Ecke“, wie sie das nennt.

Dann kam „Kinder und Kunst“. „Mit zwölf habe ich mir das Programm des Vereins mal genauer angeschaut.“ Sehr genau und sehr ernsthaft. Denn sie ist dann gleich bei den 16-Jährigen gelandet, in einem speziellen Kurs von Beate Gabriel, der sich an Jugendliche richtet, die zum Beispiel ein Studium oder eine anderweitige Ausbildung im Bereich Kunst oder Grafikdesign anstreben und sich hier eine Bewerbungsmappe erarbeiten können. „Mich hat das Fortgeschrittenen-Level in diesem Kurs gereizt, und Beate Gabriel macht das richtig gut, man bekommt vermittelt, was es über das hinaus, was man bislang so gemacht hat, sonst noch alles gibt. Das hat meinen Horizont erheblich erweitert.“

Das Sprungbrett

Nicht zu vergessen: die Waldorfschule. „Die hatte auch einen großen Einfluss auf meine künstlerische Entwicklung“, sagt Freya Kleiber, die nach dem Abitur im vergangenen Jahr noch ein Praktikum in einem Aalener Grafikdesign-Studio absolvierte und anschließend einen intensiven Mappenkurs an einer Stuttgarter Kunstschule absolvierte. „Das ist zwar ein Investment, aber eines, das sich lohnt, weil man da noch einmal viel Input bekommt.“ Und, was Freya Kleiber anbelangt, am Ende auch eine künstlerische Visitenkarte, mit der man sich erfolgreich bewerben kann.

Und nun Berlin. Nicht nur wegen des Schulterklopfens in Form des besagten Preises geht Freya Kleiber jedenfalls guten Mutes in die nahe Zukunft. Wird sie Heidenheim vermissen? „Bestimmt, ja, die Natur auf alle Fälle, ich habe, ehe ich jetzt gewissermaßen ans andere Ende von Deutschland aufbreche, in letzter Zeit noch einmal die Heimat regelrecht aufgesaugt. Und dann muss man ja schon auch mal sagen, dass Heidenheim nicht irgendeine Kleinstadt ist, die man froh ist, endlich loszuwerden. Sie hat, vor allem auf kulturellem Gebiet, schon so einiges zu bieten. Und für mich war sie ein Sprungbrett, weil sie mir die Möglichkeit geboten hat, zu realisieren, was ich mir vorgenommen hatte.“ Hört, hört.

Bis zum 5. November im Kunstmuseum präsent

Die Ausstellung „Der Ursprung der Kunst“ im Heidenheimer Kunstmuseum, in deren Rahmen auch Arbeiten von Freya Kleiber präsentiert werden, ist bis Sonntag, 5. November, zu sehen sein. Das Kunstmuseum ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr und mittwochs von 13 bis 19 Uhr geöffnet.

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