Naturtheater Heidenheim

Premiere von „Hui Buh“: Was das Kinderstück toll macht – und was nicht

Im Naturtheater Heidenheim feierte am Sonntag das Kinderstück „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ Premiere. Ein Stück mit vielen Stärken, aber auch Schwächen. Die HZ-Premierenkritik:

Premiere von „Hui Buh“: Was das Kinderstück toll macht – und was nicht

Auf Band, auf CD, in Buchform und schließlich auf der großen Leinwand: Seit den 60er-Jahren verteilt das Schlossgespenst Hui Buh sein geisterhaftes Ektoplasma in zahlreichen unterschiedlichen Medien. Durch die Verfilmung von Michael „Bully“ Herbig erlebte die Hauptfigur der Hörspielreihe ein Revival – bis sie nun, am Sonntag, im Naturtheater Heidenheim ihren großen Auftritt hatte: „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ feierte Premiere und eröffnete damit die Sommerspielzeit auf dem Schlossberg.

Vergleiche mit der Vorlage müssen sich Adaptionen gefallen lassen. Auch im Naturtheater wird zumindest die Filmproduktion dem ein oder anderen Besucher im Kopf herumgeistern. Und tatsächlich erlaubt sich die Inszenierung ähnlich viele Slapstick-Momente wie die Filmadaption. Hier ein Stolpern, dort ein Tritt in die Weichteile – einem Kinderstück ist das zweifelsfrei angemessen und, dem Lachen der jungen Zuschauerinnen und Zuschauern nach zu urteilen, erfolgreich.

950 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Premiere von „Hui Buh – Das Schlossgespenst“. Foto: Markus Brandhuber

Das erwachsene Publikum kommt ebenfalls auf seine Kosten. Insbesondere die Irrungen und Wirrungen der Geisterwelt-Bürokratie sorgen für so manches Schmunzeln. Ebenso tun das kleine Momente in den Dialogen: So ist König Julius, überzeugend gespielt von Stefan Ziegengeist in seiner allerersten Naturtheater-Rolle überhaupt, etwa „ganz hin- und hergerissen“ von seiner angedachten Verlobten, der Gräfin Leonora zu Etepetete (Julia Frank).

Mit Benjamin Retetzki erhält das Stück einen Hui Buh, der sowohl Kinder als auch Erwachsene ganz wunderbar anspricht. Retetzki klebt ein buchstäbliches Dauergrinsen im Gesicht, mal süffisant, mal aufrichtig, immer unterhaltsam. Es ist eine Gratwanderung, die Balance zwischen vergleichsweise bodenständigen Charakteren wie König Julius und überspitzt melodramatischen Rollen wie die der großartigen Charlène (Christine Frühe-Böhni) zu halten – Benjamin Retetzki gelingt sie hervorragend.

„Hui Buh“: Funke will nicht so recht überspringen

Trotz fast durchgehend überzeugenden schauspielerischen Leistungen will der Funke in der ersten Spielhälfte noch nicht so richtig überspringen. Woran liegt das? Vielleicht am Bühnenbild. Denn ein solches gibt es bei „Hui Buh“ im Grunde nicht. Die Kulisse ist wie jedes Jahr primär auf das Erwachsenenstück ausgelegt. Und jedes Jahr steht das Kreativteam einmal mehr vor dem gordischen Knoten, das Kinderstück dennoch irgendwie im Bühnenbild unterzubringen. So richtig gelingen will es dieses Mal nicht. Mit dem gelben Herrenhaus aus dem „Raub der Sabinerinnen“ im Hintergrund will kein richtiges „Burg-Feeling“ aufkommen. Daran ändern auch zwei Ritterrüstungen sowie ein paar Schilde und Armbrüste an den Hauswänden nichts.

Auch die leer gefegte Schatzkammer der Burg erweist sich im doppelten Sinne als karg. Zum einen, weil König Julius in dem Stück restlos pleite ist. Zum anderen, weil die „Kammer“ aus lediglich zwei leeren Kisten besteht. Schade eigentlich, denn einen Mangel an Liebe zum Detail kann man dem Regie-Duo Kerstin und Hardy Keppler sonst wahrlich nicht vorwerfen. Die Kostüme sind durchwegs herrlich, insbesondere die der hochrangigen Geister. Auch die Requisiten in der Geisterwelt bieten so viel fürs Auge, dass einem kaum Zeit bleibt, jede Zeitungsüberschrift, jede Schildaufschrift und jedes noch so kleine Detail aufzunehmen.

Liebe zum Detail fand man in den Kostümen und den Requisiten zuhauf – weniger im Bühnenbild. Foto: Markus Brandhuber

Erfreulicherweise nimmt die Inszenierung in der zweiten Hälfte an Fahrt auf, was nicht zuletzt diversen Action- und Tanzszenen, aber auch ernsteren Momenten geschuldet ist. Denn Geister sind letztlich eben doch Menschen, die gestorben sind. Diesem Thema nähert sich das Stück auf unterschiedlichen Wegen: mal komisch (wenn Hui Buhs Rivale Ritter Adolar abseits der Bühne im Burggraben ertrinkt), mal roh (wenn Leonora von herabfallenden Felsen erschlagen wird), mal einfühlsam (wenn Tommy um seinen verstorbenen Vater trauert).

Was bleibt also von „Hui Buh – Das Schlossgespenst“? Etwas fürs Herz, so viel ist sicher. Etwas zum Lachen, klar. Ein Stück mit Schwächen, das muss man sagen. Aber eben auch eines, dessen Stärken diese aufwiegen. Das muss man auch sagen.

Weitere Aufführungen von „Hui Buh“ im Naturtheater Heidenheim

Das Kinderstück „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ wird im Naturtheater immer mittwochs und sonntags jeweils ab 15 Uhr aufgeführt. Die letzten beiden Aufführungen finden am Freitag, 25. August, und am Samstag, 26. August, jeweils ab 20 Uhr statt.

Karten gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim sowie unter laendleevents.de.