Premierenkritik: So kam die Premiere von "Alfonsa di Monsa" im Naturtheater Heidenheim an
Das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung lässt sich recht leicht zusammenfassen: Wer eine Vorhersage wagt, sorgt durch sein Verhalten mehr oder weniger bewusst dafür, dass diese auch eintritt. Soll heißen: Wer Chaos prognostiziert, verursacht es letzten Endes selbst. Ganz so hart wollen wir mit dem Heidenheimer Naturtheater nicht ins Gericht gehen. Ein klein wenig wurde auf dem Schlossberg dennoch mit der selbsterfüllenden Prophezeiung geliebäugelt, als dort am Samstag, 2. Dezember, das von der Heidenheimer Zeitung präsentierte Wintermärchen „Alfonsa di Monsa“ Premiere hatte.
Denn mit Chaos beginnt das Stück – wenn auch gänzlich bewusst und mit einem gründlichen Augenzwinkern. Das Ensemble gaukelt dem Publikum am Anfang nämlich vor, dass es noch überhaupt nicht bereit sei, „Alfonsa di Monsa“ aufzuführen. Man befinde sich schließlich noch mitten in der Durchlaufprobe. Mit Müh und Not und noch mehr Improvisation „versucht“ sich die Schauspieltruppe dem extra angereisten Publikum zuliebe dann doch an der Aufführung.
"Alfonsa di Monsa": kurzfristiger Ersatz für Hauptrolle
Was als verschmitzte Hommage an die Tücken hinter der Bühne gedacht ist, wurde zumindest am Samstag zur nervenaufreibenden Realität. Nach diversen Krankheitsfällen während der Probenzeit fiel bei der Premiere ausgerechnet Viviane Steffens aus, die die Hauptrolle der Katzenprinzessin Alfonsa übernehmen sollte. Extrem kurzfristig sprang Dina Tanzmann ein, der nur zwei Tage blieben, um die Rolle einzustudieren. Nicht nur vor ihrer Spontanität, sondern auch von dem, was Dina Tanzmann am Ende abgeliefert hat, kann man nur den Hut ziehen.
Gestisch, mimisch, gesanglich – es handelt sich dabei schließlich um ein Musical – und schauspielerisch im Allgemeinen passt, sitzt und stimmt alles, was diese Interims-Alfonsa da vorführt. Der gelegentliche Blick ins Textbuch, welches Tanzmann stets in der Hand behält, ist dabei absolut zu verzeihen. Keine einfache Leistung, zumal der Rest des Ensembles durchwegs glänzt. Auf ein Casting hatte Regisseurin Christine Frühe-Böhni verzichtet; für jede Rolle habe sie direkt jemandem vor dem geistigen Auge gehabt. Diese Rechnung ist aufgegangen.
Besonders offensichtlich wird das beim Kater-Trio Sansibar (Benjamin Retezki), Simsalabim (Matthias Johnson-Wagner) und Sokrates (Max Barth). Auf ihrer Suche nach einem Prinzen trifft Alfonsa auf die drei besten Freunde, die ebenso eingeschweißte Rivalen sind. Retezki, Johnson-Wagner und Barth liefern sowohl individuell als auch als Trio eine herrlich komische und detaillierte Darbietung ab. Überhaupt steckt viel Liebe in der Kostümierung der Charaktere. Von den Katzenohren bis zur flauschigen Schwanzspitze hat hier alles Hand und Fuß beziehungsweise Pfote und Tatze.
Überaus herzig agieren zudem die zahlreichen Kinderdarstellerinnen und -darsteller, die wahlweise als Katzen oder als Mäuse über die Bühne huschen. Noah Kresse überzeugt nicht zuletzt dank seiner latent leiernden und dauerängstlichen Stimm-Darbietung als inoffizieller Mäuse-Chef Käsemaus Kabberzähnchen.
Wintermärchen im Naturtheater Heidenheim mit etwas Schmalz
Apropos Stimme: Die musikalischen Nummern des Stücks – souverän unterstützt von Pianist Adrian Leang – sind kindgerecht, wenn auch einen Hauch zu sehr vor Schmalz triefend. Die Bedeutung von wahrer Freundschaft und der Appell, seinen eigenen Weg zu gehen – die Message wird mehr als deutlich. Das kann man mögen oder auch nicht. Fakt ist, man wird eine Vorstellung von „Alfonsa di Monsa“ garantiert mit mehr als einem einzigen Ohrwurm verlassen.
Weitere Vorstellungen von "Alfonsa di Monsa"
Noch fünf Mal wird „Alfonsa di Monsa“ im Naturtheater aufgeführt: am 8., 9., 10., 16. und 17. Dezember. Das Wintermärchen ist größtenteils ausverkauft, für einige Vorstellungen sind noch Restkarten verfügbar. Tickets gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim sowie unter laendleevents.de.