„Der Monat Ramadan ist es, in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist, und als klare Beweise der Rechtleitung und der Rettung. Wer nun von euch während des Monats anwesend ist, soll in ihm fasten.“ So steht es in Vers 185 der zweiten Sure des Koran geschrieben. Am Freitag, 28. Februar, ist der Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr angebrochen. Auch viele Heidenheimer verzichten bis Sonntag, 30. März, auf sämtliche Konsumgüter zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Zwei davon geben Einblicke in ihr Arbeitsleben während des Ramadan und ihre Sichtweise auf das Fasten:
Eine Stunde früher „Feierabend“
„Wenn du daran glaubst, ist der Verzicht sehr einfach“, so Ismail Fidan. Der Unternehmer ist seit etwa 30 Jahren Inhaber der Änderungsschneiderei „Heidenheims Tapfere Schneiderlein“ in der Grabenstraße. Fidans gesamte Familie fastet. Mit seiner Frau zusammen arbeitet er von Montag bis Samstag – auch während des Fastenmonats. „Einen großen Unterschied merke ich nicht während des Ramadans. Aber ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal“, sagt Fidan.
Dabei kam der Fastenmonat, der sich jedes Jahr um zehn Tage nach vorne verschiebt, auch schonmal ungelegener: „Ich habe das auch schon ein paarmal im Hochsommer miterlebt. Da fastest du 16 Stunden lang. Das kann schon erschöpfend sein“, sagt Fidan, verweist aber erneut auf den Glauben, der ihm hilft, die Fastenzeit durchzustehen. Es sei der Wille, sich der Religion hinzugeben, der den Gläubigen zum Durchhalten während des Fastens Kraft verleiht.
Dabei geht es ja auch beim Fasten: um das Gemeinsame.
Ismail Fidan, über das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang.
Unterschiede gibt es für die Fidans in der Fastenzeit dennoch: Um sich ordentlich auf das abendliche Fastenbrechen vorzubereiten, schließen sie während des Ramadan ihren Laden eine Stunde früher. Häufig lädt das Ehepaar Familie und Bekannte zum „Iftar“ ein. In den eineinhalb Stunden wird daher häufig für mehr als 15 Personen gekocht. „Wir werden natürlich auch eingeladen. Dabei geht es ja auch beim Fasten: um das Gemeinsame“, sagt Ismail Fidan. Auf die frühere Schließung wird der Inhaber zwar häufig angesprochen, bekommt aber nur wohlwollende Resonanz.
Das Miteinander unter den Religionen
Doch nicht nur um das Miteinander unter Muslimen geht es in der Fastenzeit: „Unser Prophet sagte: Wer sein Nachbar wissentlich hungrig schlafen lässt, der ist nicht von uns“, sagt Hakan Özay, Inhaber des Autohauses „Carspot“ in Mergelstetten: „Und da ist die Religion egal, es geht um das Miteinander unter Menschen.“
Da ist die Religion egal, es geht um das Miteinander unter Menschen.
Hakan Özay, über den Gedanken hinter der Fastenzeit.
Für Özay persönlich ist die Fastenzeit weniger eine Herausforderung. „Ich bin selbstständig. Für mich ist das in Ordnung, nur morgens und abends zu essen“, sagt er, fügt jedoch hinzu, dass er mit seiner Arbeit in dieser Hinsicht glücklich ist: „Ich kenne Leute, die am Band arbeiten oder Schichten müssen. Für die ist das natürlich härter, keine Frage.“ Dieses Ungleichgewicht soll beim abendlichen Fastenbrechen dann wieder wettgemacht werden. Auch für Özay ist das Teilen während des „Iftar“ wichtig, da es die Leute zusammenbringt. „Gerade in dieser Zeit ist es umso wichtiger, die Gemeinschaft zu stärken“, so Özay.
Laut Özay schaffen es ungefähr 80 Prozent der Menschen aus seinem näheren Umfeld, den Ramadan trotz Arbeit einzuhalten, jedoch hat jeder seine eigenen Herausforderungen während des Fastens zu stemmen. „Für manche ist der Verzicht auf Essen und Trinken ein großes Problem. Für viele andere jedoch eher, dass die Zeit nicht vergehen mag“, sagt er. Der Sinn des Ramadan sei aber auch nicht, den gesamten Tag zu verschlafen, um dem Fasten leichter zu entgehen: „Da ist der Sinn verfehlt. Es soll einem ja auch Demut lehren vor dem, was man sonst weniger zu schätzen weiß.“
Ausnahmen für die Fastenzeit
„Der Islam ist nicht so streng, wie jeder immer denkt. Natürlich gibt es Ausnahmen“, sagt Ismail Fidan. Frauen während der Schwangerschaft, erkrankte, ältere Menschen und stillende Mütter sind ebenso wie Reisende vom Verzicht während der Fastenzeit befreit.