Unter uns

Rücktritt-Ankündigung und Tempo-Diskussion kommen zum falschen Zeitpunkt

Mit Blick auf die vergangene Woche sind bei Marc Hosinner von der HZ-Redaktionsleitung zwei Ergebnisse haften geblieben: der angekündigte Rücktritt von Gerstettens Bürgermeister und eine Debatte um Geschwindigkeit in Heidenheim. Beides macht nachdenklich.

Nicht vergessen: Am Wochenende ist Zeitumstellung. Vereinfacht gesagt, wird es abends noch eine Stunde früher dunkel.

Es wird den einen oder anderen geben, der ein wenig Zeit benötigen wird, damit klarzukommen. Zeit ist nicht nur in diesem Kontext ein eher dehnbarer Begriff. Konkreter werden kann man erst, wenn bestimmte Zeitpunkte betrachtet werden.

Beispiel gefällig? Bitteschön: Der Zeitpunkt, den Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek wählte, um mitzuteilen, dass er bald sein Amt abgeben will, kam aus meiner Sicht zur Unzeit. Er nutzte dafür die Einweihung einer Halle im Teilort Gussenstadt, kaperte damit die Veranstaltung und setzte seine eigene Agenda über jene, die fürs Gemeinwohl vorgesehen war. Schlimmer wurde es durch die Tatsache, dass er offen ließ, warum er den Schnitt machen und vorzeitig aus dem Amt ausscheiden will. Eigentlich ist der Schultes der Alb-Gemeinde bis Februar 2026 gewählt.

Nicht falsch verstehen: Polaschek wird triftige Gründe haben. Nur: In Gerstetten und darüber hinaus rätseln die Bürgerinnen und Bürger seit dem Freitag vergangener Woche. Denn am Montag war der Bürgermeister nicht im Büro, seit Dienstag krank. Öffentlich erklären will er sich wohl erst, so war die Woche zu vernehmen, bei der nächsten Sitzung des Rats Ende November. Bis dahin ist es ziemlich lang. Aus Sicht der Bürger wäre es einerseits schön, andererseits guter Stil, Polaschek löste das früher auf.

Wenn wir in der Retrospektive auf die Woche das Thema Zeit näher betrachten, lässt sich auch eine Diskussion im Gemeinderat in Heidenheim anführen, bei der es um das Für und Wider von Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts ging. Argumente wie jenes, die Einführung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen sei nervig und gar diskriminierend, halte ich für aus der Zeit gefallen. Nervig ist viel mehr Lärm, den Anwohner auszuhalten haben. Es geht dabei schließlich nicht nur um Autos, sondern auch um Lastwagen, die, wenn sie mit leeren Aufliegern unterwegs sind, gehörig Krach machen. Weniger Geschwindigkeit bedeutet weniger Lärm. Ganz einfach. Mit, wie behauptet – Dämonisierung – hat dies nichts zu tun. Eher mit Rücksichtnahme. Ich empfehle Zweiflern einen Blick nach Giengen: dort funktioniert Tempo 30 auf der Hauptverkehrsachse.

In diesem Sinne: entschleunigtes Wochenende!