Es nieselte und war kalt, doch die 350 Zuschauerinnen und Zuschauer warteten geduldig, bis sie in die heimelige Wohnzimmeratmosphäre der evangelischen Kirche in Mergelstetten eintreten konnten. Nicht nur die Lichtshow erzeugte Vorfreude, sondern auch die Requisiten aus dem Naturtheater – Ohrensessel, Sofa und alte Stehlampen – verrieten: Es wird gemütlich. Und so war es. Der Veranstalter von „Musical Daheim“, Steffen Vogel, führte gut gelaunt und sehr sympathisch durch den Abend.
Das Motto, das ihm spürbar am Herzen liegt, zog sich durch die Vorstellung: „Wenn wir alle ein bisschen geben, können wir so viel Großes erreichen!“ Gleich der erste Song aus dem Musical „Ein bisschen Frieden“ griff das Thema auf. Vogel moderierte, stellte die Sängerinnen und den Pianisten vor. Der zweite Sänger, Dennis Glatzel, war leider erkrankt. Drei der Darsteller waren Laien, so sagten sie: Steffen Vogel, Emily Barth und Leyla Klauer. Sie lieben Musicals und Singen als Hobby, doch was sie vortrugen, war richtig gut: Klauer sang innig aus den Musicals „Die Päpstin“ oder „Diana“ und war überragend in „Never Enough“ aus „The Greatest Showman“. Sehr berührend, manchmal auch witzig und immer mit großer Klasse sang Emily Barth, und bei jedem Song, ob bei „Reise durch die Zeit“, stark im Duett mit Klauer bei „Lass mich oder lass mich gehen!“ oder „Lebe deinen Traum“, spendete das Publikum begeistert Applaus.
Beeindruckende Songs
Auch Vogel sang prima, und es machte große Freude, ihm seinen Rollen zu folgen: beeindruckend in Songs aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“, aus dem „Polarexpress“ oder, sehr witzig im Duett mit Angelika Erlacher, in dem herrlich selbstironischen „Lied, das jetzt erklingt“. Vogel hatte auch zwei Profis gewinnen können: den Ulmer Pianisten Janis Pfeifer und die österreichische Musical-Darstellerin Erlacher. Diese Mischung aus Laien und Profis war sehr gelungen. Die Laien sangen schon toll, aber was Pfeifer am Piano und Erlacher als Darstellerin dem Publikum boten, war schlicht umwerfend. Beide herausragend, jeden Song spielerisch und mit großer Klasse interpretierend. Erlacher zeigte nicht nur stimmlich, sondern auch in jeder einzelnen Darstellung eine Größe und Präsenz, die faszinierten: als gealterte Diva aus „Sunset Boulevard“, „unsichtbar“ aus dem Musical „Zauberflöte“ und auch bei den mehrstimmigen Songs fügte sie sich harmonisch, kraftvoll und sehr sympathisch in das Ensemble ein.
Die gegenseitige Sympathie der Darsteller war deutlich zu spüren. Im zweiten Teil interviewte Vogel seine Mistreiter in dem „Wohnzimmer“, im Ohrensessel und auf dem Sofa, charmant und persönlich. Später sangen sie erneut von Glauben und Wundern, von Weihnachten und Hoffnung. Am Ende kamen noch einmal Klassiker zu Gehör: Klauer spielerisch-frech in „Grease“, Barth toll in „Sister Act“, absolut umwerfend Erlacher in „Weine nicht um mich, Argentinien“ und witzig Vogel in „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus „Tabaluga“. Zum Schluss, nach sehr persönlichen, aber vielleicht einen Tick zu langen Danksagungen, erklang noch einmal „Bewahre deinen Traum“ aus „Cinderella“. Und nachdem alle gemeinsam „Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“ gesungen hatten, ging das Publikum hochzufrieden nach Hause.
Erlös wird gespendet
Steffen Vogel, Veranstalter, Sänger, Lichtdesigner, hat eigens für „Musical Daheim“ eine Firma gegründet: SV-Entertainment. Die Benefiz-Veranstaltung fand zum zweiten Mal in der evangelischen Kirche Mergelstetten statt. Der Erlös geht an die Anton-Schrobenhauser-Stiftung, die sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt. Vogel ist in Mergelstetten aufgewachsen, wurde in dieser Kirche getauft, hat dort zwei Jahre lang eine Kirchenuhr restauriert und auch viele Jahre im Heidenheimer Naturtheater mitgespielt. Er lebt in Füssen und arbeitet dort am Festspielhaus Neuschwanstein als Lichtdesigner. Er programmiert ganze Shows und lebt seinen Kindheitstraum: auf und hinter der Bühne Menschen glücklich zu machen.