Schluss mit dem Verkehrschaos auf dem Schlossberg: Lob und Kritik für die Pläne des FCH
Der Bundesligist FCH möchte sein Stadion ausbauen. Die Kapazität von 15.000 Zuschauern soll auf 23.000 erhöht werden. Doch bevor dies geschieht, muss die Verkehrssituation auf dem Schlossberg verbessert werden. Denn an Heimspieltagen herrscht dort regelmäßig Chaos, weil zu viele Menschen versuchen, mit dem Auto zur Voith-Arena zu kommen. Dies sorgt nicht nur für große Staus, sondern ruft mitunter auch gefährliche Situationen hervor.
Um gegensteuern zu können, hat sich der Gemeinderat nun erneut mit einem Bebauungsplan für den Schlossberg beschäftigt, in dessen Mittelpunkt neben Baumaßnahmen direkt am Stadion die verkehrliche Situation steht. Mit dem Verfahren begonnen wurde bereits im Jahr 2020, also noch lange vor dem Aufstieg des FCH in die Bundesliga. Damals war der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst worden, doch inzwischen gibt es einige Veränderungen.
Zwei Parkhäuser beim Stadion
Kern aller Überlegungen ist der Bau zweier Parkhäuser in unmittelbarer Nähe des Stadions: Eines mit 340 Stellplätzen bei den Sportanlangen Heeräcker, das ausschließlich für Gäste-Fans gedacht ist, und ein weiteres im Katzental, das über 400 Parkplätze verfügen soll. Dieses wiederum ist den FCH-Fans vorbehalten. Sind diese Parkhäuser erst gebaut, dann sollen die 198 Parkplätze, die derzeit vor der Voith-Arena bestehen, wegfallen. Auch andere Parkplätze, etwa der beim Naturtheater sollen dann nicht mehr zur Verfügung stehen und wildes Parken wird nicht geduldet. Alles in allem wird sich die Zahl der Parkplätze im unmittelbaren und weiteren Umfeld der Voith-Arena nur leicht von 2375 auf künftig 2431 erhöhen.
Großes Shuttlebus-Terminal vor der Voith-Arena geplant
Wie Peter Wolpert von der Kling Consult GmbH, die den Bebauungsplan entwickelt hat, dem Gemeinderat erläuterte, sollen die Parkhäuser dazu dienen, den Verkehr auf dem Schlossberg an Heimspieltagen zu minimieren. Das Verkehrskonzept nämlich sieht eine deutliche Erhöhung der Shuttlebusse vor, mit denen die Fans zum Stadion gelangen können. Fahren derzeit noch 18 Busse nach Spielende ab, so sollen es künftig 54 sein. Um diese zu ermöglichen, ist jedoch eine Infrastruktur notwendig, die es den Bussen ermöglicht, möglichst eng getaktet so viele Fans wie möglich zu transportieren. Deshalb sieht der Plan vor, auf dem Gelände vor dem Stadion, auf dem heute noch geparkt wird, ein großes Shuttlebus-Terminal zu errichten, von dem aus Fans gefahr- und problemlos ins Stadion gelangen können. Weiterhin ist Wolpert zufolge vorgesehen, die Infrastruktur für Rad- und Fußwege zu verbessern, um die Menschen dazu zu bringen, aufs Auto zu verzichten. Zu diesem Zweck sollen auch rund 1.000 zusätzliche Fahrrad-Abstellmöglichkeiten entstehen, die verschlossen und überdacht sind.
Wie Wolpert erklärte, sind die meisten Bauarbeiten auf bereits versiegelten Flächen geplant. Durch die Umplanungen seit dem ursprünglichen Entwurf könne auch der Eingriff in Waldflächen verringert werden.
Unterschiedliche Reaktionen im Gemeinderat
Im Gemeinderat stieß die Planung auf unterschiedliche Reaktionen. Sabine Skwara erklärte im Namen der CDU/FDP-Fraktion, dass diese das „durchdachte Gesamtkonzept“ befürworte: „Die Verbesserung der Situation auf dem Schlossberg und der Einsatz von deutlich mehr Shuttlebussen ist ganz unabhängig von der Liga, in der der FCH spielt.“ Mit dem Bebauungsplan unterstütze man die Entwicklung des Unternehmens FCH, und das sei auch wichtig. „Wir sind dazu verpflichtet, bestmögliche Bedingungen zu schaffen, denn auch die Arbeitsplätze, die Steuereinnahmen und der Bekanntheitsgrad dienen dem Wohl der Stadt“, so Skwara.
SPD lobt und übt Kritik
Die Vorsitzende der SPD/Linke-Fraktion, Tanja Weiße, lobte, dass seit dem Aufstellungsbeschluss viele gute Änderungen in den Plan eingearbeitet worden seien. Das betreffe den Waldbestand ebenso wie das Verkehrskonzept und die Kooperation mit anderen Vereinen. „Das Thema Ausbau ist präsent, und wir wollen mit der Erweiterung des Stadions den Verein mit vorwärtsbringen.“
Die Verbesserung des Bus-Shuttleverkehrs hält sie ebenso für die richtige Strategie, die Verkehrssituation zu verbessern, wie die Stärkung des Radverkehrs. Zwar betrachtet Weiße die Parkhaus-Lösung nicht als nachhaltig, „aber es gibt leider keine andere Möglichkeit, die ganzjährig funktionieren könnte“. Diesbezüglich forderte die Fraktionschefin eine Nacharbeit beim Verkehrskonzept. Ralf Käpplinger, im Rathaus Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung, erklärte, dass die Versuche, Voith und Hartmann dazu zu bewegen, die Parkhäuser auf ihren Parkplätzen zu errichten, nicht zum Ziel geführt hätten. „Das kann man gut begründen und auch verstehen. Gleichwohl stellten sie ihre Parkplätze weiterhin am Wochenende für Fußballfans zur Verfügung.
Grüne stellen sich gegen das Verkehrskonzept
Ihre Fraktion sei keinesfalls gegen den FCH, betonte die Grünen-Fraktionschefin Anamari Filipovic, man sehe durchaus, was die Entwicklung für die Stadt bedeute. Dennoch könne sie dem Bebauungsplan nicht zustimmen, auch wenn sie den Ausbau des Stadions unterstütze. Heftige Kritik übte Filipovic an den Ergebnissen aus dem Verkehrskonzept und der Tatsache, dass zwei neue Parkhäuser gebaut werden sollen: „Wir fordern eine Erweiterung des Stadions, die mit einem sinnhaften und zukunftstauglichen und vor allem bevölkerungsverträglichen Mobilitätskonzept einhergeht.“ Indem weiter zugelassen werde, dass privater Pkw-Verkehr auf den Schlossberg komme, sei eine Verringerung des Verkehrschaos ausgeschlossen. „Können wir es weiterhin zulassen, dass die verkehrliche Hauptschlagader zum Klinikum regelmäßig für Stunden blockiert ist?“, so Filipovic.
Zwar bezeichnete die Grünen-Chefin den Bau eines Shuttle-Terminals als guten Vorschlag, doch würden auch die Busse im Stau stehen. Mit dem vorgestellten Plan könne kein Radfahrer sicher zum Stadion gelangen. „Für uns ist der Plan eine Mogelpackung“, eine Alternative habe man erst gar nicht gesucht.
Oberbürgermeister Michael Salomo konterte, dass eine Planung im Bestand immer schwierig sei, weil gewisse Vorgaben zu erfüllen seien. „Dieser Tatsache müssen wir uns stellen, wenn wir die Stadt weiterentwickeln wollen. Er halte den Bebauungsplan für eine sehr gute Lösung, „und Staus gehören bei Großveranstaltungen einfach dazu, das ist überall so.“
DKP-Stadtrat Reinhard Püschel übte ebenfalls Kritik an den Parkhäusern, die seiner Ansicht nach noch mehr Verkehr nach sich ziehen könnten. Das sieht auch Grünen-Stadträtin Elisabeth Kömm-Häfner so. Ralf Willuth, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, betonte, dass in die Planung sehr viel Fachwissen eingeflossen sei, „mehr Sorgfalt und Mühe geht nicht“. Er ist durchaus der Ansicht, dass der Shuttle-Bahnhof in Kombination mit den Parkhäusern die Verkehrssituation deutlich entschärfen könnte. „Wenn wir das Verfahren verzögern, würden wir dem FCH keinen guten Dienst erweisen“, so Willuth, der die Zustimmung seiner Fraktion signalisierte.
Letzten Ende beschloss der Gemeinderat mehrheitlich bei zehn Gegenstimmen aus Reihen der Grünen und der SPD, den Entwürfen des Bebauungsplans zuzustimmen und ihn erneut öffentlich auszulegen.
Die nächsten Schritte
Mit der Zustimmung des Gemeinderats zum Bebauungsplan und zur Änderung des Flächennutzungsplans kann die Offenlegung der Pläne erfolgen, sofern der gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Heidenheim/Nattheim der Flächennutzungsplanänderung ebenfalls zustimmt. Diese Sitzung findet im November statt. Dies ist dann der vorletzte Schritt des Verfahrens.
Abgeschlossen wird das Verfahren mit dem Satzungsbeschluss. Das geschieht voraussichtlich im neuen Jahr. Dann hat der FCH die Möglichkeit, Bauanträge zu stellen, die dann wiederum im Gemeinderat beraten werden müssen.