Schon jetzt hat die Heidenheimer Bauverwaltung Angst um den neuen Fahrbahnbelag
Während gestiegene Kosten für Hypothekendarlehen, Material und Personal den Hausbau derzeit ausbremsen, geht es beim Tiefbau mit unverminderter Schlagzahl weiter. Dabei sind es oftmals überschaubare Vorhaben, die in mehrfacher Hinsicht zur positiven Entwicklung eines Wohngebiets beitragen.
Beispiel 1: Zollernstraße
Mit ihren etwa 100 Jahren auf dem Buckel dürfte die Zollernstraße zu den schadhaftesten Verbindungen im Heidenheimer Stadtgebiet gehört haben. Diese Zustandsbeschreibung ist der Vergangenheit entnommen, weil die Straße auf einer etwa 750 Quadratmeter großen Fläche seit Ende Juni auf Vordermann gebracht wird. Noch bestimmen zwar Schotter, Randsteine und eine der Entwässerung dienende Pflasterzeile das Bild, lärmen schwere Maschinen über das Gelände, doch voraussichtlich in etwa zwei Wochen werden Gehwege und Fahrbahn mit einem frischen Asphaltbelag versehen sein.
Bereits an Ort und Stelle sind die neue LED-Straßenbeleuchtung sowie im Untergrund ein größerer Mischwasserkanal und ausgetauschte Hausanschlüsse. Hinzu kommen Leerrohre, in die bei Bedarf Breitbandkabel eingezogen werden können. Eigentlich eine komfortable Situation für Telekommunikationsunternehmen, die dort wie auch andernorts Kunden an sich binden wollen. Allerdings machen sie längst nicht immer von der bereits vorhandenen Infrastruktur Gebrauch, indem sie sie kaufen oder mieten. Stattdessen schlagen sie laut Gerhard Horlacher, dem Leiter des Fachbereichs Bauen, erfahrungsgemäß immer wieder die Bitte in den Wind, sich mit ihrem Terminplan den städtischen Tiefbauarbeiten anzuschließen.
Die Folgen kennt jeder, der eine gerade erst asphaltierte Straße aufmerksam im Blick behält: Kaum ist der neue Belag drauf, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit an verschiedenen Stellen auch schon wieder aufgerissen, damit Leitungen verlegt werden können. „Das tut mir jedes Mal richtig weh, aber es ist leider ein wilder Markt, in dem jeder machen kann, was er will“, sagt Horlacher. Eine Handhabe, die Mitarbeit praktisch zu erzwingen, hat die Kommune nicht, wie Oberbürgermeister Michael Salomo erläutert: „Das Telekommunikationsgesetz bindet uns da leider die Hände.“
Zufrieden zeigt sich Salomo gleichwohl mit der Aussicht, in Kürze nicht nur eine bautechnische Sanierung, sondern auch eine Aufwertung für das gesamte Quartier vollzogen zu haben. Erfahrungsgemäß ziehe der eine oder andere Anlieger mit der Sanierung seines Hauses nach, sobald erst einmal das Umfeld an Qualität gewonnen habe. Die Vorfreude scheint jedenfalls groß: Polier Hans Esslinger von der Firma Leonhard Weiss berichtet von Anwohnern, die in den vergangenen Wochen immer wieder mal Kaffee und Kuchen vorbeigebracht haben.
Der Straßenbau au der 100 Meter langen Strecke schlägt mit 160.000 Euro, der Kanalbau mit 150.000 Euro zu Buche.
Beispiel 2: Josef-Weiss-Straße
Weniger als drei Monate Bauzeit sind veranschlagt für die Sanierung der zwischen Meebold- und Schülestraße verlaufenden Josef-Weiss-Straße. Auf rund 150 Metern Länge erhält sie einen neuen Belag. Dabei bleibt der Zuschnitt mit zwei Meter breiten Gehwegen und einer sechs Meter breiten Fahrbahn unverändert.
Zum Maßnahmenpaket gehört neben der Erneuerung der Hausanschlüsse durch die Stadtwerke auch der Austausch des jetzt mit einem größeren Durchmesser versehenen Abwasserkanals. Die alten Rohre stammten aus dem Jahr 1911. Das belegt eine Prägung auf einem der Kanaldeckel. Es geht aber auch noch älter: Horlacher verortet die Anfänge des Heidenheimer Kanalnetzes auf das Ende des 19. Jahrhunderts.
Da der gesamte Aufbau der Straße bereits viele Jahre alt ist, finden sich in dem seinerzeit verwendeten Material Reste von Teer. Folglich müssen zunächst Proben genommen werden, ehe in Absprache mit dem Landratsamt auf genau definierten Wegen die Entsorgung erfolgen kann. Sorgfalt ist auch gefragt, was die Güte des neuen Kanals anbelangt. Eine Druckprüfung und eine Kontrolle mit einer Kamera müssen belegen, dass alles dicht ist und kein Wasser versickert. Nach fünf Jahren wird dieses Verfahren wiederholt. „Erst dann ist die Baufirma aus der Verantwortung raus“, so Horlacher.
Verlaufen die Arbeiten weiterhin planmäßig, dann soll die Josef-Weiss-Straße, die zum Sanierungsgebiet Oststadt gehört, ab dem zweiten Dezemberwochenende wieder für den Verkehr freigegeben sein. Die Kosten belaufen sich auf etwa 360.000 Euro.
Im Tiefbau keine Materialknappheit
Die Lieferengpässe, die den Bausektor noch vor Monaten stark betroffen haben, gehören offenbar der Vergangenheit an. Das gilt vor allem für den Tiefbau, wie Gerhard Horlacher bestätigt, zuständiger Fachbereichsleiter im Heidenheimer Rathaus: „Alle benötigten Materialien werden auf die Baustellen geliefert, man muss sie natürlich rechtzeitig bestellen.“ Die Preise, die ohnehin nicht so extrem gestiegen seien wie im Hochbau, hätten sich stabilisiert. Ablesen lässt sich Horlacher zufolge die das Geschäft prägende Normalität auch an den Reaktionen auf die Ausschreibungen: „Wir kriegen ernstzunehmende Angebote von Firmen, die in einer guten Konkurrenz zueinander stehen.“