Zunächst zolle ich den drei Beraterinnen von der Heidenheimer Awo meine Achtung. Sie bieten – als einzige Stelle – für Frauen, die sich in einer tiefen Krise befinden, eine Möglichkeit, ihre innere Not auszusprechen, und aus ihrer Erfahrung haben sie manch gut gemeinte Ratschläge.
Mich erinnert dieser Artikel in der HZ an eine persönliche Erfahrung in meiner Freiburger Studentenzeit Ende der siebziger Jahre. Unsere Nachbarin T. wurde von ihrem „Partner“ vor die Entscheidung gestellt: „Ich oder das Kind.“ So fuhr ich sie von einer Beratungsstelle zur anderen, versuchte selbst Lösungen aufzuzeigen. Doch dann war T. nicht mehr da und offenbarte uns wenige Tage später, dass ihre Schwangerschaft beendet sei. Die „Partnerschaft“ war auch beendet und ihr Bruder erzählte uns, dass seine Schwester es noch nach Jahren nicht schaffte, in einen Kinderwagen zu schauen. Hatte sie das Post-Abortion-Syndrom, unter dem nicht wenige Frauen leiden, die eine Abtreibung an sich vollziehen ließen?
Heute stelle ich mir vor, welche Freude und auch Unterstützung im herannahenden Alter T. mit ihrem Sohn oder Tochter hätte, wenn diesem Menschen nicht das Leben genommen worden wäre.
So wie dem ungeborenen Kind von T. ging es allein von 1996 bis 2023 3.309.157 von Menschen in Deutschland: Bevor sie geboren wurden, nahm man ihnen die Chance zum Leben. Sie fehlen uns persönlich, aber auch unserer Gesellschaft.
So ernten wir – nicht erst jetzt - was wir gesät haben und rauben schon seit Jahren ärmeren Nationen, die ihre Jugendlichen mühsam ausgebildet haben, die qualifizierten Fachkräfte.
Als evangelischer Christ bedauere ich, dass selbst meine Kirche – wohl mit gut gemeinten Motiven – dieses vorgeburtliche Sterben unterstützt, indem sie bereit ist, die Erlaubnisscheine auszustellen.
Eine kleine Anekdote zum Schluss: Dem viel gescholtenen "erzkonservativen" Pfarrer Latzel in Bremen klagte eine Frau die Not mit ihrer ungewollten Schwangerschaft. Schlussendlich ermutigte sie der Seelsorger, ihr Kind auszutragen. Wenn sie das Kind dann immer noch nicht wollte, könne sie das Baby zu ihm bringen. „Ich sorge dann für das Kind.“ Die Frau behielt ihr Baby.
Es wäre gut, wenn die drei Beraterinnen der Awo auf Menschen im Heidenheimer Land hinweisen könnten, die bereit sind, Schwangere mit Wort und Tat zu ermutigen und zu unterstützen.
Günther Freudenberger, Heidenheim